Was erwartet einen bei einem Film von Michael Bay? Im besten Fall völlig anspruchsfreies aber immerhin solides Action-Kino wie bei „The Rock“, im schlechteren (und wahrscheinlicheren) Fall von Pathos durchzogener Kitsch wie „Armageddon“ oder „Pearl Harbor.“ Kurzum: Meine Erwartungen an „Die Insel“ waren nicht besonders hoch. Nun, sie wurden klar übertroffen.
Das liegt vor allem daran, dass Herr Bay die Handlung dieses Mal nicht nur als notwendiges Übel ansieht, um möglichst viele Verfolgungsjagden, Explosionen, etc. aneinanderzureihen (die gibt es natürlich trotzdem noch, keine Angst), sondern wirklich Wert auf eine stimmige Geschichte legt und sogar einige Fragen aufwirft, die hinsichtlich der Klon-Thematik von politischem bzw. ethischem Interesse sind. Bevor hier ein falscher Eindruck erweckt wird: Natürlich ist „Die Insel“ immer noch ein Unterhaltungsfilm, aber eben einer, der in einigen Momenten durchaus auch zum Nachdenken anregt. Dazwischen gibt es aber die gewohnte Action und an den passenden Stellen auch durchaus gelungenen Humor.
Auch die Leistungen der Darsteller sind für einen Action-Film überdurchschnittlich gut. Ewan McGregor meistert seine Doppelrolle mühelos, Scarlett Johansson überzeugt in der für sie ungewohnten Action-Rolle und Sean Bean gibt den Bösewicht solide. Und dann ist da noch Steve Buscemi, der in einer wichtigen Nebenrolle als verschrobener und kauziger Helfer der beiden Klone glänzt und dabei auch für die meisten Gags sorgt.
Natürlich kann man Kritik am Bay-typischen Hochglanz-Werbe-Look des Films (und das Product-Placement toppt wirklich jeden Bond-Film!) und an einigen äußerst unrealistischen Szenen üben; diese halten sich verglichen mit seinen übrigen Filmen aber in Grenzen. Fazit: „Die Insel“ ist der bis dato beste Bay-Film und selbst Leute, die um seine Filme normalerweise einen großen Bogen machen (ich gehöre auch dazu) können durchaus einen Blick riskieren.