Nun wird es peinlich. Die damals in finanziellen Nöten steckende und inzwischen nicht mehr aktive Orion Pictures Corporation ließ mit „Robocop 3“ einen ihrer letzten Kinofilme vom Stapel und entschied zudem das dritte Abenteuer des Cyborg-Polizisten auf das lukrativere PG-13-Rating schneiden zu lassen. Peter Weller, mit David Cronenbergs „Naked Lunch“ beschäftigt, schien zu ahnen, was da auf ihn zukam und lehnte ab. Warum Weller keine Zeit hatte, obwohl „Naked Lunch“ 1991 erschien und „Robocop 3“ erst 1993? Der dritte Teil brauchte fast zwei Jahre, um endlich seinen Weg ins Kino zu finden und floppte selbstverständlich. Mehr als eine Direct-to-Video-Auswertung hätte „Robocop 3“ jedoch auch nie verdient gehabt.
Für den qualitativen GAU zeigt sich als Drehbuchautor („Night of the Creeps“, „Ricochet“) und Regisseur („Night of the Creeps”) der in diesem Genre völlig unerfahrene und damit unbrauchbare Fred Dekker aus. Ohne das nötige Verständnis für die Franchise kredenzt er hier ein Kasperltheater, das der Reihe in keiner Weise würdig ist. Das Fehlen von kompromissloser Gewalt und Härte, nun mal ein wichtiges Bestandteil der Robocop-Reihe, ist dabei nur eins von vielen Defiziten.
Die in Paul Verhoevens Original so wichtige und von Irvin Kershner in der Fortsetzung soweit noch gut kopierte Gesellschaftskritik weicht hier Versuchen von aufgesetztem, schwarzem Humor, der grundsätzlich nach hinten losgeht und in seiner Banalität einfach nicht komisch ist. Beispiel gefällig? Ein Mann springt nach einem Abschiedsgespräch mit seiner Frau aus seinem Büro und in der nächsten Szene sieht man wie im Vordergrund des Gebäudes ein Wagen vorfährt und der Arme im Hintergrund mit entsprechendem Geräusch auf den Boden klatscht. Sehr lustig.
Robocop himself verkommt hier von einer armseligen Witzfigur, die vollgestopft mit diversen Gimmicks (anschraubbare Maschinengewehre, Flammenwerfer, etc.) wie ein staksiger Power Ranger daherkommt und am Ende den Vogel abschießt, als er wie Peter Pan durchs Wunderland durch die Straßen von Detroit fliegt(!). Robert John Burke („Fled”, „Thinner”) tritt hier Wellers Erbe an und enttäuscht. Nicht weil sein Gesicht zwangsläufig anders aussieht und auch nicht, weil er sich nicht ungelenk genug bewegt, sondern einfach weil er, man glaubt es kaum, nicht die Präsenz von Peter Weller mitbringt und ihm der trockene Sarkasmus fehlt. Bei seinem Vorgänger kam Robocop außerdem immer etwas verletzlicher und emotioneller rüber.
Zumindest die Story wurde konsequent weitergeführt. Der OCP-Konzern macht mit seiner Vision nun ernst und schließt mit einem japanischen Großunternehmen (unter der Führung von Mako, „Conan the Barbarian“, „Rising Sun“) einen Kontrakt und unterhält nun eine Privatarmee, die alle Einwohner der Stadt zusammenkarrt und deportiert, um alles dem Erdboden gleich zumachen. Damit beschwören sie jedoch eine Revolte der Bevölkerung herauf, der sich Robocop, plötzlich wieder mit seinen vier Direktiven auseinandersetzend (denen entledigte er sich ja im Vorgänger, aber egal), anschließt.
Zumindest beim weiteren Cast konnte man sich auf altbekannte Gesichter wie Nancy Allen („Dressed to Kill“, „Dusting Cliff 7“) oder Robert DoQui („Coffy“), die sich in ihren Rollen wieder zurecht finden und von beispielsweise Rip Torn („Freddy Got Fingered“, „Dodgeball: A True Underdog Story“), CCH Pounder („Demon Knight“, „The Shield“) oder Jill Hennessy („Exit Wounds“) unterstützt werden, verlassen. Letztere darf hier als Robocops „Leibärztin“ entscheidend zu seiner vorübergehenden Generalinspektion bei den Widerständlern beitragen.
Viel mehr positive Aspekte lassen sich Teil 3 aber auch nicht abgewinnen. Basil Poledouris („The Hunt for Red October“, „Starship Troopers“) kopiert eigentlich nur ein weiteres Mal seinen eigenen Score und selbstironischer Humor verfolgt ähnlich blödsinnige Tendenzen wie „Terminator 3: Rise of the Machines“.
„Robocop 3“ ist zu infantil und verspielt. Fred Dekker versucht hier möglichst viele exotische Einfälle unterzubringen und lässt seinen Titelhelden, wie oben schon erwähnt, sogar einen Jetpack umschnallen. Dafür muss man jedoch auch geschlagene 20 Minuten warten, bis er zum ersten Mal auftaucht. Der sorgsame Aufbau des japanischen Cyborgs, der Robocops Fährte aufnimmt, war nicht nötig, weil er unspektakulär verheizt wird und die Kuscheleinlage mit dem kleinen Mädchen (Ach, wie süß....) wirkt genauso berechnend, wie das Robocop-Spielzeug, über das zu Beginn, natürlich rein zufällig, so ausführlich geschwenkt wird. Einzig die anfängliche Reaktivierung des ED-209 war ein gelungener Einfall.
Ansonsten herrscht hier jedoch leider Ideenarmut. Besonders der Mangel an einem ebenbürtigen Gegner für den stählernen Gesetzeshüter fällt dabei ins Gewicht. Aus diesem Grund wird der Actiongrad nämlich auch drastisch zurückgeschraubt. Was übrig bleibt, ist solide inszenierte Standardkost, die mit zwei bis drei Explosionen positiv auf sich aufmerksam macht.
Fazit:
„Robocop 3“ ist eine alberne, überflüssige und unspektakuläre Fortsetzung, die keine der wichtigen Elemente der beiden Vorgänger, nämlich Gesellschaftskritik, übermäßig brutale Gewalt und Actionfeuerwerke, mehr beinhaltet. Trotz solider darstellerischer Leistungen kann der Abschluss der Trilogie nicht ansatzweise das vorgelegte Niveau erreichen. Mangels guter Regie und völlig verfehlter Politik seitens Orion unwürdig in jeder Beziehung. Nur noch etwas für die, die Robocop komplett brauchen.