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Viva la muerte - Es lebe der Tod (1970)
Spanien zur Zeit des Bürgerkriegs: Der Vater des kleinen Fando wird aufgrund seiner kommunistischen Überzeugung von Soldaten verschleppt. Fando lebt mit Mutter, seiner Tante Klara und den Großeltern in einem von religiöser Symbolik, unterdrückter Sexualität und Angst vor dem faschistoiden Regime geprägten Alltag. Eines Tages entdeckt er einen Brief, in dem seine Mutter zugibt, den Vater an die Militärs verraten zu haben. Fando beginnt sich gegen die Bigotterie seiner Umwelt aufzulehnen. In seinen wahnhaften Phantasien voll blutiger Rituale und in einer kaum weniger bizarren Realität zeichnet sich mehr und mehr die bevorstehende Eskalation ab. Viva La Muerte ist subversiv und radikal, ein Höhepunkt des spanischen Avantgarde-Kinos.

Regisseur „Fernando Arrabal“ sein umstrittenes Filmdebüt, zu dem er auch das Drehbuch schrieb, ist ein Film, der zweifelsfrei die Cineasten scheidet. Es gibt viele Filme, die als transparente Brücke gedreht wurden, in denen der Filmemacher, damit seine Vergangenheitsbewältigung darstellt. Nicht selten sind diese, anspruchsvolle Dramen oder surreale Experimentalfilme, die wiederum auf hohen, intelligenten Kunst Niveau bestehen. Bei „Viva la muerte - Es lebe der Tod“ hat man es mit einem Zwischending zu tun, der dadurch auch zu Recht einzigartig ist mit hohem Wiedererkennungswert. Solch ein Film gibt es nur einmal in jeglicher Hinsicht. „Viva la muerte - Es lebe der Tod“ ist einerseits naiv kindlich von der anderen Seite aber auch wahnsinnig fesselnd, interessant, extrem hart und intelligent wie kunstvoll. Kurzum es ist definitiv ein großes Meisterwerk der Filmkunst und zu Recht Kult bei den Genre Freunden kontroverser Filme. „Fernando Arrabal“ verarbeitet seine Kindheit und lehnt sich extrem kritisch gegen das spanische System seinerzeit dem Franquismus auf, hetzt extrem gegen die Kirche und dem Fundament des Glaubens, versucht seine philosophische Sicht zu epistemologischen Fragen zu schildern und geht dabei nicht zimperlich um und lässt so mit den Bildern die Zuschauer erstarren. KONTROVERS!

Die Story handelt im groben um einen kleinen Jungen, der seinen Vater sucht. Dieser wurde denunziert, da er es mit der Vaterlandstreue und dem Regime nicht so ernst nahm und sich auf der Seite der „roten“ Kommunisten bewegte. Nun sieht der kleine Junge sein Umfeld und assoziiert psychisch oder besser verarbeitet psychisch seine Auffassung und Gedanken. Seine Mutter ist alles andere als darüber erfreut. Lebt der Vater oder ist er Tod? Diese Frage will man nachgehen,. Eine wirkliche Storyline gibt es eigentlich nicht, die Szenen wirken aneinander geheftet und konzentrieren sich weniger auf die „eigentliche“ Suche des Vaters, als auf die Fantasien des Jungen. Abwechselnd bekommt man Visionen und Realität aufgetischt, die mit einem intensiven Score abgerundet werden.

Die Umsetzung: Was ist das für ein Filmgenre? Drama, Horror, Experimentalfilm oder gar Anspruchskino? Irgendwie eine Mischung aus allen, schon die Eröffnung gibt die Richtung an. Kreativ hat man sich richtig ausgetobt und benutze diverse, kontrastreiche Filter, die gerade in den Visionen extrem rot, blau und schräg koloriert wurden. Die Schnitte, Effekte und Bildeinfänge lassen Viva la muerte so zu einem surrealen Abenteuer werden. Man muss den Film gesehen haben, um sich selbst ein Urteil zu erlauben. So kann man nur sagen, dass kreativ, wie technisch hier alles stimmig passt. (auf ganz eigene Art und Weise)

Die Sache mit dem Tier Snuff:
Hätte ich es vorher gewusst, hätte ich den Film vermutlich niemals gesehen, geschweige dann gekauft. Denn ich hasse Tier Snuff und flippe gewöhnlich aus, wenn ich so etwas sehe. Dementsprechend war ich schockiert. Nun muss man dazu ein paar Faktoren nennen, die hier berücksichtigt sein sollten. Der Jahrgang des Films, die südländische Kultur und deren Verständnis zu Tieren und natürlich die Techniken, die damals nicht vorhanden waren. Das ist keine Rechtfertigung für diese Perversion und Abartigkeit, die hier explizit gezeigt wurde, doch haben sie zum Film gepasst. Sie haben schockiert und natürlich auch provoziert und das war ja Sinn der Sache. Subjektiv meine ich, hätte man das kreativ auch anders lösen können und auch wäre der Film gut geworden, wenn man drauf verzichtet hätte.

Die Sache mit der Religionskritik:
„Fernando Arrabal“ hat hier deutlich seine Kritik gezeigt, doch ist diese nichts als plakative Provokation, ohne Tiefgang. Oberflächlich spielt er auf Missstände an und vermischt traditionelle Dogmen mit historischen wie philosophischen Fakten. Hier hätte etwas mehr literarische Kompetenz nicht geschadet.

Schauspielerisch hat „Anouk Ferjac“ in der Rolle von „La Tante“ eine sensationell gute Schauspielkunst abgegeben. Die Figurenzeichnung war sehr stark und Sie passte einfach in die Rolle. Sehr authentisch gespielt. Der Restliche Cast war okay.

Subjektiv hat mich „Viva la muerte - Es lebe der Tod“ einerseits richtig begeistert und andererseits auch schockiert. Nach dem Film musste ich erst mal aufatmen und verarbeiten was ich in den knapp 90 Minuten uncut gesehen habe. Als negative Kritik ist ganz klar die Tier Snuff Szenen zu nennen, dann bei mir persönlich als gläubiger Mensch die nicht fundierte negative Darstellung der Kirche. Doch das Restliche positive konnte einfach überzeugen, sodass ich den Streifen als Meisterwerk des Kontoversen Kinos bezeichnen würde. Für einen 70er heftige Kost.

Man kann viel über diesen Film schreiben, genau so über den Regisseur und seinen Folgefilm „Ich werde laufen wie ein verrücktes Pferd (1973)“ Es ist schon ein sehr spezielles Kino, das man sich am besten selbst anschauen sollte, um sich eine Meinung zu bilden. Die FSK 18 ist zumindest berechtigt. Denn die eine oder andere fragwürdige Szene bekommt man zu sehen.

Fazit:
„Viva la muerte - Es lebe der Tod“ ist keine leichte Kost! Wer aber dem „Film“ generell offen gegenüber eingestellt ist, sollte mal einen Blick riskieren und sich entführen lassen in eine kontroverse Welt, die es in sich hat.

Bewertung:
8,0 / 10 Punkte.

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