Als „Jäger des verlorenen Schatzes“ wurde Harrison Ford zum Prototypen des modernen Actionhelden.
Legendär ist ja bereist die Eingangssequenz, die Indiana Jones (Harrison Ford) als den wackersten Schatzsucher unter der Sonne charakterisiert: Im Kampf gegen Fallen, Taranteln und verräterische Mitarbeiter schafft der gute Mann es ein Artefakt aus einer Tempelruine zu mopsen. Schon allein das ist einer der Punkte, die viele andere Action- und Abenteuerfilme von Spielbergs Klassiker übernahmen: Die Eingangssequenz mag zwar wenig bis gar nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun haben, aber sie bietet Action als Appetizer und führt die Hauptfigur passend ein.
Zwar nimmt man Indy das Artefakt ab, aber das hält den Schatzsucher, der sonst als Professor tätig ist, nicht von neuen Abenteuern ab. Die Gelegenheit dazu bietet sich ihm, als man ihn bittet die legendäre Bundeslade ausfindig zu machen. Also reist Indy nach Nepal, wo ein entscheidender Hinweis versteckt ist, aber auch die Nazis sind hinter dem Schatz her…
„Jäger des verlorenen Schatzes“ ist einer der Archetypen des modernen Popcornkinos, der seinen Unterhaltungswert vor allem der Inszenierung Steven Spielbergs verdankt. Denn „Jäger des verlorenen Schatzes“ knüppelt dem Zuschauer die volle Ladung an Ausstattungsprunk rein: Exotische Locations, ganze Statistenheere (entweder als Araber oder Nazihorde) und zahlreiche Effekte. Es handelt sich schlicht und einfach um eine atemberaubende Achterbahnfahrt, bei der man auch gerne über Logikfehler hinwegsieht. Wo sonst als im Popcornkino stört es niemanden, wenn der Held mit einem klapprigen Armeelaster ein zu der damaligen Zeit hochmodernes Auto ganz easy überholt?
Auch der Plot krankt nicht gerade an Üppigkeit, aber auch darum geht es im Popcornkino schließlich nicht. Stattdessen gestaltet Steven Spielberg die Schnitzeljagd nach stets neuen Hinweisen sehr fesselnd und drückt so sehr auf die Tube, dass die rund 111 Minuten Laufzeit wie im Fluge vergehen. Angereichert wird die Geschichte zudem mit viel Humor, denn markige Oneliner und ähnliche Gags gehören einfach zum Popcornkino dazu. Die Witze treffen auch stets ins Schwarze und sorgen für einen lockeren Ton ohne dass „Jäger des verlorenen Schatzes“ klamaukig wirkt.
Hauptattraktion sind natürlich die zahlreichen Actionszenen und ähnliche Schauwerte, die das Publikum so richtig in den Sessel drücken. Indy darf sich mit Nazischergen prügeln und schießen, es gibt wilde Verfolgungsjagden und so einiges geht in die Luft. Neben Einlagen wie der Barschießerei in Nepal und dem Kampf am Flugplatz überzeugen zudem die wirklich atemberaubenden Stunts, wenn sich Autos überschlagen, Schatzsucher in metertiefe Höhlen abseilen usw. Auch die Effekte sind große Klasse (Stichwort Geisterattacke) und zeigen, warum Industrial Light and Magic gerade mit dieser Filmreihe so berühmt wurde.
Harrison Ford als legendärer Indy ist zudem eine Klasse für sich, denn der schlitzohrige und schlapphütige Schatzsucher ist eine Paraderolle für ihn: Stets einen leicht sarkastischen Spruch auf den Lippen, aber auch stets mit eisernem Willen sein Ziel zu erreichen. Karen Allen als Love Interest ist OK und auch die Fieslingen erbringen gute Leistungen, aber gerade in diesem Indy-Film fehlen noch Leute, deren Charisma es mit der Titelfigur aufnehmen kann und so gehört „Jäger des verlorenen Schatzes“ voll und ganz Harrison Ford.
Doch so unterhaltsam Steven Spielbergs furiose Achterbahnfahrt auch sein mag, ganz ohne Schwächen kommt sie nicht daher (diese wurden dann teilweise in den Nachfolgern ausgebügelt). Gelegentlich merkt man, dass der Film noch nicht die Production Values der Nachfolger oder anderer Blockbuster hat (kleine Schwächen in der Kampfchoreographie usw.). Vor allem aber stört die Tatsache, dass der Film keinen richtigen Showdown hat. Das Ende bietet zwar tolle Effekte, aber Dr. Jones wird in der Schlussviertelstunde beinahe zur Untätigkeit verdammt und leistet gerade dann enttäuschend wenig.
Doch trotz der genannten Schwächen ist „Jäger des verlorenen Schatzes“ Abenteuerkino vom Feinsten, äußerst kurzweilig und ziemlich spektakulär, das immer noch sehr viel Spaß macht.