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Das Klonen von Lebensformen aller Art ist derzeitig das große Thema unter den Wissenschaftlern. Das Duplizieren und Kopieren von pflanzlichen und tierischen Elementen hat dabei auch schon, mehr oder weniger, funktioniert, nur beim Menschen gibt es noch große Schritte zu bewältigen, die aber sowohl vom Gesetz als auch von der allgemeinen Meinung der normal denkenden Menschheit verhindert werden. Denn kaum ein wissenschaftliches Thema grenzt so sehr auf Ablehnung bei der Bevölkerung, wie das Klonen von Menschen. Nun machte sich Hollywoods Action-Spezialist Michael Bay daran, diese brisante Thematik in einem seiner Filme zu verarbeiten. Ohne Krawall-Produzent Jerry Bruckheimer wollte er dabei etwas Neues und Ungewöhnliches schaffen, ohne dabei aber auf seine persönliche Note zu verzichten. Herausgekommen ist dabei, fürwahr, ein nicht ganz 100% typischer Bay, der unterm Strich aber dennoch nicht zu seinen Meisterleistungen gehört.

Die Änderungen am typischen Bay-Prinzip merkt man vor allem an der Story und den Charakteren des Films, zumindest oberflächlich. Dieses mal geht es nicht um irgendwelche finsteren Fieslinge, die von irgendwelchen knallharten Cops gejagt werden und es geht auch nicht darum, dass der Ami zum X-ten Mal die Welt rettet. Nein, dieses mal geht es um eine Institution, die sich an das Klonen von Menschen gemacht hat und sich mit den Organen dieser Klone eine goldene Nase verdienen möchte. Dumm nur, dass einer dieser Klone dahinterkommt, dass irgend etwas mit seiner, vorgegaukelten, heilen Welt, namens "Die Insel", nicht stimmt und sich nun daran macht, die Wahrheit rauszufinden. Ein Kampf um Leben und Tod beginnt. Ja, dass ist mal eine Bay-Story die anders ist, als die Üblichen. Eigentlich sogar eine knüppelharte Science-Fiction-Story, wie man sie eher einem Spielberg zugetraut hätte, dessen Dreamworks-Studio ja zufällig Produzent des Ganzen ist. Schade nur, dass man bei genauerem Hinsehen dennoch viele Unebenheiten in der Geschichte anfindet. Auf einen Feinschliff wurde leider, wie auch schon bei den meisten anderen Bays, verzichtet. Viele Stellen in der Geschichte wirken eckig und kantig, immer wieder werden einige Fäden aufgenommen, die aber nicht zu Ende geführt werden. Somit bleibt unterm Strich dann dennoch ein recht wirres Skript übrig, das den Erwartungen, nach all den großspurigen Ankündigungen, nicht wirklich gerecht werden kann und am Ende vielleicht sogar noch dünner erscheint, als bei Bays früheren Streifen. Schade eigentlich.

Was vor allem spürbar ist, ist die Zerteilung des Streifens in zwei Parts, die eigentlich unterschiedlicher kaum sein können und nur sehr schwierig zusammenpassen. Auf der einen Seite geht es um den Klonvorgang und die damit verbundenen Gefahren. Bay lässt sich viel Zeit, um die Klone und ihre Scheinwelt dem Zuschauer vorzustellen und diesen gleichzeitig auf die vorhanden Missstände aufmerksam zu machen. Die Figurenzeichnung ist, vor allem bei den beiden Hauptfiguren, recht ansprechend ausgefallen, so dass man durchaus mit ihnen mitfühlen kann und sie einem sympathisch wirken, obwohl es ja eigentlich "nur" Klone sind. Dabei wird auch nicht auf ethische Gesichtspunkte verzichtet, die dem Zuschauer deutlich machen sollen, dass das Klon-Prinzip eigentlich in keinster Weise funktionieren kann. Manchmal vielleicht sogar mit einer etwas zu dick aufgetragenen Glasur. Aber das ist man ja, spätestens nach "Armageddon", von Bay gewöhnt und sollte somit auch nicht wirklich überraschen oder sonderlich stören.

Nach gut 1/3 des, bis dahin, eher ruhigeren Films, dreht Bay dann aber wirklich vollauf und gibt dem dürstenden Bay-Freak das, wonach es ihm verlangt: Action der absolut brachialsten und knackigsten Sorte. Was Bay hier wieder einmal für ein Action-Feuerwerk veranstaltet, ist schier unglaublich und schafft es durchaus, den Action-Freak zu packen und in den Film zu zerren. Spektakuläre Verfolgungsjagden, heftigste Detonationen, die den Zuschauer nur so in die Kinosessel drücken und eine Zerstörungswut, die absolut keine Grenzen kennt. So ein heftiges Action-Spektakel dürfte es das letzte Mal wohl in "Terminator 3" gegeben haben. Wer also in den ersten Minuten schon Angst gehabt hat, dass Bay die Action vergisst, der wird am Ende mit der Erfahrung aus dem Kino gehen, gerade einige seiner heftigsten Action-Sequenzen vor den Augen gehabt zu haben. Wer allerdings wirklich mal eine tiefgründige Bay-Erfahrung machen wollte, dürfte dann wohl auch hier enttäuscht werden. Aber wer um Himmels will das schon?;)

Dazu dann noch ein optischer Overkill der absolut leckersten Sorte. Egal ob es nun die brillanten Kulissen und die wirklich wunderbaren Spezial-Effekte im Institut sind oder die Zerstörungsorgien in den Action-Szenarios. Den kompletten Film über wird der Zuschauer mit einem optischen Leckerli nach dem anderen verwöhnt. Ein wirklich edel gestyltes und staubfreies Fest für die Augen, was uns Bay da beschert hat. Zusammen mit dem wuchtigen und brachialen Soundtrack einhergehend, kann man davon irgendwie, trotz der dünnen Handlung, nicht genug kriegen. Schick, schick.

Doch trotz all der positiven Eigenschaften, mochte der Funken bei mir dennoch nicht ganz überspringen. Und das liegt vor allem daran, dass die eigentlich sehr ernste Grundstory nicht so ganz mit dem Action-Knack-Szenario zusammenpassen mag. Während die, mitunter recht ethisch wirkenden, Szenen im Forschungszentrum durchaus zum Gedanken machen anstößt, wirken die ganz plötzlich auftauchenden Action-Szenen irgendwie wie unpassend drangbeklatscht. Mich beschlich jedenfalls die ganze Zeit, während des Knall und Bumm auf der Leinwand, das Gefühl, dass Bay sich viel zu schnell, von dem wirren und leider eben wirklich nicht sonderlich gelungenen Skript, geschlagen geben ließ und sich daraufhin auf das konzentrierte, was er eben wirklich am Besten kann und somit auch seine, bis dahin vielleicht vergraulten, Fans wieder zurückholen wollte. Hätte er sich nur auf das, zugegeben verbesserungswürdige, Eine oder nur auf das, regelrecht perfekte, Andere konzentriert, dann hätte das unterm Strich vielleicht doch wesentlich mehr gegeben. Aber vielleicht klappt es ja schon beim nächsten Mal.;)

Zu den Darstellern sei abschließend noch gesagt, dass sie ihre Sache allesamt recht überzeugend machen. Ewan McGregor ist als zweifelnder Klon, der unbedingt die Wahrheit herausfinden möchte und dafür wirklich alles tut, relativ glaubwürdig ausgefallen und die scharfe Scarlett Johansson beweist hier einmal mehr, dass sie nicht nur verdammt sexy dreinschaut, sondern auch über ein gutes schauspielerisches Potenzial verfügt. Dazu darf der grandiose Steve Buscemi mal wieder für einige gelungene Brüller herhalten, die so eigentlich nur von ihm kommen können. Die restlichen Nebendarsteller wirken gegen diese Leistungen zwar etwas blass, enttäuschen im Endeffekt aber auch nicht. Man kann zufrieden sein.

Fazit: Bays Versuch, eine eigentlich durchaus anspruchsvolle Story mit knackiger Action zu vermischen, ist nur bedingt gelungen. Das Skript ist alles in allem leider zu wirr und löchrig geraten und die Action mag nicht mit dem Rest der eigentlichen Geschichte harmonieren. Dafür ist diese Action aber wieder absolut knackig und packend ausgefallen und bietet wieder einmal eine Zerstörungswut par excellence. Dazu dann noch eine absolut lecker ausgefallene Optik und ein wuchtiger Soundtrack der Extraklasse. Und somit gibt es wenigstens an Bays Steckenpferd wieder einmal absolut nichts zu meckern. In allem anderen werden wir aber, trotz aller löblicher Absichten, noch etwas üben müssen!

Wertung: 6,5/10 Punkte

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