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Was ist bloss aus dem Hong- Kong- Kino geworden? Das von Bruce Lee erdachte Martial- Arts- Genre fand mitte der 90er Jahre sein abrubtes Ende. Das Fantasyspektakel "Storm Riders" läutete den Weg neuer Mainstreamproduktionen ein. Nachdem John Woo und Jackie Chan Asien den Rücken kehrten, entstanden die meisten Actionsequenzen aus dem Rechner und es war nicht weit davon entfernt Hollywood damit Konkurrenz zu machen. Den Anfang machte, wie eben schon erwähnt, der mehr oder wenige gelungene Fantasyfilm "Storm Riders". Die meisten Effekte konnten sich sehen lassen. Dann folgten Filme wie "Zu Warriors" und "Avenging Fist", die trotz renommierter Altstars wie Sammo Hung und Yuen Biao in ganzer hinsicht enttäuschten. Die Filmemacher hinter der Kamera überschätzten sich und dachten sich, dass wäre keine grosse Sache, worauf mehrere Flops folgten. Selbst Jackie Chan wollte daraus Kapital schlagen, doch er wurde eines besseren belehrt. In seinen beiden Hollywoodabstechern "The Tuxedo" und "Das Medallion" wurden ausgibieg mit digitallen Effekten rumhantiert. Das Ergebnis sah aus wie "MATRIX" für Arme. Nun ja, mit "New Police Story" wollte er das grundlegend ändern, was ihm auch einigermassen gelang. Zur Zeit scheint er wieder an alte Erfolge anzuknüpfen. Sein aktueller Film "Karate Kid" bringt ihm nach Jahren wieder einen grossen Karriereschub.


Eine ähnliche Erfahrung machte auch sein langjähriger Filmpartner und Freund Sammo Hung. Lange auf der Easternwelle mitgeschwommen, machte er sich in den 70ern und 80ern einen grossen Namen im big Business. Bis 1977 als Kampfchoreograph tätig, mauserte sich Sammo danach ins Filmgeschäft als "der kleine Dicke" mit den aussergewöhnlichen Kung- Fu- Fähigkeiten. Schon am Anfang seiner Karriere galt er als "Big Brother" unter den Kung- Fu- Darstellern. Nachdem Jackie jedes Jahr mit jedem neuen Film zum internationalen Superstar aufstieg, geriet Sammo's Filmpräsenz in Vergessenheit. Und das zu unrecht. Wir haben ihm so geniale Klassiker wie "Prodigal Son" und "Pedicab Driver" zu verdanken. Was früher Sammo noch einzigartig machte, waren seine ernsthaften Characterrollen ausserhalb des Martial- Arts- Genres.
Seien es Rollen als Meister in "Painted Faces" und "Somebody there likes me", Sammo überzeugte immer. Aber nach einer gewissen Zeit wurden diese Rollen zum Klischee. Sammo spielte schon mit seinen damals 34 Jahren andauernd Meister und Kung- Fu- Lehrer. Nach Jackie's Durchbruch mit "Rush Hour" wollte man das Konzept "schwarzer Cop / asiatischer Cop" übernehmen und daraus eine Serie machen. Aber verglichen mit seinen asiatischen Kinofilmen hatte das Ganze Rush- Hour- Light- Niveau. Angeblich sollen ja Sammo's Englischkentnisse nicht das Wahre gewesen sein, worauf die Serie eingestellt wurde. Danach drehte er einen schwachen Film nach dem anderen. Da kam ihm das Angebot zu "SPL" zu Recht.


Inhalt:
Wong Po (Sammo Hung) ist ein unberechenbarer Gangsterboss, der mit fiesen Methoden seine Gegner zur Strecke bringt. Weil Dedective Chung (Simon Yam) einen Kronzeugen verliert, der gegen Po aussagen könnte, versucht er mit allen Mitteln den Boss dingfest zu machen.


Mit "SPL" feierte das gute alte Hong- Kong- Genre seine lang erwartete Rückkehr. Hier definiert man hartes Martial- Arts- Gekloppe mit einem Hauch Heroic- Bloodshed. Sogar Männerfreundschaften, wie einst bei John Woo, werden hoch angestrebt. Natürlich ist auch jeden bekannt, dass man sich als Vorbild "Infernal Affairs" genommen hat. Die von Simon Yam angeführte Polizeicrew versucht mit aller Härte und ohne Moral Wong Po hinter Schloss und Riegel zu bringen.
Da wird sogar mit Brutalitäten nicht gegeizt und einige Hardcore- Acionszenen sind vorprogrammiert. Als knallharter Cop schliesst sich Donnie Yen der Truppe an und kann nicht verhindern, dass ein Mitwisser an einem Mord, von Simon Yam's Leuten gnadenlos umgenietet wird. Wie räudige Hunde keifen sie sich gegenseitig an. Die Kampfszenen sind von Donnie Yen in gewohnter Härte inszeniert worden. Allen voran sticht Jacky Wu als geheimnisvoller Killer hervor, der mit seinem grossen und scharfen Messer kurzen Prozess mit seinen Opfern macht. Bei seinem vorletzten Kampf, den er mit Donnie Yen bestreitet, kommt er nicht ganz ohne seine Waffe aus.
Es ist die blutigste Kampfszene im ganzen Film. Sammo Hung braucht sich bei der Darstellung des Wong- Po- Characters nicht sonderlich anzustrengen und bringt ohne Mühe seine Rolle glaubwürdig rüber. Gestandene Mimen wie Austin Wai Tin Chi und Cheung Chi Yiu runden das Ganze nochmal ab. In bester "Eastern Condors"- Manier liefern sich Sammo Hung und Donnie Yen im Finale ein knallhartes Martial- Arts- Duell ab.


FAZIT:
Wer dem guten alten Hong- Kong- Kino nachtrauert, der ist mit dem Kracher "SPL" bestens bedient. Nach 50 schleppenden Minuten entwickelt sich der Film zum ordentlich choreographierten Actionreisser, der alte Erinnerungen wach ruft. Ich vergebe für die letzten beiden Kämpfe sechs Punkte.

6 / 10

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