Wer auch immer auf die Idee gekommen ist, "Just Heroes" in Deutschland als "Hard-Boiled 2" zu releasen, dem gehört ordentlich eins auf den Deckel, denn der Film ist tatsächlich drei Jahre jünger als John Woos Bleiorgie "Hard-Boiled". Zudem haben beide Filme inhaltlich nichts miteinander zu tun, obwohl es natürlich in beiden, ganz grob, formuliert, um Gangster geht. Die rechtschaffene Seite des Gesetzes klammert Woo in diesem Fall komplett aus, er zeigt uns vielmehr den Werdegang eines Verbrechersyndikats, dessen Chef kürzlich ermordet wurde, vermutlich von einem machtgierigen Verräter aus den eigenen Reihen.
Um die Entlarvung des Täters dreht sich der komplette Film, und mancher Woo-Jünger wird womöglich enttäuscht sein, dass es dem vielgefeierten Asia-Regisseur in diesem Fall tatsächlich fast nur auf die Story ankommt. Zwar beginnt und endet der Film standesgemäß mit bleihaltigen Shootouts, doch dazwischen gibt es für die Actionfreunde lediglich eine Schießerei in einem Steinbruch zu sehen.
Woos Versuch, uns seine Figuren mal abseits von Kugelhagel und Funkenregen näher zu bringen, scheitert aber leider zum Großteil. Zwischenmenschliche Beziehungen heraus zu stellen war noch nie die große Stärke des Action-Asses, weshalb die Suche nach dem Verräter zwar bisweilen schon spannend ist, die Figuren in diesem Plot aber völlig blass bleiben. Manche Person ist so überzeichnet, dass es nicht schwer fällt, frühzeitig zu erkennen, wer auf wessen Seite steht. Andere wiederum sind gänzlich überflüssig, wie etwa Keungs Fischereikollege, der als Grünschnabel den Zuschauer nerven darf und zum Schluss lediglich für einen Insider-Gag (Blumenvasen) und eine sehr aufgesetzte moralische Botschaft verbraucht wird. Ja, Woo zeigt uns nach seiner obligatorischen Schlussballerei wieder einmal, dass Tote und viel Blut gar nicht so toll sind, wie das bei ihm in Zeitlupe immer ausschaut.
Neu ist an dem Ganzen jedoch nichts, klammert man Woos ungewöhnlich unspektakuläre und behäbige Inszenierungsweise mal aus. Freunde des gepflegten Heroic Bloodshed werden zwar auch an diesem Film und den wenigen, aber gewohnt knüppelharten Ballereien ihren Spaß haben. Bedenkt man aber die tausendmal dagewesene Geschichte um Verräter innerhalb einer Gangsterbande, die unauffälligen Darsteller und die wie immer katastrophale deutsche Synchro, so sollten Genre-Unkundige lieber zum im selben Jahr erschienen und ungleich besseren "Blast Killer" greifen.