Wer kennt Michael Bay eigentlich nicht? Der Filmemacher, der ohne jede Logik-Tabus zu brechen die komplette Welt, bzw. das ganze Universum in Schutt und Asche legt? Die meisten hassen ihn dafür - ich kann nicht sagen, dass ich ihn liebe, aber zumindest unterhalten mich seine Filme auf eine primitive Art, bei der ich Ihm nicht böse sein kann.
"Die Insel" kommt weitestgehend ohne "Krumm-Bumm" aus, jedoch kann Bay auch nicht ganz verzichten, wenige Ortschaften dem Erdboden gleichzumachen.
Dabei fängt die Story ruhig und genial an, für Bay´sche Verhältnisse fast mystisch:
Lincoln Six Echo (Ewan McGregor) und Jordan Two Delta (Scarlett Johansson, in Ihrer besten Rolle zum Palme wedeln) leben nach der weltweiten radioaktiven Verseuchung an dem einzig bewohnbaren Zuhause, dass es auf der Erde noch gibt: In einem Gebäudekomplex, bei dem das private Leben streng überwacht wird. Sie gehen monotoner Arbeit nach, haben kein Sexleben und ihrer einzige Möglichkeit zur Hoffnung besteht darin, in der "Lotterie" zu gewinnen, in der willkürlich Personen ausgewählt werden, die auf "Die Insel" dürfen - der einzig scheinbare Fleck auf Erden, der nicht radioaktiv verseucht ist, und dort in vollkommener Freiheit wohnen kann.
Lincoln Six Echo hegt schon lange Zweifel an dem System der Menschenerhaltung und stellt dem Ober-Papa (Sean Bean) Fragen, die nicht gerne beantwortet werden. Schließlich findet er raus, dass alle Bewohner seines Komplexes einfach nur beschissene Klone von Erdbewohnern sind (die unter normalen Umständen auf unserer Erde wohnen, also nix Super-Gau), die es sich leisten können, für ein paar lockere Millionen Rubel sich eine "Lebensversicherung", sprich Klon, kaufen können, der Ihnen entweder neue Organe, Babies oder neue gestraffte Haut liefert (insklusive Töten der Lebensversicherungen, denn schließlich sind sie ja nur Klone). Ewan und der geilen blonden (ich nenn sie jetzt mal so) gelingt die Flucht aus diesem Komplex. Doch sie werden von der Söldnereinheit rund um Laurent (Djimon Hounsou) gejagt mit dem Ziel der Vernichtung der beiden Klone, damit nichts an die Weltöffentlichkeit gelingt, da diese denkt, dass die Organe einfach nur im Koma-Zustand lagern.
Meine Fresse, da gibt es schon ordentlich was für jeden. Im ersten Drittel kann man ganz spannungsarm von einem Science-Fiction-Spektakel der oberen klasse berichten, in dem man nur dem alltäglichen Leben der Klone zusieht. Man ahnt nichts, man weiß nichts. Solange man keine Vorahnung hat, ist dieses "Nach dem Gau Leben" genauso faszinierend wie erschreckend. Aber nachdem Gamma und Delta (oder wie unsere beiden Schnuckelchja heißen) flüchten, kommt wieder der wahre Bay raus. Nicht falsch verstehen - der Film hätte Brachial-Action ohne Sinn und Logik nicht nötig gehabt, aber scheinbar kommt Bay nicht ganz ohne klar. Dieser Krawallorgie, die danach folgt, ist es natürlich schön zuzusehen, jedoch lässt der Realismus-Grad arg zu wünschen übrig. Gehetzt von der Elite-Einheit sowie der Polizei gelingt es den beiden immer wieder, in den unglaublichsten Pannen, unverletzt zu fliehen, und ab da wechselt der FIlm sein Genre, auch wenn es nach den satten Action-Sequenzen wieder etwas ruhiger zu geht...
Auf jeden Fall fühlt man mit diesen unechten Menschen mit, dass sie ihr Ziel schaffen. Bay bringt es fertig, Science Fiction mit rasanter Action rauszupressen ohne dabei (komplett) dämlich zu wirken.
Diese Klone haben nicht nur Gefühle wie echte Menschen, sondern sind sie denen noch weit überlegen in vieler Hinsicht.
Vor gut ´nem Monat hab ich mir den SF-Knaller "Moon" angeschaut, der irgendwie dasselbe Thema behandelt, den hab ich verissen, und spätestens heute weiß ich warum: Weil der meistgehasste Regisseur (nach Uwe Boll) dieses Thema hundert Mal besser rüberbringt.
Sollte man sich nicht entgehen lassen,
9/10