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Der TV-Reporter Max Brackett, der nach einem Eklat mit dem angesehenen Nachrichten-Sprecher Kevin Hollander zur Stafe von New York in den Lokal-Sender eines Kleinstadt-Kaffs versetzt wurde, berichtet gerade routinemäßig aus dem örtlichen Museum, als plötzlich der etwas tumbe Sam Baily mit einer Schrotflinte und einem Sack voll Dynamit auf der Matte steht, um seinen alten Job als Wachmann zurückzufordern. Als er seinen ehemaligen Kollegen Cliff unabsichtlich durch einen Schuss schwer verletzt, riegelt Sam das Gebäude ab und nimmt sowohl seine Ex-Chefin Mrs. Banks als auch eine gerade anwesende Schulklasse als Geiseln. Brackett erkennt schnell die sich bietende Chance, sich mit einem richtigen Knüller wieder auf der Bildfläche zurückzumelden und als erster live vom Ort des Geschehens zu berichten. Während nun draußen die Armada von Reportern anrückt und auch Polizei und FBI Stellung beziehen, coached der Fernseh-Profi den depperten Sam im Umgang mit den Medien, um für sich selbst das Maximum aus der Situation rauszuziehen und vielleicht irgendwie dafür zu sorgen, dass der arme Kerl doch noch halbwegs heil aus der Misere wieder rauskommt. Als Kevin Hollander selbst, dem es statt um Sams Wohlergehen nur um die Einschaltquoten geht, die Top-Story an sich reißt, spitzt sich die Situation jedoch ungemein zu... Dass es sich bei "Mad City" nicht unbedingt um ein Glanzstück in der Vita von Costa-Gavras handelt, liegt weniger an dem abgedroschenen Inhalt, sondern schlicht an dem Umstand, dass dem immerhin seit den 60ern als Experte für herausragendes Polit-Kino geltenden Regisseur irgendwie der scharfe Blick eines geübten Satirikers abgeht und die von ihm verteilte Medien-Schelte deshalb auch leider ziemlich zahm und bisslos daherkommt. Wer Sidney Lumets zum damaligen Zeitpunkt bereits über zwanzig Jahre älteren "Network" schon kennt, der dürfte hier absolut nichts Neues erfahren und ob der "Erkenntnis", dass Nachrichten-Macher beim reißerischen Aufbauschen ihrer Stories im - mal mehr, mal weniger - übertragenen Sinn quasi über Leichen gehen, um ihr Publikum zu ziehen, nicht mal sanft mit den Ohren schlackern. Dabei empfindet man das von "Mad City" präsentierte Szenario leider nicht mal als besonders überzogen, weswegen die Chose als Satire alleine schon deshalb scheitert, weil man sie weitestgehend nicht als solche erkennt, sondern halt meint, einfach nur einen weiteren Geiselnahme-Thriller à la "Hundstage" (schon wieder Lumet, ey!) vor sich zu haben. Das ziemlich eindimensional angelegte Drehbuch, das sich in banaler Schwarzweiß-Malerei ergeht, wird leider weder durch die ecken- und kantenlose Inszenierung, noch durch die prominenten Akteure aufgebessert, weswegen der Streifen leider nicht mal als passables Hollywood-Starkino von der Stange durchgeht. Dustin Hoffman und John Travolta hadern dabei sichtlich mit der Anlegung ihrer Rollen, was dazu führt, dass beide hier quasi jeweils in ihrem eigenen Film spielen und auch in ihren gemeinsamen Szenen niemals mit-, sondern immer gegeneinander agieren... während Hoffman sich immerhin noch darum bemüht, seinen abgetakelten TV-Reporter mit einem gewissen Grad an Glaubwürdigkeit zu geben, präsentiert Travolta den gebeutelten Sam beinahe schon als geistig zurückgebliebene, "Forrest Gump"-eske Karikatur. Den tonalen Clash, der sich daraus ergibt, kriegen sie nie glattgebügelt, und sämtliche Sympathien, die das Skript im Lauf der Handlung dann doch noch für den Geiselnehmer zu schüren versucht, laufen ob der dargestellten, schieren Dummheit komplett ins Leere (der ist so blöd, der schafft es zum Schluss nicht mal, sich selbst den Schädel mit seiner Flinte wegzuballern). Insgesamt mangelt es hier ergo am schwarzen Humor, mit dem man die wenigen satirischen Spitzen besser als solche kenntlich hätte machen können, aber wie gesagt, ich glaube, dass Costa-Gavras dafür schlicht der falsche Mann gewesen ist. Ein Film, der scheitert, weil er ganz einfach zuviel Schiss vor der eigenen Courage hat...

5/10

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