Review

Es hat mich nicht im geringsten überrascht, dass auf dem DVD-Cover von "Synapse Films“ damit Werbung gemacht wird, dass HORRORS OF MALFORMED MEN in Japan für eine sehr lange Zeit verboten gewesen sei. Seufz, auf so manchen DVD-Hüllen steht noch mehr Mist, als in den Reviews von ManCity...

Nach seiner Fertigstellung war dieser Film in einigen japanischen Kinos zu sehen. Nicht wenige Zuschauer haben den Film von Teruo Ishii dann aber tatsächlich nicht zuende geschaut. Im Vergleich zu diversen anderen alten Filmen aus Japan, etwa OXEN SPLIT TORTURING, ist HORRORS OF MALFORMED MEN aber keinesfalls besonders derb.

Im Gegensatz zu Folterungen oder Vergewaltigungen, haben viele Japaner mit speziellen Experimenten oder körperlichen Deformationen Mühe, wenn sie in einem Film gezeigt werden. Kein Wunder, nach dem Kriegsende kamen in der Gegend um Hiroshima und Nagasaki vermehrt Kinder mit Missbildungen auf die Welt, Menschen mit schwersten Verbrennungen oder schlimmen Hautausschlägen waren plötzlich allgegenwärtig.
Auch einige wenige neuere Filme wie beispielsweise ORGAN, hatten in Japan ähnliche "Probleme".

Nun, so verschwand HORRORS OF MALFORMED MEN damals also bereits nach kurzer Zeit wieder von den Kinoleinwänden – und viele Jahre lang hatte niemand ein Interesse daran, diesen ungewöhnlichen Film auf Video zu veröffentlichen. HORRORS OF MALFORMED MEN geriet in Vergessenheit.

Mit typischer Zensur hat dies somit nix zu tun. Auch wenn einige Politiker und die Verantwortlichen der "Zensurbehörde“ EIRIN auch aus anderen Gründen nicht im geringsten traurig waren, dass der Film nicht mehr zu sehen war...

HORRORS OF MALFORMED MEN basiert auf einer bizarren Geschichte von Edogawa Rampo. Nachdem ich die Originalfassung des Films gesehen hatte, war ich doch ziemlich verwirrt (ja, sogar noch mehr als sonst...). Selbst wer die englischen Untertitel versteht, dürfte eventuell etwas Mühe haben, der Story zu folgen.
Aus diesem Grund schreibe ich jetzt ausnahmsweise viel über den Filminhalt. Wer dies als Spoiler erachtet, sollte den nächsten längeren Abschnitt somit nicht lesen.

Ein Mann namens Hitomi lebt hinter Gittern. Nicht in einer Gefängniszelle, er befindet sich offenbar in einer Irrenanstalt. Hitomi wird attackiert, er kann den Angreifer jedoch töten und fliehen. Auf der Strasse trifft er eine Frau, die als Zirkusartistin ihren Lebensunterhalt verdient. Er hörte sie ein Lied summen, welches ihn irgendwie an seine Vergangenheit erinnert hat. Bevor sie ihm etwas genaueres erzählen kann, wird sie von einem Unbekannten erstochen. Hitomi gilt sofort als Hauptverdächtiger, er muss erneut davon rennen.
Kurze Zeit später ist er in einem Zug unterwegs. Er sieht das Foto eines Mannes, der kürzlich verstorben ist. Hitomi kann kaum glauben, dass der Mann namens Mokota ihm aufs Haar gleicht. Er beschliesst, dass er mehr über diesen seltsamen Zufall erfahren möchte. Und so gibt er sich bereits kurze Zeit später als Mokota aus. Was er dann herausfindet, verwirrt ihn noch mehr. Wie der Verstorbene hat auch er auf der Unterseite seines Fusses eine Narbe, die wie ein Hakenkreuz geformt ist.
Er erfährt auch immer mehr über eine geheimnisvolle Insel. Angeblich lebt Mokotas Vater dort. Hitomi macht sich auf die Suche nach dem Strand und der gesamten Insel, an die er sich ja ebenfalls wage erinnern kann.
Auf der Insel findet Hitomi dann tatsächlich einen Mann. Ist der verrückte Wissenschaftler, der an höchst ungewöhnlichen Experimenten arbeitet, möglicherweise auch sein Vater?

Ja, HORRORS OF MALFORMED MEN ist definitiv kein gewöhnlicher Film.
Wer zu Beginn einen typischen WIP-Film erwartet, wird enttäuscht werden. Auch im Mittelteil sieht man nicht wirklich viel spektakuläres.

Aber dann: Butoh-Tänze, nackte Frauen mit metallisch glänzender Haut, Kreaturen die zumindest teilweise wie Menschen aussehen aber sich wie Tiere benehmen, fliegende Köpfe und...

Einige der "surrealen" Filmpassagen sind schlicht unglaublich. Kurze Einsätze von Farbfiltern tragen noch mehr zu einer ganz speziellen Gesamtatmosphäre bei.
Ach, mehr möchte ich gar nicht verraten.

Bizarr, bitterböse, bezaubernd, berauschend, begeisternd!

8 Punkte

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