"Exotica" ist ein Meisterwerk der Kinogeschichte. Es ist Egoyans beste Arbeit (nein, "das Süße Jenseits" ist überbewertet) und somit ein SehMuss. Wahrscheinlich wird man nach diesem Film alle Egoyan Filme sehen wollen, aber wem das zu viel erscheint, kann an "Exotica" nicht vorbei.
Fangen wir mit dem einzigen Schwachpunkt an: Die Kameraarbeit. Sie ist in diesem Film eher nur Durchschnitt. Uninspirierte Schnitte und einige längere Aufnahmen. Egoyan hat schon bessere Arbeit abgeliefert. Doch wirklich schaden, kann das dem Film in keinem Falle. Was den Film grandios macht, ist dieser spezielle Twist am Ende, was alles davor Gesehene im neuen Licht erscheinen lässt. Nein, nicht so wie in "Sixth Sense". Das Ende ist keine revolutionäre Auflösung. Es offenbart dem Zuschauer jedoch absolut neue Gründe für das Benehmen der Personen und lässt ihre Beziehungen im absolut neuem Licht erscheinen. Egoyan lässt in diesem Film perfekt mehrere Zeitebenen parallel laufen und verbindet sie am Ende, um diesen Twist zu ermöglichen. Grandios!
Es hört sich wahrscheinlich sehr merkwürdig an, aber ich fand den Film beim ersten Sehen langweilig. Ich saß da spät in der Nacht, sah mir den Film auf hessen3 an und fragte mich, was so genial an diesem Film sein sollte. Dann kam das Ende und ich fiel vom Stuhl. So etwas ist bisher noch nie geschehen.
Ansehen sollte man sich auch Egoyans Verfilmung von Becketts Einmannshow "Krapps Last Tape" ansehen, oder zumindest das Theaterstück lesen. Es zeigt, woher Egoyans Vorliebe zu mehreren Zeitebenen herkommt.
9 von 10 Punkten für "Exotica"