Unter den rabiaten Weihnachtsfilmen eine Art Klassiker: „Gremlins“, geschrieben von Chris Columbus, der das Fest später noch mit den „Kevin“-Filmen torpedierte.
Es beginnt alles mit einem Weihnachtsgeschenk, welches der glücklose Erfinder Randall Peltzer (Hoyt Axton) für seinen Sohn Billy (Zach Galligan) kaufen will. In einem Laden in Chinatown entdeckt er den Mogwai Gizmo, den der Eigner aber nicht veräußern will. Doch Enkel des Mannes verscherbelt ihn unter der Hand doch und gibt Randall drei goldenen Regeln mit auf den Weg: 1) Licht ist schädlich, Sonnenlicht tödlich. 2) Lass ihn nicht mit Wasser in Berührung kommen. 3) Füttere ihn nicht nach Mitternacht.
Sohnemann ist allerdings alles andere als ein kleiner Junge mehr, denn er ackert bereits als Bankangestellter und hält die Familie damit über Wasser, während Papi als Erfinder und Vertreter nur unregelmäßig Knete ranschafft. Trotzdem freut sich Junior wie Bolle über den putzigen Mogwai, wenngleich dieser durch einen Unfall von Wasser berührt wird und darauf weitere Mogwais aus ihm entspringen. Natürlich etwas blöd, aber andernfalls gäbe es ja keinen Konflikt und ohne Konflikt keine Handlung.
Aus Versehen füttert Billy die Biester auch nach Mitternacht, woraufhin sie sich verpuppen und zum Gremlins werden. So fallen die Anarcho-Biester mit Zerstörungstrieb an Weihnachten über die Kleinstadt her...
Komplexe Plottwists sollte man dann im folgenden nicht mehr erwarten, „Gremlins“ wartet an sich nur auf den Ausbruch der titelgebenden Biester, die mit schmatzendem „Mnam-Mnam“-Lauten und garstiger Lache ihren Lieblingshobbys nachgehen: Fressen und Sachen kaputtmachen. Komplexität sieht anders aus, stattdessen regiert hier der Spaß, wobei ein, zwei Szenen überraschend deftig und horror-affin sind – trotzdem ist „Gremlins“ auch für jüngere Zuschauer geeignet, denn die komischen Momente (z.B. ein Gremlin-Chor oder das „Schneewittchen“-Gucken) überwiegen doch.
Doch in die Orgie aus komischem Krawall und Effektkunst (Gremlins, Gremlin-Metamorphosen und kreative Gremlin-Tode) mischt Regisseur Joe Dante mal wieder seine Kritik am American Way of Life und die ist mal wieder beißend: Garstige Nachbarinnen, schmierige Bank-Karrieristen und Huldigungen des schnöden Konsumguts (z.B. Plastikschneemänner) flankieren da das Geschehen und werden zur Zielscheibe beißenden Spotts. Dante rebelliert gegen Spießigkeit und die Kommerzialisierung von Weihnachten, denn gelegentlich möchte man fast mit den Gremlins sympathisieren.
Im Herzen ist „Gremlins“ allerdings doch ein warmer Weihnachtsfilm, denn die Gremlins sind schon recht garstig (z.B. ihre Behandlung Gizmos) und durchtrieben (z.B. das durchgenagte Weckerkabel). Dem stellt man dann Billy entgegen, ebenso seine Familie, Gizmo und die Kellnerin Kate Berringer (Phoebe Cates). Mit ersteren gönnt sich „Gremlins“ dann mal eine warmherzige Auszeit zuhause, Kate hingegen darf als Love Interest dienen, ohne dass Dante diesen Plotstrang kitschig aufladen würde. Stattdessen erzählt er auch hier zwar etwas märchenhaft, aber nie ganz von der Realität entrückt. So kommen sich Billy und Kate zum ersten Mal näher, als sie den betrunkenen Schneepflugfahrer nach Hause bringen, damit er sich nicht hinters Steuer klemmt.
Zach Galligan als heldenhafter Jungspund mit Herz am rechten Fleck liefert eine gute Vorstellung, ähnlich wie Phoebe Cates, die als Love Interest allerdings deutlich passiver als unser Held ist. In den Nebenrollen fallen Hoyt Axton und France Lee McCain als Elternpaar auf, der Rest vom Fest erbringt ebenfalls gute Leistungen.
„Gremlins“ mag zwar keine komplexe Geschichte erzählen, doch Joe Dantes Kritik am American Way of Christmas ist gleichzeitig Weihnachtsmärchen wie dessen Dekonstruktion – und über anarchistischen Gremlins kann man eh immer wieder gut lachen.