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„Ich glaube nicht an Magie oder irgendeinen Hokuspokus!“

Zwischen „1941 – Wo, bitte, geht's nach Hollywood?“ und „E.T. – Der Außerirdische“ schüttelte US-Regisseur Steven Spielberg in Kooperation mit US-Produzent George Lucas (der zusammen mit Philip Kaufman und Lawrence Kasdan das Drehbuch verfasste, aber keine Zeit hatte, selbst Regie zu führen) einen weiteren Klassiker des Unterhaltungskinos aus dem Ärmel und erschuf im Jahre 1982 eine der Spielfilmikonen schlechthin: den von Harrison Ford („Krieg der Sterne“) verkörperten Abenteurer Indiana Jones, der nach seinem Debüt in „Jäger des verlorenen Schatzes“ in Serie gehen sollte.

„Du verstehst es wirklich, einer Lady eine schöne Zeit zu bereiten!“ (sarkastisch: Marion Ravenwood)

Archäologe Dr. Henry „Indiana“ Jones jr. ist hauptberuflich Dozent an einer Universität in einer ländlichen Gegend der USA. Immer wieder unternimmt er jedoch abenteuerliche und nicht selten hochgefährliche Reisen auf der Suche nach antiken und mystischen Artefakten. Kaum aus Südamerika zurück, verschlägt es ihn zusammen mit seiner Ex-Freundin Marion Ravenwood (Karen Allen, „The Wanderers“) auch schon wieder nach Ägypten, wo er sich auf die Spur der Bundeslade begibt, in der Moses‘ zehn Gebote eingelagert sein sollen. Jedoch: Wir schreiben das Jahr 1936, und auch die Nazis sind hinter diesem alttestamentarischen Vermächtnis her, denn es soll seinem Besitzer unendliche Macht verleihen… So schwebt nicht nur Indy erneut in ständiger Gefahr, sondern auch sein ägyptischer Gefolgsmann Sallah (John Rhys-Davies, „Shogun“) und Marion, die bald von den Nazis entführt wird. Wird Indy sie retten können? Und womöglich gar tatsächlich die Bundeslade finden und vor dem Zugriff der Faschisten schützen können…?

Nicht nur die Figur Indiana Jones, auch John Williams‘ Titelthema mit seinem enorm hohen Wiedererkennungswert wurde ikonisch, avancierte gar zu einer der populärsten Kinomelodien der damals ja noch jungen 1980er. Mit diesem Film reanimierte Spielberg das Abenteuerkino vergangener Zeiten fürs breite Publikum, indem er es entstaubte und neu anstrich, die 1930er (Handlung) erfolgreich an die damals modernen Sehgewohnheiten anpasste – und diese hier und da sogar ein wenig herausforderte. Um sein Publikum gleich für sich zu gewinnen, inszenierte Spielberg bereits die Exposition mit einer Eröffnungssequenz voller Spinnen, fieser Fallen und – Stichwort Sehgewohnheiten – einer nicht ungefähren Härte mit blutigen Leichen. Diese Szenen spielen während Indys südamerikanischer Expedition, sodass man gleich weiß, mit wem man es zu tun hat, wenn er einem im Anschluss als Uni-Dozent begegnet. Jene Szenen werden sodann genutzt, um die spannende, vielversprechende Hintergrundgeschichte in Ruhe auszuformulieren. Seine trinkfeste Ex-Freundin Marion gabelt er nach zehn Jahre in Nepal auf, womit auch für die weibliche Heldin gesorgt wäre.

Recht bald geht es wieder zur Sache, denn Spielberg gibt dem Affen Zucker in Form vieler Hauereien, Stunts, Schusswechsel und Explosionen. Und ein Nazi-Ägypter kommt mit ‘nem Krummsäbel zur Schießerei… Als diese Schauwerte erstmals etwas langweilig, weil zu vorhersehbar zu werden drohen – Indy & Co. scheinen stets überlegen, wie Übermenschen, denen ohnehin niemand etwas anhaben kann –, scheint Marion plötzlich das Zeitliche zu segnen. Das ist dramaturgisch klug platziert, doch natürlich lebt sie noch und muss nun aus den Klauen der Nazis befreit werden. Einige expressionistische Schattenbilder erinnern an schon damals lange vergangene Kinozeiten, eine fiese und höchst fragwürdige Szene, in der Sympathieträger Indy hunderte unschuldiger Schlangen abfackelt, an auch schon damals geächtete Tierquälerei (wenngleich es sich um einen Spezialeffekt handelt). Morbide Szenen mit mumifizierten Leichen in der Todesgruft sorgen für wohligen Grusel. Der Tonfall ist nur leicht komödiantisch und oft sympathisch augenzwinkernd, anbiedernder bleibt Humor bleibt größtenteils außen vor.

Das Hauptaugenmerk liegt auf Action, narrativ spielt der Zufall aber zu oft eine entscheidende Rolle. Das geht einher mit etwas billigem Buhlen um die Publikumsgunst, ist aber technisch gut gealtert und nicht zuletzt dadurch ist der Film eine Art Evergreen geworden. Seine Spannung bezieht „Jäger des verlorenen Schatzes“ daraus, wie sich Indy immer wieder aus den unwirtlichsten Situationen befreit – und natürlich aus der finalen Öffnung der Bundeslade. Diese endet dann auch mit einem schönen Knalleffekt, inklusive herausfordernder Spezialeffekte, die den Film nur bedingt familientauglich machen. Der jüdische Spielberg schien mir mit diesem Filmreihenauftakt eine Art Rache an den Nazis inszeniert zu haben, und dieser beizuwohnen macht größtenteils Laune – wenn sich mir auch der ganz große Kultfaktor, den „Jäger…“ genießt, nicht 100%ig erschließt.

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