Statham, Philippe und Snipes in einem Film, einem Thriller mit schön hintergründigem Plot und ordentlich Action - da muß man schon Enormes leisten, um das zu verhauen. Und doch: es prickelt einfach nicht.
Alles an "Chaos" wirkt auf unheimliche Art und Weise von irgendwo anders her bekannt, von der Ausgangslage mit einem vom Dienst suspendierten Cop und seinem kriminell gewordenen Partner, die bei einem Bankraub mit Geiselnahme wieder zusammentreffen bis zum finalen Plot-Twist, der allerdings in dieser Präsentation den Film eher auf einem dramaturgischen Tief ausklingen läßt.
Regisseur Tony Giglio hat an so manchen Actionthrillern mitgewirkt und sollte dabei etwas gelernt haben, doch sein Skript wirkt wie mit angezogener Handbremse geschrieben. Man hüpft notgedrungen von Set Piece zu Set Piece, von bemühter Überraschung zu unerwarteter Wendung und doch reißt einen die An-der-Nase-Rumführerei nicht mit.
Vielleicht weil der offensichtliche Plan der Verbrecher (zu dem es natürlich noch einen Backup-Plan gibt, der nach und nach enthüllt wird), stets so wirkt, als würde da noch eine Überraschung warten. Und noch eine. Und noch eine.
Nur: Jason Statham bringt die Nummer eher mit Routine hinter sich und Ryan Philippe, der nach und nach immer mehr in den Focus der Handlung rückt, ist zu brav und übersichtlich, zu "straight" und fade, um mehr als Puzzleteilchen aneinander zu leimen. Und alle, alle haben hier irgendwie, irgendwann mal Dreck am Stecken oder werden in den recht wirren und windigen Wendungen des großen Plans zu sinistren Zwecken benutzt, aber natürlich fehlt der Gesamtüberblick.
Wer von Wesley Snipes, der hier als der große Grinse-Bad-Guy auftritt, die Rettung erwartet, wird enttäuscht, der kampferprobte Künstler hat nur wenige Auftritte und ist meistens am Telefon zu bewundern, um sich immer wieder für längere Zeit aus dem Plot zu verabschieden, dessen Pointe man spätestens nach der Sprengung eines Hauses zwei Drittel im Film erahnen kann.
Problematisch sind auch die manchmal hanebüchenen Anschlüsse - vorzugsweise die seltsamen Bezüge zur Chaostheorie, die nur unzureichend mit dem Verbrechensplan verknüpft wirken - die nach ein paar ordentlichen, wenn auch nicht mitreißenden Actionszenen meistens am anderen Ende des Spielfeldes wieder ansetzen, so daß sich der Zuschauer am Zusammenhang solange abarbeitet, bis man den doppelten Böden müde wird.
Wäre das optisch noch schön aufgemacht, hätte man so manches toleriert, aber "Chaos" kommt in einem reizlosen, entfärbten Look rüber, ein tristes Grau wie aus britischen TV-Krimis und so kleinformatig wirkt dann auch die ganze Produktion.
Wenn aber ein Film so kompliziert gestrickt wird, daß er schon wieder als grobschlächtig und großmaschig auffällt, dann kann irgendwas nicht stimmen und so ist auch die Einlagerung des Films für geraume Zeit und die verspätete Auswertung zu erklären.
Andererseits gibt es weitaus schlechtere und simpler geplottete Thriller, die flotter verramscht wurden, aber hier für Giglio immerhin ein paar große Namen spazieren, die man nicht in aller Mäßigkeit verheizen mochte.
So ist das Endprodukt doch sehr unattraktiv geraten, nicht dumm oder albern, aber nicht annähernd den transportierten Ansprüchen genügend, die heute meistens schon in attraktiven TV-Serien in weniger Zeit besser aufbereitet präsentiert werden.
"Chaos" tut nicht weh, aber man versäumt auch nichts, auf jeden Fall fehlt dem Film aber etwas Chaos, außer wenn es um Plotwendungen geht. (5/10)