Review

Der Jugendliche Fung Ki [ Huang Xiao Ming ] hat seinen Vater Dragon Ki [ Sammo Hung ] seit zehn Jahren nicht gesehen. Dieser hat sich ins Tai Chi Village aufs Land zurückgezogen, um die verschiedenen chinesischen Kampflehren zu erforschen. Fung Ki wohnt und arbeitet zusammen mit seinem Kumpel Robert [ Timmy Hung ] bei seiner Mutter Susanna [ Priscilla Koo ], die einen Kurierdienst unterhält. Als er sich in das Model/Schauspielerin Laura [ Ellis Tang ] verliebt und diese aber mit dem Tycoonsohn Cheng Fu Keung [ Carl Ng ] einen hartnäckigen Verfolger hat, entbrennt zwischen beiden Buhlern nicht nur ein Kampf um die Gunst der Schönen, sondern auch um mehr als Sieg und Verlieren: Karatechampion und Olympiaaspirant Fu Keung fordert den unbefleckten Grobmotoriker Fung Ki zu einem alles entscheidenden Zweikampf heraus. Dieser zieht mit Robert für drei Monate zu seinem Vater ins Tai Chi Village, wo sie von den Schwestern Wang Yin [ Liang Jin Ke ] und Wang Yeung unterrichtet werden und dabei zu ganz neuen Menschen werden...

Der Ausgangspunkt beruft sich mit seiner Underdog – Geschichte auf einem der wahrscheinlich ältesten und gleichzeitig am meisten abgedroschenen filmischen Grundthemen; und serviert das noch mit derartiger Einfallslosigkeit, dass man sich nach Erkennen der Handlung gleich verwünscht, nicht von vornherein einen Blick auf die Inhaltsangabe und damit einen grossen Bogen um das Werk gemacht zu haben.
Dann wäre auch so einiges erspart geblieben; der mit Abstand schlechteste HK Film 2005 nämlich. Wenn man auf kleinem Rahmen bleibt, sonst würden nämlich noch andere Vergleiche einfallen.
Der Film ist Karate Kid für die Biobauer. Vorm Ansehen unbedingt eins mit der Natur werden und das Magnetfeld der Erde ausnutzen.

Vor allem die Intention und damit das „Skript“ kann man eigentlich ohne viele Worte in der Luft zerrupfen. Es ist sicher löblich, sich mit bestimmten gut gemeinten spirituellen und philosophischen Themen zu befassen und auch etwas moralischen Zeigefinger einzubringen, aber so derartig penetrant seine noch durch politische Spitzen ergänzte Botschaft herüberzubringen ist man sonst nur von Sektenfibeln gewohnt.
Hierbei geht es nicht nur um Gut gegen Böse, sondern um viel mehr, allerdings nur in anderen, aber dafür sämtlichen Varianten:
Arm gegen Reich. Landbevölkerung gegen Stadtmensch. Kurierfahrer gegen Manager. Tai Chi gegen Karate. Herz gegen Geld. Liebe gegen Hass. Sozialismus [oder Kollektivismus, wem der Begriff lieber ist] gegen Kapitalismus.
So könnte man das ewig weiterführen; besonders materialistisch und egoistisch eingestellte Menschen bekommen hier so mächtig ihre Lektion verpasst, dass wegen dem schlechten Gewissen wahrscheinlich nur nackt ausziehen, alle vorhandenen Güter Hilfsbedürftigen spenden und dann in Wald laufen dagegen hilft.

Begleitet [ = verkleidet ] wird diese „highest achievement hier“ und „highest achievement da“ - Predigt mit der Lehre vom Tai Chi; dass zusammen mit der Taoistischen Mentalität für die innere Entwicklung des Menschen genutzt wird und hierbei gleich sein Ausbildungsvideo mit Handlung erhält.
Auch die Symbolik von Yin und Yang nimmt Einfluss durch die beiden Schwestern, die als personelle Metaphern ebenso plump gebraucht werden wie die auftretenden Unterschiede der Generationen. Im Dorf werden Männer von Frauen gelehrt und Alte von Jungen.
Hinter all den widerstreitenden Gegensätzen steht eine harmonische Ganzheit, ein ordnendes Prinzip. Das ist das Ziel des Erkennens.
Dabei fliegen kleine, animierte Schmetterlinge durch die Gegend, wenn etwas schönes wie der erste Kuss passiert und der Endkampf findet natürlich plakativ in einem gegendverschandelten, leerstehenden Industrierohbau mitten in der Idylle statt.

Die Regie Johnny Lees betont in seiner Inszenierung dann auch die Prinzipien Nachgeben, Weichheit, Zentriertheit, Langsamkeit, Balance, Geschmeidigkeit und Verwurzelung; vor allem das Tempo bleibt regelmässig gering und verliert sich sogar noch in mehreren extremen Zeitlupen.
Wobei beim Betrachten nicht wirklich innerer Frieden und Gefühle der Harmonie und Zeitlosigkeit wachgerufen werden, sondern eher ein Blick an die Decke oder auf die Uhr, da das sonstige Umfeld so gar nicht stimmt. Dafür sind einfach das falsche Medium und auch die falschen Mittel gewählt. Die Optik eher blass und irgendwie veraltet aussehend. Xray – shots zeigen mit dem Filzstift gemalte Blutbahnen sowie die Atem- und Herzfunktion. Die Gänsehaut gibt’s als Detailaufnahme noch gratis dazu.
Was das soll?

Denken und [Film]Logik ist dann weniger wichtig, eigentlich überhaupt nicht; weswegen man sich die folgenden inhaltlichen Fragen wahrscheinlich auch sparen kann.
• Wenn die Jungen die Alten trainieren, wer hat dann die Jungen trainiert?
• Warum spielt der Film 2010?
• Warum sieht man nichts davon?
• Woher kommen die ganzen schicken, neuen Trainingsanzüge, wenn man Geld verabscheut?
• Hat Fu Keung als Olympiahoffnung nichts anderes zu tun, als sich mit einem Nichtskönner anzulegen?
• Warum kann man die alte kranke Oma plötzlich ohne erschwerlichen Fussmarsch nicht transportieren, wenn vorher alle anderen Leute per Auto und Bus ins Dorf gekommen sind?
• Wenn in der Denkweise Siegen oder Verlieren wirklich nichts zählt, warum wird dann so ein Aufhebens um den Finalkampf gemacht? [Übrigens fast die einzige Actionszene, aber kann man vergessen.]

Das als Auswahl; in dem Kontext geht es dann durchgängig, die Einpassung in den Ablauf der Geschehnisse ist überhaupt nicht ausgewogen. Die später vorherrschenden Liebesszenen lösen ausser viel Peinlichkeit keinerlei Gefühle aus. Darstellerleistungen spotten zumeist jeder Beschreibung; vor allem Debütant Huang Xiao Ming hat ausserhalb einer Laienspielgruppe nichts zu suchen. Ganz schlimm wird es, wenn die Darsteller doch tatsächlich vor einer schwarzen Leinwand treten und sich direkt ans Publikum wenden, ihre Fortschritte beschreiben und hilfreiche Tipps an den ahnungslosen Zuschauer verteilen.
Kein „how to kick some serious ass“, sondern das Wort zum Sonntag; angereichert mit einigen altgedienten und es eigentlich besser wissen Müssenden wie Sammo Hung, Leung Kar Yan oder Richard Ng, die auf die letzten Meter noch ihre Karriere opfern.

Schlimm.
Ein Gnadenpunkt für den als Kato kostümierten Chauffeur von Fu Keung.

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