Review

Mit den Namen Mark Roper und Thomas Ian Griffith brachte man bis Mitte der Neunziger brachiale B-Action vom Feinsten in Verbindung, doch Zeiten ändern sich und Karrieren können steil bergab gehen. So wie in den Fällen von Roper und Griffith. Regisseur Roper, lange Zeit als Hausregisseur bei Nu Image tätig, fabrizierte so einige ordentliche Actionvehikel wie „Human Timebomb“ oder „Warhead“, versuchte sich, als es mit der B-Movie-Schmiede bergab ging, umzuorientieren und landete über TV-Engagements und einem mehr oder weniger erfolgreichen Zwischenstopp bei Towers of London (die ihre Zeit ja mal so eben vor ca. 30 Jahren hatten), aus welcher Zeit auch „The Sea Wolf“ stammt, bekanntlich wieder bei Nu Image. Inzwischen verdingt er sich als Second Unit Director unter fähigeren Kräften wie Anthony Hickox („Submerged“, „Blast!“) oder Dolph Lundgren („The Defender“, „The Mechanic“) und ich denke da ist er auch besser aufgehoben. Seine jüngsten Werke wie zum Beispiel „Death, Deceit & Destiny Aboard the Orient Express“ (noch unter Harry Alan Towers Studio Towers of London) und „Marines“ (für Nu Image) waren alles andere als das Gelbe vom Ei. „The Sea Wolf“ soll das, soviel sei vorweggenommen, nur bestätigen. Mir graut da schon vor den neusten Katastrophenfilmen des gebürtigen Südafrikaners..

Ähnliches Schicksal erlitt auch Thomas Ian Griffith („Crackerjack“, „Behind Enemy Lines“), der Anfang bis Mitte der Neunziger in wirklich sehenswerter B-Actionkost wie „Excessive Force“ oder Nu Images „Blood of the Innocent“ zu sehen war, dann aber übelst abrutschte und abseits seiner Rolle in „Vampire“ nichts mehr auf die Reihe bekam. Grausam beispielsweise seine Auftritte in „For the Cause“ oder „High Adventure“ (auch von Towers of London). Nach dem immerhin erfreulich soliden „Timecop: The Berlin Decision“ scheint er sich wohl vollständig aus dem Filmgeschäft zurückgezogen zu haben. Schade eigentlich, denn als B-Movie-Hero ist er durchaus ein charismatischer Vertreter. Angesichts solcher Gurken wie „The Sea Wolf“ kann man seine Entscheidung jedoch nur verstehen.

Warum solange an einer Einleitung aufhalten? Ganz einfach, zum Film gibt es nicht sonderlich viel zu sagen. Mit kleinem Budget gedreht, beinhaltet er keine nennenswerte Actionszene, keinen im Ansatz aufwendigen Stunt, geschweige denn Pyrotechnik oder sonstige Spezialeffekte. Er ist sehr mies geschnitten, kann die inszenatorischen Unzulänglichkeiten seitens Roper, der, man muss ihn in Schutz nehmen, aufgrund der Finanzen wohl auch nicht anders konnte, nie verstecken und ist für alle Fans von B-Produktionen oder Abenteuerfilmen eine belanglose Grausamkeit, die unspektakulär vor sich hinplätschert. Einziger Blickfang ist die deutscher Schauspielerin Gerit Kling. Mit den deutschen Frauen scheint es der alte Lustmolch Harry Alan Towers übrigens zu haben. Schwester Anja („High Adventure“) und Blondchen Eve Habermann („Queen's Messenger II“, „Der Clown“) durften ja ebenfalls schon freizügig durch seine Filme wuseln.

Griffith ist als der letzte Pirat auf Erden mit Namen Jeffery Thorpe und hält sich mit allerlei mehr oder weniger gelingenden Diebeszügen über Wasser, hat nur leider eine Schießwaffenantipathie und kann sich deswegen auch meist nur mit Mühe und Not aus solchen verpatzten Coups retten.
Da kommt ihm das Angebot einer hübschen Dame gerade recht. Er soll ihren Herrn Papa für eine stattliche Summe überführen. Der weiß von einem Schatz und schon spitzen finstere Gesellen die Ohren.

Man muss sich mal vor Augen führen, was Towers hier unter seinem Autorensynonym Peter Welbeck zusammengerotzt hat. Da hätten wir zum Beispiel, soviel spoiler ich hier mal zusammen, das Zwillingspaar Helena/Marlene, die eine Gut, die andere Böse. Jenes arglistige und bösartige Geschwisterteil nimmt Thorpe, der von jener Eineiigkeit noch keinen Wind bekommen hat, den alten Mann ab. Voller Misstrauen schickt Thorpe ihm seinen schwarzen Henchman hinterher, damit die auch wenig später in der verabredeten Bar mit der Kohle auftaucht. Das tut sie auch, nur ist es die Gutmütige. Wie geht das? Grandios auch jener tolldreiste Autostunt: Da steht ein Rosa-VW-Käfer gerade mal so, dass die Stoßstange über den Rand eines Dachs lugt und knallt vornüber, weil man die Tür zuschlägt. *hüstel* Wahrlich keine Werbung für Volkswagen...

Der Actiongehalt ist also gering und das bisschen Geflüchte durch Stadt, Land und Fluss animiert auch nur zu regelmäßigen Übungen mit der Kauleiste (also Gähnen). Griffith kippt übrigens bei jeder Gelegenheit, so wie es sich für einen Piraten gehört, sich eine Buddel Rum in den Rachen. Kann man gut verstehen, dass er möglichst wenig von den Dreharbeiten mitbekommen wollte. Vor allem diese pseudowitzigen Dialoge, die allenfalls noch Grundschüler in Begleitung ihrer Enkelkinder amüsieren dürfte, gehen immens auf das Geschlechtsteil. Nichts gegen einen flapsigen Ton, nur dann ab und an bitte auch mal einen Kalauer. Am besten war noch der „Ah, jetzt habe ich aber genug von diesem albernen Piratenschwachsinn“ – Spruch. Der fasst meine Meinung zum Film nämlich ganz gut zusammen.

Ja, es wird ein wenig durch die Gegend geschippert, einen Schatz mit dazu entsprechender Insel, auf der es dann auch zu graben gilt und Schlussduell gibt es auch, nur leider ist das alles so schrecklich peinlich und langweilig inszeniert. Also wirklich keine Szene, die man mal als gelungen bewerten könnte. Zu improvisiert schaut die Show einfach aus.


Fazit:
Wer sich mal gepflegt anderthalb Stunden mit langer Weile foltern lassen will, der sei mit „The Sea King“ richtig beraten. Ohne irgendeine nennenswerte Handlung (Diverse Parteien wollen einen Schatz, also beginnt man einen Wettkampf), noch irgendwelche Höhepunkte, steuert Mark Roper seinen Film, der im übrigen viel zu lange dauert, auf sein Ende zu. Thomas Ian Griffith, der nicht einmal fachmännisch zuhauen darf, wurde hier sinnlos verheizt. Auch nichts für die Hartgesottenen unter uns, sondern allenfalls für Masochisten.

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