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Es ist ja kein Geheimnis, dass (nicht nur, aber auch) im Filmgeschäft mit dem Thema "Aufarbeitung der eigenen Psychosen" gerne Werbung gemacht wird. Ob nun Steven Spielberg, dem erst während der Dreharbeiten zu Schindlers Liste plötzlich klar wird, dass er Jude ist oder Lars von Trier, der sich seine Depressionen durch frauenfeindliche Horrofilme von der Seele filmt.
Abseits der Frage, ob es sich nun um einigermaßen geschicktes Marketing oder absolute Wahrheit handelt, muss man sich dennoch fragen, warum einen die psychischen Probleme anderer Menschen interessieren sollten. Mag sich hart anhören, aber nur weil ein Düsseldorfer Kunstprofessor ein eigenartiges Verhältnis zu Filz und Fett hat, muss ich einen Stuhl auf dem ein Stück Butter liegt noch lange nicht für ein kulturhistorisches Meisterwerk halten.

Nun gut, warscheinlich kann aber Kunst ohne subjektive Einbindung gar nicht funktionieren - dennoch habe ich mein Problem damit, den Psychologen für andere Menschen mimen zu müssen. Und da bin ich auch schon an meinem größten Problem, das ich mit Viva la muerte habe.

"Es lebe der Tod" war das Motto der Spanischen Legion, die unter Francesco Franco diente und zusammen mit der berühmt berüchtigten Legion Condor, mit der wir Deutschen auch dem spanischen Faschismus an die Macht hallfen, den spanischen Bürgerkrieg für sich entschied. "Es lebe der Tod" mag aber auch wörtlich genommen werden, handelt der Film doch von der Suche eines Jungen nach seinem Vater, der vielleicht tot, vielleicht aber auch am Leben ist.

Und hier hat Regisseur Fernando Arrabal eben seine eigene Geschichte aufgearbeitet - wurde doch (wikipedia-Recherche sei Dank) sein Vater von den Palmenwedlern Francos eingesperrt und verschwand nach einer erfolgreichen Flucht spurlos.

Schön wäre es nun, den Jungen zu beobachten, wie er Hinweise sucht, ihnen nachgeht und schließlich seinen Vater findet - so eine Art spanischer Mathilde. Stattdessen wird schon in den ersten 10 Minuten alles und wirklich alles gesagt: *spoiler* Seine Mutter hat also den Vater an die Faschisten verraten. Punkt. *Spoiler Ende*

Also sehen wir dem Jungen zu, wie er plump-naive Assoziationen zu seiner verlogenen Umwelt herstellt (ganz schön doof: Nonne = Schwein). Um das Ganze dann so richtig schön Warholesk rüberkommen zu lassen, arbeitet man dann noch inflationär mit Farbfiltern die einem 90er Jahre Eurodance-Musikvideo zur Ehre gereichen könnten und penetriert den Zuschauer solange mit einem gräßlich nervenden Soundtrack bis dieser den Titel fast wörtlich nehmen und sich in den Freitod begeben will.

Und weil der kunstbeflissene Zuschauer mit Andeutungen und Metaphern seit den direkten Angriffen des Dadaismus auf den gutsituierten Geschmack nichts mehr anfangen kann, versucht man den Tod nicht zu umschreiben, sondern scheisst, man verzeihe mir die Ausdrucksweise, der Peta mit einigen lieblichen Tiersnuffszenen jenseits des guten Geschmacks, mit vollem Druck ins Gesicht.

Was mich allgemein an dem Film stört, ist nicht seine Sperrigkeit, auch nicht seine Direktheit und nichtmal die Schlichtheit seiner Bilder. Was mich wirklich stört ist, dass er zwar so tut, als ließe er einen Interpretationsspielraum, bei genauer Betrachtung jedoch nichts weiter ist als eine Aneinanderreihung wirklich simpelster Bilder, geboren aus dem Hass auf eine Zeit, eine Gesellschaft und eine politische Regierung. Im Grunde eine Kinderkritzelei unter dem Deckmantel "großer Kunst" - und daher ein wenig wie des Kaisers neue Kleider.
Umso blöder wird die Absicht, Francios Regime anzuprangern, wenn man das Produktionsland Frankreich bedenkt. Schließlich war es neben unserem Lieblingsbayern F.J. Strauß eben auch Charles de Gaulle der einer Mitgliedschaft Spaniens in der Nato nicht abgeneigt war.

Prinzipiell ein eigentlich lauteres Unterfangen, das jedoch durch eine zu persönliche und naive Sichtweise seiner Wirkung beraubt wird. Dass dafür auch noch Tiere ihr Leben lassen mussten ist da nur die passende Kirsche auf der geschmacklosen Sahnetorte plumper Kritik.

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