Unter der Regie von Walter Hill hetzen „Die letzten Amerikaner“ durch tödliches Sumpfgebiet.
Dabei fängt die Sache relativ harmlos an: Eine Horde von Reservisten rückt zu einer Wehrübung in den Sümpfen Louisianas aus und ist guter Dinge. Man macht Witze mit viel derbem Männerhumor und schert sich wenig um den Rest der Welt – wer beim Bund war, der weiß was ich meine. Doch schnell zeigt sich darin eine ziemlich negative Seite dieser Wehrübung, denn Respekt ist den Reservisten fremd. Sie klauen z.B. die Kanus der einheimischen Cajuns, um einen Fluss zu überqueren – so dreist wie man sich weiße Städter im Wehrdienst oft verhalten.
Die Cajuntrapper erkennen allerdings keine Notwendigkeit zum Diebstahl ihrer Boote, folgen den Reservisten und protestieren vom Ufer aus. Einer der Reservisten hält es für eine dollen Scherz mit Platzpatronen auf die Trapper zu ballern – doch hier zeigt „Die letzten Amerikaner“ wie ein falscher Scherz tödliche Konsequenzen haben kann. Die Cajuns fühlen sich angegriffen, pusten dem führenden Offizier mittels Schrotflinte die Rübe weg und attackieren den Rest.
Die anderen Reservisten hetzen kopflos durch den Sumpf, doch zum Glück hat der Militarist Lonnie Reece (Fred Ward) immerhin im Übermut eine Ration scharfe Munition mitgebracht. Mit diesen minimalen Mittel beginnt ein Kampf ums Überleben…
„Die letzten Amerikaner“ bietet gelungene Survivalaction, wobei die Actionkomponente nie zu sehr in den Vordergrund rückt. Angesichts der knappen Munition verteidigen sich die Reservisten mit allem, was sie kriegen können, um sich gegen die überlegenen und erzürnten Cajuns zur Wehr zu setzen. Diese stellen nicht nur Hinterhalte, sondern legen auch fiese Fallen, was den Survivaltrip noch härter für Städter macht (Wochenendkrieger, wie man die Nationalgarde einst in „Rambo“ bezeichnete). Da sie nie zu überzogen oder effekthascherisch daherkommen sind die Actionszenen stets ziemlich spannend. Konsequenterweise ist auch der Showdown eher unspektakulär, wenngleich ein Knalleffekt hier gar nicht von schlechten Eltern gewesen wäre.
Die Action steht jedoch nicht im Mittelpunkt, stattdessen ist der Überlebenskampf hier im Fokus von Regisseur Walter Hill. Die Nationalgardisten müssen einen Weg hinausfinden, sind vorerst führerlos und zudem kommen bald auch Spannungen innerhalb der Gruppe auf. Lonnie mag zwar für Munition gesorgt haben, doch Rachephantasien und Militarismus hat er auch gleich mitgebracht. Dementsprechend mehren sich die Reibereien mit den vernünftigeren Gardisten, die nicht auf Konfrontation setzen, sondern nur herauskommen wollen. Zwischen beiden Extremen, auf der einen Seite Lonnie, auf der anderen Seite Hardin (Powers Boothe) und Spencer (Keith Carradine), gibt es dann noch die anderen Reservisten, die sich aber für eine Seite entscheiden müssen und daher deutlich schwächere Charaktere bleiben (ergo gutes Kanonenfutter abgeben). Daran kann man schon erahnen, wen es wohl erwischen wird, doch das tut der Spannung kaum Abbruch.
Neben den Qualitäten im Bereich Spannung ist Hills Film jedoch auch eine schöne Parabel auf Arroganz und Dünkel. Die Reservisten haben die Angriffe auf ihr Leben selbst verschuldet, verschärfen den Konflikt sogar noch, indem sie einen Cajun gefangen nehmen, verprügeln und seine Hütte sprengen. Dabei zeigt „Die letzten Amerikaner“ auch die Cajuns nicht als eindeutige Fieslinge; einige kommen zwar recht negativ rüber (ein paar müssen die Helden ja auch ohne größere Gewissensbisse meucheln dürfen), aber viele verteidigen nur ihren Besitz, da sie ja scheinbar angegriffen wurden. Gerade die Szenen im Dorf der Cajun zeigen, dass Hill sie nicht als reine Prügelmasse sieht, sondern ein Großteil der Reservisten die wahren Fieslinge ausmacht.
Die Besetzung fährt auch noch einige Leute auf, mit denen Walter Hill später erneut drehte, wie z.B. Powers Boothe („Ausgelöscht“) oder Brion James („Und wieder 48 Stunden“). Letzterer ist allerdings nur in einer kleinen Rolle mit von der Partie, doch Boothe leistet neben Keith Carradine hier darstellerisch den Löwenanteil. Beide machen ihre Sache zudem ziemlich gut, auch die restlichen Darsteller sind ordentlich, wenngleich die Rollen teilweise ein wenig klischeehaft angelegt sind.
So bekommt man mit „Die letzten Amerikaner“ einen spannenden Survivaltrip mit gut dosierter Action und intelligenter Message. Kleine Mankos sind zwar zu beklagen, doch sonst rundum empfehlenswert.