Auf effektvollen Krach angelegter futuristischer Actionthriller, der unter seiner Oberfläche sicher einige gekonnte, aber bekannte Fragen aufwirft; diese in seiner Hatz auch nicht mehr wirklich beachtet oder gar beantwortet. Dummerweise ist daneben die Gesamtgeschichte auch nicht so wirklich neu und setzt sich eher aus Versatzstücken verschiedener gängiger Science Fiction Motive zusammen, ein häufiges Deja Vu ist die Folge.
Dieses ist allerdings sehr gut aufgearbeitet und angemessen inszeniert; Unsicherheiten Michael Bay`s bei seiner ersten Regiearbeit ohne Überproduzent Jerry Bruckheimer treten nicht auf. Die Trennung des erfolgreichen Box Office Teams nach 5 Hits kam für einige überraschend, die Übernahme oder einen Einfluss durch Steven Spielberg sieht man allerdings auf keinster Weise in dem Film, der weiterhin bunt und laut ist und die Stärken Bay`s für Actionszenen voll ausspielt.
Dabei hätte der Mittelpunkt des Filmes – die Flucht vor Häschern – auch in vielen anderen Sujets so ablaufen können, wurde hierbei aber ins nicht zu ferne Jahr 2019 verlegt und durch den wissenschaftlich, wirtschaftlich, politisch und moralisch interessanten Hintergrund Klonen ausgestattet.
Lincoln Six-Echo [ Ewan McGregor ] lebt in einem riesigen metallischen Wohnsilo und hat ein einfachen und komplett regelbestimmten, ständig wiederholenden Tagesablauf.
Er trägt täglich die gleichen Kleidung wie auch seine anderen Mitbewohner und vollzieht die gleiche eintönige Arbeit, wird beim Urinieren medizinisch abgecheckt und dementsprechend auf Diät gesetzt und chillt nur abends mal zum Fruchtsaft. Alles wäre normal, wenn er nicht anfangen würde, Fragen zu stellen und dabei Dinge zu erkennen, die so nicht sein dürften. Als er die Wahrheit erkennt flieht er mit seiner Kollegin und Freundin Jordan Two-Delta [ Scarlett Johansson ] in die richtige Welt.
Für Kinogänger, die sich nicht erst heute mit Filmen und/oder Büchern beschäftigen, sind die Bezüge erkennbar und auch in den letzten Jahren schon angesprochen worden.
Der Mann, der zweimal lebte, THX 1138, Saat des Wahnsinns , Flucht ins 23. Jahrhundert [ selbst als Remake in Planung ], 6th Day, Blade Runner, Gattaca, Total Recall u.a. dienten als Ideengeber bei der jetzt natürlich familiären Story, der überwachte Wohnsilo samt seiner Lage erinnert an ein friedlicheres Fortress, einige Spielereien an Spielbergs Minority Report, die Aufnahmen des menschlichen Ersatzteillagers könnte aus Crichton`s Coma stammen.
Dabei muss man zugestehen, dass die Autoren die Melange gut mit bereits zeitgenössisch aktuellen Themen verrührt haben, es mit Augen zu eher als markante Inspiration statt Plagiaten erscheint und sich eh ab einem bestimmten Punkt auch rein auf Run and Hide verlagert wird, wobei dann auch einige Logikprobleme einfach umgerannt werden. Der ruhige Aufbau der Klonthematik und des begrenzt abgeschottenen Lebens könnte einen eigenen Film wert sein, besonders die Location des quasi Gefängnisses wird nicht so richtig ausgenutzt, sondern immer nur mal gestreift. Der ewig monotone Alltag in dem abgeschlossenen Lebensraum wird gut mit den Weiten der später erkundeten Aussenwelt konterkariert, in der auch plötzlich das klinisch reine Weiss in eine farbenfrohe Bildersprache ausgetauscht wird.
Nach der Flucht der beiden Produkte bleibt aber nur kurze Zeit für Erkundungen, die Häscher sind ihnen bereits auf den Fersen; ab hier an bekommt man auch das Spektakuläre geliefert, was man vom Regisseur gewohnt ist und mittlerweile erwartet. Dabei wird allerdings wieder nicht wirklich stringentes Maß gehalten und diesmal passt es auch nicht in den attestierten Anspruch, den sich Drehbuch und Film teilweise herausnehmen. Da werden ganze Eisenbahnachsen über den Highway geschleudert und alle Kopfjäger drücken weiterhin in flirrenden Verfolgungsjagden aufs Gas, als würde das Adrenalin mit ihnen durchgehen und wollten sie direkt ins trefflich akzentuierte Inferno preschen. In der Innenstadt werden unwissende Cops in ihren Wagen auseinandergenommen und erschossen, ein Fluggerät rast erst als Star Wars Reminiszenz durch Wagenkolonnen und danach durch ein Hochhaus, Hubschrauber werden durch herabfallende Gebäudeteile erschlagen.
Die beiden Helden bleiben davon nach einer Weile ebenso unverletzt und unbeeindruckt wie später der Zuschauer, der sich nach der Strassenaktion erstmal übersehen hat; Toppen kann danach nichts mehr, obwohl es noch eine Weile so weitergeht und der Showdown auch nicht gerade im Gespräch exerziert wird.
Man sieht also die 122 Millionen Dollar Produktionsvolumen auf der Leinwand, wobei das unzählig viele und etwas penetrante Product Placement allerdings auch seine finanzielle Spritze angesetzt haben dürfte. Nun liegt es an den Darstellern, nicht zwischen Explosionen und Werbung zu verschwinden und den Rest des Filmes über die Runden zu bringen, wobei ihnen das auf eine überzeugende und gleichzeitig nuancierte Weise auch gelingt. Besonders McGregor als Fixpunkt und Identifikation trägt die Erzählung gut und meistert auch die kurzzeitige Doppelrolle. Johansson als anspruchsvolle Schönheit und Djimon Hounson als Jäger mit Ehre ergänzen, während Steve Buscemi fast ganz allein für die Oneliner und in seiner Unperfektheit als Führer in die neue Welt auch für die meiste Nähe zum Publikum sorgt.
Regisseur Bay wird hiermit keine gänzlich neuen Türen für seine Filmographie eröffnet haben, sein schlechter Kritikerruf dürfte allerdings hiernach etwas poliert werden, ohne ihn gleich in einer Renovatio zu feiern. Der lobabweisende Gral von purem Dumb Fun gemixt mit schmalzigem Patriotismus [ Armageddon, Pearl Harbor, Bad Boys 2 ] wird diesmal vermieden, das Skript ist für einen Sommerblockbuster soweit ordentlich geschrieben und arrangiert, nur halt doch etwas zu gewohnt. Der Film ist ironischerweise selber ein Klon. Dafür wird genug geklotzt.