Offizielle Fortsetzung der zumindest auf finanzieller Seite regulär Verantwortlichen, die sich dann anscheinend auch berechtigt und bemüssigt fühlen, einige grundlegende Bestandteile für Part 2 abzuändern. So wurde Regisseur Ho Meng - hua ebenso ersetzt wie Hauptdarsteller Chen Kuan Tai; eine Tatsache, die erstmal verwundert und verschiedene Fragen nach Ursache und Begründung in den Raum stellt wie auch die Neugier, warum man drei Jahre gewartet hat. Denn wer hat, der hat und erprobt eingespielt war man ja nun auch bereits.
[Ganz ungeachtet, dass die dafür eingesetzte Prothese aus Cheng Kang und Hua Shan hinter der Kamera und Ti Lung vor ihr wahrlich einen ebenso guten Namen hat und nicht wirklich als Notbehelf angesehen werden kann.] Noch dazu war man nicht so clever, die weiteren Schlüsselpositionen der vorherigen Geschichte bei sich zu belassen und dann noch so unbedarft, mit im Vorgänger Gecasteten und dort auch Verstorbenen umzumodeln.
Da man die ungeschriebenen Regeln für Sequels soweit verletzt hat, liess es sich wahrscheinlich leichter und ohne Zwischenstufen arbeiten. Im Grunde genommen bleibt von dem bereits Gegebenen nämlich nicht mehr viel über und schert man sich auch wenig um eine gleichsam artgemässige Inszenierung. Eine Nachfolge nur dem Namen nach. Vorwissen benötigt man deswegen auch nicht.
Ching - Dynastie. Konflikt Manchus gegen Chinesen. Emperor Yung Cheng [ Ku Feng ] hat es nicht so mit Demokratie und Meinungsfreiheit und mag auch der drohenden Rebellion nicht so wirklich ins Angesicht sehen. Dies ist ein Fehler; bereiten sich die Rebellen unter Na Lan [ Shih Szu ] nämlich bereits auf einen Angriff vor. Ma Tang [ Ti Lung ] lehnt erst eine Beteiligung ab, schliesst sich aber alsbald aus persönlichen Gründen dem Trupp an.
Diesmal ebenso eine mittlerweile beschlagene Ausgangsidee, die man dermassen oft als Konzept herangezogen hat, dass Einem vor lauter Vertretern identische Beispiele für diese Prämisse gar nicht erst einfallen mögen. Zu breit die Masse. Natürlich wird dies auch nur als Spielraum genutzt; so klipp und klar wie die verschiedenen Kontrahenten sind, so deutlich kann man dann auch die Details herausheben. Wo #1 eher Weniger als Mehr, aber dies mit kräftig Pepp erzählte, so versteift sich #2 auf verschiedene Deszendenzen und möchte diese alle unter einen blueprint - Hut bringen. Probleme bei der Übereinkunft selber gibt es keine, da Rahmen ja wie die Ziele auch sicher abgesteckt sind und man alles in einer starken Beschleunigung abzieht; aber man kann nicht verhindern, dass das Ganze nicht so richtig überzeugend wirkt.
Die zuvor ausgelassene Politik findet nun immerhin mehr Anklang und wird in omnipräsenten Konfrontationen als verbale Drohung und Entscheidung herangezogen: Kaiser Yung Cheng lässt sich auf einen Disput über Nutzen und Unnutzen von Tyrannei als Herrschaftsform mit seinem gegenteilig anvisierten ehemaligen Lehrer ein. Er kennt sich mit Geschichte, Benimm und Umgangsformen auch nachbarschaftlich gelegener Länder aus und trumpft mit Ahnung ebenso auf wie dem rhetorisch letzten Mittel des Kopfabschlagens. Staatsführungslehre, Diplomatie, Weltklugheit, Führung, Leitung und List. Der Wissenschaft und Erfindung zugewandt und darauf achtend, die Naturgesetze für voll zu nehmen. Der perfekte Herrscher, der nur überhaupt nicht daran interessiert ist, dass sein Volk ihn auch ins Herz schliesst.
Warum auch, dafür hat er ja seine beiden persönlichen Schleimer Bao Ying [ Lo Lieh ] und Gang Jing - feng [ Wai Wang ]; die ihm weniger mit Rat und Tat denn mit allseits bereiter Unterwürfigkeit zur Seite stehen.
Interessante Charaktere sind dies natürlich nicht. Vor allem die Beiden wirken vermehrt als Verbindungsmänner zu Schwank und Schwall; Possenreisser, deren Dialoge nicht nur überflüssig sind, sondern deren Gehabe in Nicht - Verstehen auch nur drollig und damit unerfreulich zugleich erscheint.
Auch die musikalische Untermalung Chen Yung - yus meint hier und da mal, einen Witz zu filtern und hervorheben zu müssen; dabei wird der wahre Ulk gar nicht erkannt.
Der Film ordnet sich nämlich einer Frauenbewegung unter; hehre Aussage, aber bitte nicht in dieser Aufmachung.
Es wird schnell deutlich, dass Ma Tang hierbei höchstens das Fünfte Rad am Wagen ist. Meist sogar nur ein Fähnchen im Wind; die nunmehrige Berufung als Ehemann und Vater halbiert ihn so sehr, dass er ständig fremde Hilfe braucht und sogar mehrmals am sich Ergeben ist. Seine Figur erscheint selbst bei wichtigen Szenen bloss als stand-in.
Die aktive Rolle geht also auf Na Lan über, der auch emotionale Beweggründe verliehen werden und die Position, sich frei in der Erzählung zu bewegen und die Perspektive an sich zu reissen. Als Tochter eines Militärsekretärs hat sie am Palast offenen Zutritt; in der Freizeit verteilt sie sich auf Feld und Flur.
Na Lan hat man es auch zu verdanken, dass aus Flying Guillotine 2 ein emanzipatorisch beflissener "Female Flying Guillotine" wird. Sie erstreitet sich das Recht der Gleichberechtigung, auch ihre Kampfkünste und die ihrer Kolleginnen vor dem Kaiser vorzuführen und wird nach bestandener Probe zur Abteilung der weiblichen Garde kommandiert.
Tragen die männlichen Ausgebildeten und später als Attentäter und Tötungseinheit Fungierenden schwarz, so müssen die Frauen partout in Lila und Pink antanzen. Je edler die Intention, so lächerlicher die Umsetzung.
Dies gilt auch für einige andere Punkte, die man lieber schnell abhandelt: Melodramatische Trennung. Flötespielen im Künstlichen Studiowald. Lange, weiche Gewänder wie im Märchen. Eine Schlittenfahrt ohne Schnee.
Die Mehr - Formel gilt auch für die Action, die sich diesmal weit zahlreicher verteilt; nicht nur angesichts der um eine Viertelstunde kürzeren Laufzeit. Choreograph Tang Chia hat also genug zu tun und leistet nicht nur viel, sondern auch durchschlagende Arbeit. Nur muss man dies jetzt bis zum Exzess upspeeden, lässt kein Atemraum zum Überlegen und Abwägen und wird so auf Dauer doch etwas zu überflott; das unbarmherzige und unablässige Hetzen beansprucht die ganze Aufmerksamkeit. Auch hier hat man Hos zeitlupenstilisiertes Werk weder als Vorgabe noch als Herausforderung gesehen, sondern zieht konsequent sein ganz eigenes Ding durch.
Ein Abklatsch vermeidert man dadurch zwar, aber aufgrund des rabiaten Umkehrschluss ebenso die Annäherung. Leider auch in der Gesamtqualität. Da nützt auch die hier gleich doppelte Guillotine nur wenig.