Mit "Voice" liegt nun der aktuell letzte Teil der "Girls High School Ghost Story" vor, wieder ein thematisch unabhängiger und eigenständiger Film an einer südkoreanischen Mädchenschule. Wieder geht es weniger um Horror der platten und direkten Art, wieder geht es um Beziehungen zwischen den Mädchen und auch den Lehrern und wieder kommt ein wunderschön musikalisch unterlegter und ebenso gefilmter Streifen aus Südkorea. Man sollte klassische Musik ebenso wie klassischen weiblichen Gesang mögen, der Soundtrack ist wie gesagt sehr passend aber dennoch einseitig ausgefallen. Die Bildersprache ist ruhig und nur selten dominieren schnelle und hektische Schnitte, bei der Farbe dominieren Rottöne und liefern den farblichen Ersatz für das selten eingesetzte Blut. Der Gore- und Horrorfaktor ist mal wieder sehr gering, richtige Horrofans seien hier gewarnt.
Wer allerdings einen erneut wunderschön gefilmten und in seiner Erzählweise sehr interessanten Film mit einigen Handlungskniffen sehen will, der sollte "Voice" auf gar keinen Fall verpassen. Mit ca. 500.000 Besuchern war die Resonanz in Südkorea allerdings recht bescheiden.
Die Schülerin Park Young-eon ( gespielt von Kim Ok-bin ) hat ein grosses Gesangstalent und wird von ihrer Lehrerin Hee-myun ( gespielt von Kim Seo-hyeong ) sehr gezielt gefördert. Eines Abends wartet ihre beste Freundin Kang Seon-min ( gespielt von Seo Ji-hye ) in der Musikklasse auf sie und will mit ihr gemeinsam die Schule verlassen. Young-eon möchte aber weiterproben und so lässt Seon-min ihre Freundin allein in der Klasse zurück. In dieser Nacht wird Young-eon in der Schule ermordet und wacht am nächsten Morgen mit lückenhafter Erinnerung wieder auf. Schnell wird ihr bewusst dass sie ein Geist ist und niemand sie sehen kann, sie ist körperlos und nur ihre Freundin Seon-min vermag ihre Stimme zu hören.
In dieser Situation und im Schulgebäude welches sie nicht verlassen kann gefangen, muss Young-eon nun versuchen, diese Nacht aufzuklären und die unerkannte Täterin zu finden. Lauter ungelöste Fragen und eine ausweglose Situation erschweren ihre Aufgabe. Nach Überwindung des ersten Schocks hilft Seon-min ihrer Freundin und findet in der undurchsichtigen Cho-ah ( gespielt von Cha Ye-ryeon ) eine unerwartete Verbündete. Auch Cho-ah kann angeblich die Stimmen von Geistern hören.
Mit "Voice" kommt endlich mal wieder etwas frischer Wind in das angestaubte südkoreanische Horror- und Mysterygenre. Eine erfrischend neue Erzählperspektive, ein Film aus der Sicht des Geistes erzählt und in diversen Rückblenden sehr schön Stück für Stück aufgelöst. Die qualitative Machart des Films ist mal wieder hervorragend,die Bilder sind edel und sehr subtil, der Soundtrack ebenso anspruchsvoll und passend. Die Schauspielerinnen geben eine solide aber keine überragende Vorstellung ab. Für Kim Ok-bin und Cha Ye-ryeon war der Film ihr Debut und beide sind weiterhin gut im Geschäft. Während die eine aus der Masse der südkoreanischen Jungschauspielerinnen kaum hervorstechen dürfte, hat Cha Ye-ryeon ein hohes Mass an optischer Eigenständigkeit.
Das Hauptaugenmerk ist bei "Voice" allerdings die Story, sie entwickelt sich langsam und geht am Ende gar in eine vollkommen unerwartete Richtung. Dieser heftige Twist zum Schluss ist allerdings nicht unlogisch und durchaus nachvollziehbar, alle wichtigen Fragen sind beantwortet und etwas Blut gab es dann auch.
Es gibt kaum Überlängen und am Ende auch die Antwort auf die Frage was die Geister denn wirklich wollen. Um die Antwort zu erfahren, lohnt sich für Anhänger des südkoreanischen Gruselgenres durchaus ein Blick auf "Voice".
Solide und gute 8 Punkte.