Review

Ein Filmset wie in der Schneekugel


1984 hielt mit „Gremlins" ein familienkonformer Weihnachtshorror in den Kinos Einzug und traf ganz offensichtlich den Nerv der Zeit. Mittlerweile zum Klassiker mutiert, führt die von Spielberg produzierte Horror-Fantasy-Komödie häufig die Liste der besten Weihnachtshorrorfilme an und hat in den 36 Jahren seit der Veröffentlichung auch keine ernsthaft Konkurrenz bekommen.

Dabei sind weder die erzählte Geschichte noch die Machart besonders geeignet, Spannung zu erzeugen oder zum Lachen anzuregen. Was den Film aus meiner Sicht auch heute noch unterhaltsam macht, ist die Gemütlichkeit, die er in jeder Sekunde ausstrahlt. Ganz offensichtlich ist hier alles komplett im Studio gedreht worden, da sich das gesamte Geschehen auf einen kleinen Ort und auch nur einen sehr eingeschränkten Teil von diesem beschränkt. In diesem Mikrokosmos wird in herkömmlicher Art der Achtziger alles eingebunden, was die heile, oder auch in Teilen defekte, Welt der amerikanischen Durchschnittsmenschen ausgemacht hat. So generisch, wie das Ganze aussieht, hat man den Eindruck, alles geschehe unter Glas und zwischendurch wird mal alles geschüttelt, um den Schnee wieder aufzuwirbeln.

Joe Dante konzentrierte sich in dem abgesteckten Rahmen dann darauf, die Grenzen des Erlaubten so weit nach außen zu schieben, um ja nicht zu belanglosen Familienquatsch herunterzukurbeln. Die Gremlins dürfen daher auch wirklich böse sein und die ein oder andere Figur segnet daher auch das Zeitliche. Dies passiert dabei in der Darstellung von Gewalt sehr zurückhaltend, so dass man über die Altersfreigabe ab 16 auf jeden Fall zumindest eine Braue hochziehen kann. Dafür gehen aber die Gremlins teilweise deftig über die Wupper. Sie werden im Mixer geschreddert, erstochen oder platzen in der Mikrowelle, wenngleich der Horror ironischer nicht sein könnte. Dabei fällt auf, dass Spielberg in allen seinen Produktionen jungen Zuschauern gerne etwas zumutet. Aber im Vergleich zu „Der weiße Hai", „Poltergeist" oder auch „Indiana Jones und der Tempel des Todes" wirkt „Gremlins" sicher harmloser. Vor allem sorgt der Mogwai Gismo, ein direkter Verwandter von Baby-Yoda Grogu, von vornherein für eine kindgerechte Gangart. 

Die oft beschworene Satire im Film auf die US-Gesellschaft erkenne ich hier so nicht, beziehungsweise drängt sie sich nicht so in der Vordergrund, dass man sie erwähnen müsste. Vielmehr schien es Dante und Spielberg darum zu gehen, zum Fest der Liebe eine prototypische amerikanische Kleinstadt inklusive aller ihrer Klischees im Chaos versinken zu lassen. Und das tun sie dann auch über weite Teile mit Hingabe. Zur Entstehungszeit war das wohl auch noch revolutionär. Die Einbettung von Themen wie Verarmung, Rassismus oder Verlust von Familienmitgliedern allein reicht nicht, um die amerikanische Bürgergesellschaft bloßzustellen. Ich sehe das eher als Dickens-Zitate, nur dass statt der Geister nun kleine Monster das Sagen haben.


Fazit

„Gremlins" ist ein mittlerweile etwas angestaubter Beitrag zum Fest, der teilweise sogar als Kultfilm gesehen wird. Dem kann ich so nicht unbedingt folgen, allerdings schafft es Joe Dante, die amerikanische Kleinstadtidylle mit ihrer ganzen Behaglichkeit einzufangen, um sie dann später hingebungsvoll der Zerstörung anheimfallen zu lassen. Die Effekte sind sympathisch, weil handgemacht und auf keiner Ebene ist ein Totalausfall auszumachen. Aber jede Weihnachten muss ich den Film nun auch nicht sehen. Alle 5 bis 10 Jahre reichen vollkommen aus.

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