Der Filmausstoß des übergewichtigen und rentenreifen Actionstars Steven Seagal gleicht mittlerweile dem eines Pornodarstellers. Fast monatlich wirft er bzw. seine Stammklitsche NuImage/Millenium Pictures neue Videoheuler auf den Markt – die Qualität ist, mit wenigen Ausnahmen, dementsprechend mies. Nach dem starken „Submerged“ erweißt sich „Today you die“ leider nur als durchschnittlicher Film, dessen Highlights zum Ärger des Zuschauers auch noch aus anderen Filmen entliehen wurden. Sorry, aber wenn man „Rambo IV“ ins Kino bringen will, dann darf man nicht auf Szenenrecycling zurückgreifen. Nach mehreren guten Filmen gleitet Millenium Pictures nun wieder ins B-Mittelfeld ab. Schade...
Man hörte ja im vorhinein einiges aus der Presse. Seagal schien keinen richtigen Bock zu haben und soll die Crew beschimpft und unautorisiert das Drehbuch umgeschrieben haben. Jaja, so ist er nun mal der gute Steven. Daher war der Film wohl mit die letzte Zusammenarbeit zwischen NuImage und Seagal, der Film „Mercenary“ ist abgedreht, jedoch noch ohne Publisher. Daher ist es auch kein Wunder, dass Seagal sich wieder Andrew Stevens zuwendet, mit dem er im Ostblock, wo Stevens anscheinend ziemlich erfolgreich versucht („7 Seconds“, „The Marksman“) ein neues Filmimperium aufzubauen, zwei neue Projekte am laufen hat (beide befinden sich in der post-production).
Storymäßig ist bei „Today you die“ komplett tote Hose. Knast und Rapper – das erinnert doch an „Half past dead“. Jedoch spielt nur ein geringer Teil des Films im Gefängnis, die zweite Hälfte beschäftigt sich dann mit dem Rachefeldzug von Harlan Banks (Seagal), der Geld von den Reichen klaute um es den Armen zu geben, dabei jedoch gelinkt wurde und nun den Laden entsprechend aufräumen will.
Quark zum Quadrat, keine neuen Ideen und auch keine Überraschungen. Aber war ja auch nicht anders zu erwarten.
Die Action erweißt sich hingegen als handfest. Gut, die Autoverfolgungsjagd und die Explosion am Ende sind aus den Filmen „Top of the World“ bzw. „Code of Conduct“ geklaut, aber der Rest kann sich wirklich sehen lassen. Regisseur Don E. FauntLeRoy scheint Begabung zu haben, denn die Schießereien und Fights sehen richtig schick aus. Dabei muss der Zuschauer auf blutige Einschüsse (zuhauf und in Zeitlupe) und Knochenbrüche nicht verzichten, leider ist bei Seagal außer Rumschupsen und ein bisschen Kloppen nicht mehr drin – er ist immer noch außer Form (davon abgesehen, der Mann ist 54 – wer glaubt noch daran, dass er jemals wieder in Top-Form sein wird). Nebenbei gibt’s noch zwei kleinere Explosionen, bei der zweiten macht ein Hubschrauber (exakt das gleiche Modell wie in „Submerged“) im wahrsten Sinne des Wortes den Abflug und geht dank netter CGI-Effekte in Flammen auf. In Punkto Action kann man sich nicht beklagen, zumal sowohl Qualität als auch Quantität stimmen.
So lustlos wie man vermuten mag wirkt Seagal dann doch nicht und bringt immerhin ein paar gute Oneliner. Bei den Kampfszenen ließ er natürlich seinem Double den Vortritt, was die Kamera geschickt ausblendet. Treach mag ja ein guter Rapper sein, aber schauspielern kann der gute Mann nicht – er nimmt die Rolle des Clowns ein. Sarah Buxton („Full House“) und Mia Morrow („National Security“) bleiben hübsches Beiwerk ohne Notwendigkeit.
Bei der Inszenierung kann man auch wenig aussetzen. Das geklaute Material wurde relativ gut eingefügt (von der Logik hingegen katastrophal – warum zum Beispiel erschießt Bruno die Wachmänner und lockt so die Verfolger auf sich, wenn er das Geld schon sicher im Wagen hat). Der Score treibt das Geschehen gut voran und wechselt sich mit dem obligatorischen Rap-Soundtrack ab. Auch an der Optik lässt sich nichts aussetzen.
Fazit:
Dem Regisseur ist es zu verdanken, dass sich „Today you die“ zumindest als durchschnittlicher B-Actioner herausstellt. Denn der Szenenklau ist schon eine Frechheit, doch immerhin erweißt sich auch die restliche Action als hart und gekonnt inszeniert. Seagal spielt wie immer, der restliche Cast liefert ebenfalls annehmbare Leistungen. Ich glaube kaum, dass Seagal noch mal die Kurve kriegt. Aber wenn seine Filme wenigstens dieses Niveau halten und er weiter mit erfahrenen Leuten zusammenarbeitet, kann man nicht meckern.
Kein Highlight, aber auch keine Zeitverschwendung. Fans dürfen, besonders aufgrund der recht gut gemachten Action, einen Blick riskieren.