Review

Sex on the radio:
Nick West (Hewitt) ist der Traum aller Frauen. Mit einfühlsamer Stimme gibt der Moderator des Radiosenders KHPY seiner vornehmlich weiblichen Hörerschaft allabendlich Tipps in Sachen Erotik und Sex. Eines Nachts erscheint die attraktive Honey (Tweed) im Aufnahmestudio und verführt ihn nach allen Regeln der Kunst, schließlich schlägt sie ihm Fesselspiele vor. Stunden später erwacht West neben der erdrosselten Honey, alles deutet auf ihn als Täter. Auf der Flucht vor Detective Sergeant Clint Jackson (Jones) versucht er zusammen mit seiner Freundin, der Bardame und Ex-Stripperin Cinnamon (Driggs), den Fall auf eigene Faust zu lösen...

So oder ähnlich las sich wohl das locker auf einen Bierdeckel passende Treatment des Plots, bevor sich Hardcore-Regisseur Gregory Dark ("Gregory Dark's Inferno") seiner annahm. Unter dem Namen A. Gregory Hippolyte dreht er seit Anfang der 1990er in regelmäßigen Abständen sinnfreie Erotik-Thriller mit wenig Inhalt, viel Haut und durchgängig schlechten Darstellern. So auch diesen Quasi-Porno, der sich besonders durch stereotype Protagonisten, hahnebüchene Handlung und zusammenhanglose Bettszenen auszeichnet.

In erster Linie fallen die beiden Hauptdarsteller Martin Hewitt ("Two Moon Junction") und Ex-"Flash Gordon" Sam J. Jones negativ auf. In Dialogszenen scheinen sie gar nicht miteinander zu agieren, geschweige denn sich wahrzunehmen, stur rattert jeder seinen spärlichen Text herunter. Ähnliches unterläuft auch nahezu der gesamten weiblichen Besetzung, so sie denn überhaupt über Text verfügt. Am härtesten hat es jedoch "Bill" David Carradine erwischt, als frauenfeindlicher Stripclub-Besitzer Vincent Micelli darf er lediglich ein paar Mal fies dreinblicken und mit seinem Bodyguard drohen, bevor er von der Polizei wegen Drogenhandels verhaftet wird. Dank Tarantinos Hilfe dürften ihm und uns solche Auftritte demnächst erspart bleiben.

Die Kameraführung erstreckt sich von lieblosen Close-Ups bis zu langweiligsten Totalen (übel: West wird von Jackson beim Stöbern überrascht und "versteckt" sich hinter einer Ecke, um den Sergeant von "hinten" zu überraschen), der Schnitt ist so stümperhaft, daß der Handlungsfluß permanent gestört wird. Diese Schnitzer kann auch der laufend eingespielte Softjazz nicht ausbügeln, der eine der insgesamt sieben Bettszenen einläutet und nach den ersten 30 Minuten eher nervtötend als anregend wirkt.

Was dem Film jedoch den Todesstoß versetzt, ist seine Porno-Mentalität, die sich stetig durch die rudimentäre Handlung zieht: Jeder männliche Darsteller im Film ist ein ganzer Kerl, insbesondere West ist in absolut jeder Situation zum Vollzug des GV bereit. Jede Darstellerin hat Modelmaße und ist entweder bisexuell, ausschließlich lesbisch oder zumindest an einem homoerotischen Abenteuer interessiert. Dennoch sind alle beim Anblick von Nick West sofort bereit, mit ihm in die Kiste zu hüpfen.
Dieser Gimmick wird derart frei von Karikatur oder liebevollem Trash umgesetzt, daß der Film nicht einmal eine unfreiwillige Komik aufweist.

Was bleibt, ist ein unspektakulärer 08/15 Softporno nach bewährtem Rezept (fünfmal Boy/Girl, einmal Lesbian, einmal Menage-A-Trois) mit überdurchschnittlich attraktiven Darstellern (u. a. Penthouse Centerfold Julie Strain und Vivid Girl Jamie Summers) und etwas mehr Dialogen, als man gewohnt ist. Das geht auch besser. Viel besser!

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