Es waren die 1920er und 1930er Jahre, in denen in Übersee eine Filmform populär war, die das Publikum quasi wöchentlich in die Kinos „zwang“. Denn diese „Serials“ endeten in der Regel offen und wollte man wissen, wie es weiterging, so ging dies nur im Lichtspielhaus. Sozusagen als Vorläufer dessen, was man heute als Serie bezeichnen würde, handelte es sich dabei oft um Geschichten aus den Genres Abenteuer, Science-Fiction oder Western. Im Zweifelsfalle eher günstig produziert, war diesen verfilmten Kapiteln einer durchgehenden Geschichte doch ein gewisser Erfolg beschieden.
Zwar zu dieser Zeit nicht im Kino dabei, war George Lucas aber im Laufe seiner Jugend von diesen Abenteuern recht angetan. Und dies wohl nachhaltig, denn in den 1970er Jahren griff er die Stimmung dieser Produktionen auf und erdachte „The Adventures of Indiana Smith“, benannt nach seinem Hund. Ein Detail, das es in die hieraus hervorgehende Filmreihe geschafft hat. Da er die Rechte an „Flash Gordon“, den er eigentlich auf die Leinwand bringen wollte, nicht bekam und ein neues Projekt namens „Star Wars“ Lucas in Beschlag nahm, landete etliche Jahre später dann Steven Spielberg auf dem Regiestuhl.
Und was letztlich auf der Leinwand landete, mitsamt dem geänderten Namen der Hauptfigur, war dann anno 1981 das, was als Blaupause für den modernen Abenteuerfilm angesehen werden darf. Als Klassiker, der bis heute großartig funktioniert. Passend zur Inspirationsquelle verlegte man das Szenario ins Jahr 1936, in welchem der Professor für Archäologie Dr. Indiana Jones auf die Spur der als verloren geglaubten Bundeslade kommt. So beginnt eine Reise um die halbe Welt, da trifft er Freund und natürlich auch Feind, denn auch die Nazis sind ob ihrem Interesse am Okkulten hinter dem Artefakt her.
Indys erstes Leinwandabenteuer bietet einige ikonische Szenen. Vom Anfang mit der riesigen Kugel, dem Schwertkämpfer auf dem Marktplatz bis hin zur letzten Einstellung in der Lagerhalle. Und dazwischen geht es rund, in diversen Sets und an einigen Schauplätzen. Gedreht in Frankreich, Tunesien, Hawaii und den renommierten Elstree Studios in England. Die Ortswechsel mit der roten Linie über der Landkarte sind einfach kultig.
Die Geschichte selbst puzzelt sich von Schauplatz zu Schauplatz, das Wettrennen mit den schurkischen Nazis bildet die Grundlage, den Weg säumen allerlei Gestalten. Im Zentrum steht natürlich Indy selbst, inzwischen untrennbar mit Harrison Ford verbunden. Dabei ist sein Dr. Jones bei aller Heldenhaftigkeit kein Übermensch. Stets sympathisch, dabei entschlossen, knurrig und einfach jemand, dem man gerne auf solch einer Reise folgt. Diese findet mit allerlei Fahrzeugen, Flugzeug, Schiff, U-Boot oder zu Pferd statt – das volle Programm eben.
Auch seine Mitstreiterin und Teilzeitromanze Marion weiß zu gefallen, von Karen Allen mit ordentlich Rückgrat gespielt. Sie ist keine Staffage, was sie zu einer sinnvollen Ergänzung im Figurenkonstrukt macht.
Ronald Lacey als Major Toht ist schön verachtenswert, John Rhys-Davis als Indys Kumpel vor Ort in Kairo bringt etwas Lockerheit rein. Denholm Elliot als Freund und Kurator ist in seiner kleinen Rolle eine feine Ergänzung und es soll nicht sein letzter Auftritt gewesen sein. Und dann gibt es da noch eine Menge Deutsche, die (im O-Ton) ihre Sprache nicht richtig können.
Action gibt’s natürlich immer wieder, diese ist fetzig inszeniert und getaktet, obwohl mancher Effekt heute nicht mehr frisch wirkt. Doch schadet es dem Gesamterlebnis nicht. Allein die erhöhte Abspielgeschwindigkeit in manch wenigen Szenen wirkt befremdlich, wohingegen die auch als solche zu erkennenden Matte Paintings trotzdem gut aussehen.
Der Aufwand ist sichtbar und verleiht den Szenen diesen gewissen Charme. Und vieles an Handarbeit sieht immer noch top aus. Modelle und Masken, reale Sets und die nötige Ruppigkeit erschaffen eine spürbare Umwelt. Der Film atmet sein Genre und birgt ein paar Härten. Er schafft es einfach, trotz seiner Blockbusterqualitäten angenehm wenig glattgebügelt zu sein. Eine Wohltat.
Dabei tritt der Film nicht permanent auf's Gaspedal, immer wieder kann man zumindest kurz in manch schöner Einstellung schwelgen. Überhaupt ist das Timing gekonnt, es wechseln sich die flotten mit den ruhigeren Passagen ab und das jeweils in genau der richtigen Dosis. Visuell ist das famos eingefangen von Douglas Slocombe, der auch bei den beiden Fortsetzungen hinter der Kamera agierte.
Fantastisch ist der Score, John Williams schuf (mal wieder) ein Thema für die Ewigkeit. Doch nicht nur der bekannte Marsch ist hörenswert, der komplette Soundtrack schmiegt sich passend an das jeweilige Szenario an. Schon das fließende „Marion's Theme“ oder das so unheilsschwangere Thema der Bundeslade sind immer wieder magisch.
„Raiders of the Lost Ark“ verbindet Action, Abenteuer, ein bisschen Romanze und Humor zu einem perfekt funktionierendem Ganzen. Sympathische Helden, schurkische Schurken, tolle Schauplätze. Getragen von einem großartigen Ensemble und der ikonischen Musik von John Williams ist der erste Film rund um den reisefreudigen Archäologieprofessor immer noch ganz großes Kino.