Ein junges Mädchen wird tot baumelnd an einem Strick aufgefunden. Was anfangs wie Selbstmord aussieht, stellt sich als Mord heraus und die Spur führt zu einem Kinderschänderring, der zum Verwischen von Beweisen vor Morden nicht zurückschreckt.
Ich hatte mich auf einen klassischen Giallo eingestellt, doch "Der Tod trägt schwarzes Leder" stellt eher einen italienischen Polizeithriller dar, in dem die Gialloelemente in den Hintergrund treten. Enttäuscht bin ich aber keinesfalls, denn der Film bietet auch ohne große Täterrätselei und detailierte Mordinszenierungen Spannung vom Feinsten.
Die Geschichte fasst mit dem Thema der Kindesmisshandlung ein heißes und heutzutage leider auch immer wieder aktuelles Thema an und geht an dieses mit der notwendigen Ernsthaftigkeit heran ohne in Heldenretterklischees zu verfallen. So werden am Ende des Films zwar Verantwortliche und Schänder enttarnt, aber ein Happy End für alle handelnden Figuren gibt es nicht, doch mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Die Ermittlungen der Polizei und insbesondere des Kommissars und der Staatsanwaltin sind gut nachvollziehbar, spannungsgeladen aufgebaut und durch eingestreute Action- und Thrillszenen kommt man gar nicht dazu, so etwas wie Langeweile zu verspüren. So gibt es z.B. eine grandiose Motorradverfolgungsjagd und immer wieder unheimliche Passagen, in denen der Motorradkluftträger für Bedrohungen sorgt, indem er unter anderem sein Metzgerbeil schwingt, was aber nur bei der Abtrennung einer Hand am lebenden Objekt zu sichtbar blutigen Einzelheiten führt. Das wahre Grauen erzeugt der Film dann nicht in Szenen mit expliziten Gewaltdarstellungen, sondern neben dem Thema an sich in den Szenen, in denen das Leid der Eltern der geschädigten Mädchen gezeigt wird und insbesondere in der eindringlichen Szene, in der die Ermittler ein Tonband laufen lassen, auf dem die Schandtaten zu hören sind.
Die perfekte Musik ist ständig präsent, verleiht dem Film eine besondere Athmosphäre und führt in entsprechenden Szenen zu einer Spannungssteigerung. Zudem ist die Kamera immer auf der Höhe des Geschehens und überrascht mit feinen Fahrten oder dem genialen Hinterherjagen nach dem Lederklamotterich bei dessen Flucht durchs Krankenhaus oder durch die Gassen Italiens auf dem Motorrad.
Hinzu kommen einwandfreie Leistungen der Darsteller, wobei vor allem der Hauptdarsteller Claudio Cassinelli in der Rolle des verbissenen Kommissars zu überzeugen weiß, der gerne mal aus der Haut fährt, wenn Zeugen nicht direkt mit der Sprache rausrücken und auch ansonsten sehr versessen ist, den Fall zu lösen. Mario Adorf, dessen Name zwar groß auf der deutschen DVD prangt, er jedoch nur eine kleinere Rolle übernahm, kann ebenso auftrumpfen und hat seine besten Szenen, als er erfährt, dass seine Tochter ebenfalls zu einem Werkzeug der Mädchenhändler wurde und ihr kurz darauf gegenübertritt und es zu einem Blickwechsel kommt, der mehr sagt als tausend Worte.
Insgesamt haben wir es hier mit einem auf Grund seiner Thematik brisanten und gut inszenierten Italothriller zu tun, der empfehlenswert für Genreinteressierte ist.