Dass thailändische Kino erlebt gerade seine eigene kleine Revolution. Nach Erfolgen wie „Bangkok Dangerous“, „Onk Bak“, „Born to Fight“ oder „Tom Yum Goong“ erreicht nun wieder ein Film aus dem hinsichtlich seines Filmexports früher so ruhigen Land unsere Videotheken. Nach dem 1999 erschienenen „Japanese Hell“ ist „Hell“ aka „Narok“ bereits das zweite Remake des hierzulande kaum bekannten, japanischen Horrorklassikers „Jigoku“ von Nobuo Nakagawa. Die Story ist simpel aber nicht ohne Reiz.
Es geht um eine Gruppe von Freunden, die auf einem Ausflug mit einem Bus kollidieren und sich auf einmal mitten in der Hölle wieder finden. Doch da sie noch nicht richtig gestorben sind, sondern noch im Koma liegen, bekommen sie die Chance, sich aus eigener Kraft aus der Hölle freizukämpfen...
Im Gegensatz zum großen Vorbild von 1960 dauert es bei „Narok“ nur wenige Minuten, bis es für die Charaktere hinab in die Hölle geht und es wird schnell deutlich, dass es dem Film einzig und allein auf den Überlebenskampf der Protagonisten ankommt. Vor allem für Anhänger des surrealistischen Kinos bietet eine Geschichte wie diese genügend Potential, ein richtig außergewöhnliches Fest zu werden. Doch schon wenige Sekunden nach Beginn wird man bei der enorm billig aussehenden Kollision von Bus und Auto das erste Mal stutzig. Viel Geld war offenbar nicht zur Verfügung – für einen Film, der hauptsächlich auf seine apokalyptischen Höllenbilder setzt natürlich ein Problem. Und so wird der Zuschauer immer wieder mit gnadenlos schlechten CGI-Effekten konfrontiert, bei denen man unweigerlich des öfteren schmunzeln muss – natürlich zum Verhängnis der düsteren Atmosphäre.
Doch letztlich kommt es weit weniger schlimm, als sich zunächst vermuten lässt und spätestens wenn sich unsere Protagonisten auf einer Art großem Folterfeld befinden, wo die sündigen Seelen von dämonischen Höllenknechten auf schmerzhafteste Weise auseinandergenommen werden (Bosch und Dante lassen grüßen), vermag sich die surreal-düstere Atmosphäre dennoch durchzusetzen. Dort geht es dann auch ordentlich blutig zur Sache und bei dem kleinsten Aufkeimen von Fluchtmöglichkeiten fiebert man als Zuschauer tatsächlich richtig mit, trotz der Tatsache, dass die Charaktere mal wieder flach wie Pappfiguren sind. Letzteres bleibt im Großteil der übrigen Zeit ein Problem, Sympathieträger gibt es keine. Außer den Sünden, die sie begangen haben, erfahren die Charaktere keinerlei Bearbeitung, was dem Spannungsgehalt natürlich einen gewissen Abbruch beschert.
„Narok“ schreitet über den Großteil seiner Laufzeit auf dem schmalen Grat zwischen peinlichem Trash und düster, atmosphärischer Höllenstimmung, kann sich aber glücklicherweise größtenteils auf letzterem Pfad bewegen. Die Szenen auf dem apokalyptischen Schlachtfeld, auf sandigem, blutdurchtränktem Boden und unter Einsatz eines permanenten Rotfilters gefilmt, gehören sicherlich zu den stärksten des Films und bekommen zum Glück im letzten Drittel noch ein wenig Gesellschaft von ähnlich gelungenen Passagen. Den Ersteindruck des tollen Filmcovers kann „Narok“ zwar nicht halten, dafür kann er aber im Hauptteil weit mehr überzeugen, als man es nach dem holprigen Anfang erwartet. Peinlich wird’s erst dann wieder, wenn sich die Charaktere inmitten des Höllenfeuers zu ihren (teilweise sehr kleinlich wirkenden) Sünden bekennen oder der Teufel höchstpersönlich in Erscheinung tritt.
Doch was am Ende bleibt ist ein überwiegend zufriedenstellender, da relativ frisch und innovativ wirkender Beitrag zum Horrorgenre. Wen das Szenario interessiert, der sollte also durchaus mal einen Blick wagen. 6/10