Review

Haarige Angelegenheiten

Während Dracula, Frankensteins Ungeheuer oder auch die Mumie etliche Runden durch die Hammer Studios drehen durften,blieb „Der Fluch von Siniestro“ der einzige Abstecher ins Werwolf-Subgenre für das legendäre britische Studio. Ist er nun Grundpfeiler oder Geheimtipp seiner Gattung? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Für einen Ausweichproduktion gar nicht übel, das steht fest. Denn eigentlich sollte ein Inquisitionsschinken in den prachtvollen, spanischen Kulissen gedreht werden, doch dann wurde zensurtechnisch schnell, spontan auf den Wolfsmenschen umgeschwenkt und das Ergebnis kann sich sehen lassen, ist ein kleiner Klassiker seines haarigen Heritage.

Erzählt wird von einem Werwolfvirus und wie dieser in die Welt kam, Dekaden umspannend und dekadent. Über sadistische Marquise, verrohte Bettler und einen anbetungswürdigen Vollmond... „Der Fluch von Siniestro“ punktet durch exquisite Sets, einen charismatischen Reed, mit dem man vollständig mitleidet, und seinen ausdrucksstarken Technicolor-Farben. Da hat das Auge viel aufzusaugen und die Atmosphäre passt ab Sekunde eins. Heiss, hitzig, trotzdem gothic. Da versteht man kaum, warum die Hammer Studios nie mehr an Fortsetzungen oder weitere Ausflüge in die Wolfsabteilung gedacht haben. Am Erfolg kann es auch kaum gelegen haben, hat sich Reeds Ausflug auf den Glockenturm doch in das Gedächtnis einer ganzen Generation gebrannt. Die aufwändige Produktion kränkelt etwas an ihrer Blutleere und dass der Werwolf, voll ausgebildet und wild, erst in den allerletzten Minuten ins Rampenlicht tritt. Dabei sieht er "fertig" ziemlich klasse aus und Reed schafft es sogar unter zentimeterdickem Make Up noch zu glänzen. Davor ist viel Geplänkel. Hübsches Geplänkel.

Fazit: der einzige Werwolf aus den Hammer Studios ist bunt, emotional und sehenswert. Inklusive einem alles überragenden Oliver Reed. Schade, dass man vom Wolfsmann in seinem Endstadium kaum etwas sieht und die Produktion auch in Sachen Blut, Gewalt und Perversionen erstaunlich mild gestimmt ist. Dennoch: haarig, hübsch, harmlos und handfest. Schön!

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