Review

Kompromißloser Höhlenhorror mit sehr harter Gangart

Ein schlechter Scherz sein hier zu Beginn verziehen. Sechs Frauen begeben sich auf eine Tour durch eine unbekannte Höhle in den Appalachen. Höhlenforscher, sozusagen...dabei ist das doch eher ein Fall für den Gynäkologen...So, jetzt ist der Beweis angetreten, daß ich mich so gar nicht als Mann der Stand-Up-Comedy eigne. Aber angesichts des doch reichlich drastischen Films, den es hier zu besprechen gilt, ist ein wenig Humor nicht fehl am Platz – denn im Film fehlt dieser total, und das ist auch genau richtig. Denn weder die Story noch die Schauspieler oder das Ende des Films laden zu witzigen Onelinern ein. Gut, daß es mal wieder einen Film ohne Finten gibt, der sein Thema kompromißlos ausreizt, wenngleich der Beginn ein wenig was von einem Selbsterfahrungstrip hat.

Denn um einen solchen handelt es sich. Nach dem plötzlichen Unfalltod von Mann und Kind ist für eine Frau das Leben leer geworden. Ein Jahr nach diesem Ereignis begibt sie sich zusammen mit fünf Freundinnen auf eine Höhlentour in die Appalachen. Dumm nur, daß die Höhle unerforscht ist, viel dümmer noch, daß der Rückweg zum Einstieg durch einen Felsrutsch versperrt wird. Aber viel unangenehmer ist die Tatsache, daß die Damen nicht allein in der Unterwelt sind, denn dort leben seltsame, nur entfernt menschenähnliche Wesen, die sich ob der neuen Beute die Klauen reiben. An dieser Stelle sei das Buch von Jeff Long „Im Abgrund“ empfohlen, welches sich einer ähnlichen Thematik widmet. Angesichts der unerwarteten Bedrohung wachsen die Frauen über sich hinaus, nehmen den Kampf mit den Wesen der Tiefe auf, werden aber Frau um Frau dahingemeuchelt, und selbst das Happy-End ist nicht das, was es scheint.

Was für ein Trip...nach dem recht drastischen Einstieg in den Film plätschert dieser ein Weilchen dahin, bis sich die Ereignisse nach der Verschüttung zuspitzen. Von hier ab, auch unterstützt durch die latent bedrohliche Musik, ist der Streifen ein Horrortrip erster Güte, in dem mit blutigen Effekten nicht gegeizt wird. Spannend sind Filme nach dem Prinzip der zehn kleinen Negerlein seit eh und je, doch die Kompromißlosigkeit, mit der Regisseur Neil Marshall seine Protagonistinnen leiden läßt, sucht in den letzten Jahren ihresgleichen. Die Darstellerin leisten Heldenhaftes, die Dreharbeiten dürften kein Spaß gewesen sein. Sicher könnte man ob der fehlenden Erklärungen für die seltsamen Höhlenwesen murren, doch es geht hier nicht um wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern um blanken Horror. Und dieser zeigt sich nicht nur durch die stetige Bedrohung der Gruppe, sondern auch durch die klaustrophobische Situation, die den Rahmen für die Attacken bildet. Und wenn dann auch noch das gute Ende nur ein Trugbild ist, dann wissen wir, daß wir nicht in Hollywood sind, sondern endlich einmal einen Film gesehen haben, der nicht für gute Laune sorgt. Leider wird durch die Länge der Exposition ein wenig Qualität verschenkt, aber wer sich einmal wieder richtig in seinem Kinosessel verkriechen will, ist hier richtig – 8/10.

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