„Chaos“ beginnt wie ein üblicher Polizei-Gangster-Verhandlungsthriller: Eine Gruppe von Gangstern (angeführt von Wesley Snipes) überfällt eine Bank, nimmt alle Anwesenden als Geiseln und verlangt, ausschließlich mit dem suspendierten Cop Conners (Jason Statham) zu sprechen. Doch schon nach kurzer Zeit eskaliert die Situation: Eine Explosion zerstört die Bank, die Räuber entkommen, und ein Spezialteam um Conners und den jungen Dekker (Ryan Philippe) setzt alles daran, ihre Spur aufzunehmen.
Regisseur Tony Giglio inszeniert den Thriller als leichte Genre-Mischung zwischen Action-Reißer und Polizei-Thriller und reichert die Story mit allerhand kleinen und großen Wendungen an. Dank der temporeichen Erzählung und flotten Umsetzung ist das durchaus unterhaltsam, auch wenn so manches arg konstruiert und unglaubwürdig daherkommt.
So erweisen sich einige der größeren Twists – vor allem gegen Ende – als reichlich hanebüchen und schwer zu schlucken. Und schon vorher kann der Film mitunter ein wenig verwirren, wenn er eine Flut von Namen und nur am Rande auftauchenden Figuren verwendet, um eine große Verschwörung Stück für Stück aufzudecken. Manche Zusammenhänge werden hier durch die eher wirren Erklärungen nicht so ganz klar, und so manche spät aufgedeckte Identität ist wirklich kaum zu glauben. Auch das betonte Herumreiten auf der Chaostheorie funktioniert nicht so ganz, will es dem Film doch mehr Tiefgang verleihen, als er tatsächlich aufzuweisen hat. Alles in allem glänzt die Story mit fortlaufender Zeit eher durch Unglaubwürdigkeit als Cleverness.
Auch die Figuren bleiben flach und klischeehaft, machen aber immerhin dank charmanter (wenn auch nicht immer überzeugender) Darstellender etwas mehr Spaß. Statham tut im Grunde, was er immer tut, grimmig gucken, mürrisch knurren und brutal kämpfen – dass er das mit ungewohnter deutscher Synchronstimme tut, irritiert Fans vielleicht ein wenig – Philippe gibt den braven, aber cleveren Jungspund mit viel Elan, und Snipes bleibt, wie so oft in der Spätphase seiner Karriere, reichlich unterfordert, kann aber immerhin cool und böse gucken. Diese harte Männerrunde, nur flankiert von ein, zwei unwichtigen Frauenfiguren, die hauptsächlich dazu da sind, die Männer anzubaggern, versucht sich gegenseitig mit hinterhältigen Ideen und harten Macho-Sprüchen zu übertrumpfen, was dem Film zeitweise einen beinahe nostalgischen 90er-Jahre-Actionfilm-Einschlag verleiht.
Allerdings wird das dann durch die deutlich technischere und moderne Story abgefedert, die mit Computerviren und virtuellen Bankdiebstählen hantiert. Wie gesagt ergibt das nicht immer wirklich Sinn, macht aber dank einer flotten Inszenierung durchaus Spaß. Kamera und Schnitt erzeugen ein relativ hohes Tempo, ohne zu überfordern, der Score kommt dynamisch und elektronisch daher, die Bilder pendeln zwischen rasanten Action-Montagen (von denen es aber durchaus ein paar mehr hätte geben dürfen) und ruhigeren Dialog-Momenten. Alles in allem erfüllt „Chaos“ formal die Anforderungen an einen modernen Thriller, ohne allzu große eigene Glanzpunkte zu setzen.
Das gilt im Grunde für den gesamten Film: Der Unterhaltungswert ist ohne Zweifel gegeben, für einen kurzweiligen Genre-Abend reicht es allemal. Wirklich Neues oder Erstaunliches wird man hier aber vergebens suchen, dafür geraten die Story zu klischeehaft und hanebüchen und die Figuren zu stereotyp. Für einen netten Gangster-vs.-Cop-Abend reicht es aber allemal.