Steven Spielberg und George Lucas bildeten Ende der 70er Jahre, zusammen mit Leuten wie Martin Scorsese und Peter Bogdanovich, die Speerspitze des ''New-Hollywood'', pusteten den Staub aus den Getrieben der Studiomaschinerien und katapultierten Einspielergebnisse in ungeahnte Höhen. Jäger des verlorenen Schatzes, 1980 die erste Zusammenarbeit von Spielberg und Lucas war dabei allerdings fast nur ein Lückenfüller. Spielberg bemühte sich nämlich um die Regie der James Bond-Filme, doch die war fest in britischer Hand, ein amerikanischer Regisseur für die Broccolis undenkbar. Also machte er sich gefrustet mit George Lucas und den Co-Autoren Lawrence Kasdan und Philip Kaufman daran einen eigenen Helden, Indiana Jones ( sollte tatsächlich mal Smith heissen ), zu kreieren.
Ein Archäologe, fast mehr Abenteurer und Grabräuber, angesiedelt im 30er-Jahre-Szenario. Das garantierte fernab bondscher HighTech-Spielereien Magie, Mystik, weiße Flecken auf der Landkarte und als braunes Sahnehäubchen ''Nasty-Nazis'' als böse Wichte. Mit denen und seinem sinistrem französischem Konkurrenten Belloq sollte er sich ein Wettrennen um das Objekt der Begierde, die biblische Bundeslade, liefern.
Die Geschichten und Anekdoten rund um Pre-Production und Dreharbeiten würden viele Seiten füllen, genau wie die Auflistung der schier enzyklopädischen Menge an Zitaten und Querverweisen. Der Film ist ein Kniefall vor Carl Barks genauso wie vor John Huston, und genauso wie er seinen Vorbildern und Inspirationen huldigt, wird er heute selbst als Klassiker des US-Kinos oft, gerne und zurecht zitiert.
Norman Reynold´s Setdesign ist eine Augenweide, die Bundeslade eine der schönsten Requisiten der Filmgeschichte. Das alles wundervoll von Kameramann Douglas Slocombe ausgeleuchtet und ins Bild gesetzt. Immer wieder möchte man den Film anhalten und den Blick über famose und liebevolle Ausstattungsdetails gleiten lassen, doch das würde, genauso wie jeder Werbeblock den Fluß des Films zerstören. Die Actionszenen, noch frei von CGI, Motion-Capturing und Bullet-Time-Effekten, waren damals maßstabsetzend geschnitten und choreografiert und auch eine Generation später noch spannend anzusehen. Harrison Ford sollte noch zweimal in der Hauptrolle glänzen, filmisch erreichten die Fortsetzungen jedoch nicht ganz die Qualitäten des Erstlings. Und der Bekanntheitsgrad von John Williams´ Score wird wahrscheinlich nur von seiner eigenen Arbeit für ''Star Wars'' übertroffen.
Ein guter Film ist die Summe seiner gelungenen Einzelteile, von mehr Stärken als Schwächen. Ein Klassiker aber ist noch mehr. Er zeigt sein eigenes Universum, unabhängig von Trends und Zeitgeist, setzt trotz filmtechnischen Fortschritts keine Patina an und wird von jeder Generation Filmbegeisteter neu erschlossen.
Jäger des verlorenen Schatzes ist einer der Filme, der jedem dieser Punkte gerecht wird.