Inspector Chan Kwok Chung [ Simon Yam ] ist seit Jahren hinter dem lokalen Gangboss Wong Po [ Sammo Hung ] her, der fast uantastbar an der Spitze der Kriminalität steht. Die Gegend ist komplett unter seiner Kontrolle; auch die meisten Polizisten fürchten ihn. Chan hat nur seine 3 – Mann – Truppe, bestehend aus Wah [ Liu Kai Chi ], Lok [ Ken Chang ] und Sum [ Danny Summer ], die ihm treu ergeben zur Seite stehen. Aber Chan hat auch einen Hirntumor und steht zwei Tage vor dem Ruhestand; Inspector Ma Kwan [ Donnie Yen ] soll seinen Posten übernehmen. Als das Video einer Hinrichtung unter Wong Pos Ägide auftaucht, setzt Chan alles daran, die letzte Möglichkeit der Ergreifung seines Intimfeindes zu nutzen. Da sie dabei das Gesetz brechen und in die eigene Hände nehmen, lässt Wong Po seinen Killer Jack [ Jacky Wu Jing ] von der Leine...
Ohne lange Vorrede: Das Warten hat sich ebenso gelohnt wie sich die propagierten Vorschusslorberren erfüllen; der Film ist nicht nur uneingeschränkt die beste HK - Produktion des Jahres, sondern steht in seinem Genre sogar ziemlich allein auf weiter Flur.
Für den Subtext intelligente Cop – Action, mit einer Unwucht von guten Schauspielern und einigen berauschenden Actionszenen garniert, ist in der Abmischung selbst in Hongkong nur selten vorzufinden und gibt diesem einstmals speziellen Kino im Alleingang seine verlorene Identität zurück. Umso dankbarer ist der geneigte Zuschauer für diese Überraschung, die viel mehr ist als nur konventionelle Erwartung.
SPL schöpft dabei aus filmkulturellen Beständen des Action – Kinos, setzt allerdings mit seiner Wiedererfindung viel mehr als auf nur kundiges Recycling. Die Geschichte ist altbekannt und mit seiner klaren Zeitstruktur schnell erzählt, schöpft aus schematisierten Plotbeständen und oft gesehenen Charakteren und markiert mit seiner Direktheit eine Rückführung auf Traditionen. Ohne Mätzchen und Spielereien werden die kontrahierenden Figuren gesetzt und aufeinander losgelassen; keine Umwege oder gar die Suche nach einer Selbst-Identifikation verhindern die grafischen und emotionalen Konfrontationen.
Effektiv statt innovationsfreudig; geprüfte Muster und gewohnte Konstellationen verwandeln sich durch die Regie in ein bestechend spannendes Neues, dass trotz oder gerade wegen der überschaubaren Ordnung sogar unheimlich bedrohlich und fiebernd daher kommt. Von Anbeginn an wird klar gemnacht, wie gefährlich das Böse ist; wieviel Macht es hat und dass es auch keine Sekunde zögert, diese einzusetzen und kausale Folgen vorangegangener Handlungen ebenso auswirken zu lassen wie neu voranzutrieben.
Mit den Konsequenzen ihres Tuns müssen die Polizisten in ihrem Prozess der Selbstermächtigung also jederzeit rechnen; nicht umsonst haben auch die beiden losgeschickten Undercover horrende und auch berechtigte Angst vor ihrem Auftrag. Wong Po ist wahrhaft furchterregend.
Der Film ist dann ein in mehreren Hinsichten harter Thriller, der die Action als treibende Kraft in der unheilsschwangeren Atmosphäre gar nicht gebraucht hätte. Diese ist trotzdem uneingeschränkt die Hauptattraktion, mit seinen deftigen Schauwerten das alles entscheidende Etwas. Jede der Szenen als Eruption und Erlösung aufgestauter Intensität ein Höhepunkt für sich statt blosser Selbstzweck.
Bei Dragon Squad musste man sich mit dem Liebreiz der Oberfläche zufrieden geben; SPL ist viel ruhiger und gleichzeitig betonter inszeniert. Übersichtliche Einstellungen; Schnitte nur dann, wenn diese auch zur Akzentierung angebracht sind. Keine Pop – Abbildung von ewigwährenden Shootouts, sondern kurze und schmerzhafte Auseinandersetzungen. Nicht chaotisch und mit heftigen Stilmitteln um sich werfend, sondern einfach ungezähmt und geradlinig. Viel Bodenkampf; verblüffende Formationen von angesetzten Wurf- und Hebeltechniken sowie zuhauf spürbarer Knochenbruch und Blutverlust kennzeichnen die kinetischen Gefechte.
Dabei werden ebenso wie bei der stillen Erzählung alte Bilder im neuen Gewand präsentiert; sowieso ist die eigene Filmsprache absolut zentral.
Yips feste, aber beileibe nicht aufdringliche Inszenierung visualisiert schnell die herrschenden Strukturen ebenso wie die Dimensionen der Gewalt. Die oftmals horrende Überzahl von Wong Pos Männer gegenüber den wenigen Polizisten positioniert die Unterlegenen in hegemoniale Ohnmachtverhältnisse; die brenzlige Lage ist spürbar und stellt sofort die Identifikationen mit den Cops her. Die Schilderung deren Familienlebens als Charakterisierung hätte es dabei gar nicht mehr bedurft; sowieso sind einige Elemente zuviel umsonst aufgeworfen, nach deren anskizzierter Gesamtheit und leicht biegender Unlogik einem schon mal der Kopf rauchen kann. Die Sinne des Zuschauers sind nämlich fast überschärft, um ja nichts zu verpassen; ein ganz entspanntes Vergnügen ist es nicht. Wenn Überreizung aufgrund des eigenen Genusses der einzige Makel sein soll: Daran kann man sich gewöhnen; also liebend gerne weiter so. Da macht es sich ganz gut, dass Dragon Tiger Gate bereits in den Startlöchern steht.