„Oh, Herr Unterwaldt, wann geben Sie es endlich auf?“ Dieser und viele ähnliche Gedanken schwirrten in meinem Kopf umher, nachdem ich „Siegfried“ gesichtet hatte. Wo mir bereits Unterwaldts „7 Zwerge“ rund um Otto Waalkes enorme Bauchschmerzen bereiteten, setzt diese Nibelungen-„Parodie“ noch einen drauf und entwickelt ein Magengeschwür der ganz fiesen Art. Das liegt jedoch nicht nur an der Leistung des Herrn Regisseurs, sondern die gesamte Crew gibt hier ihr bestes, mich davon zu überzeugen, dass gelungene deutsche Komödien so rar gesät sind wie hoffnungsvolle musikalische Talente in einschlägigen Casting-Shows…
Im mittelalterlichen Rheinland wird der Knabe Siegfried (Tom Gerhardt) vom Schmied Mime (Michael Brandner) aus dem Rhein gefischt und anschließend vom Schmied in seine Obhut genommen. Siggi zeigt schon im frühen Kindesalter enorme Kräfte auf und das ist auch einer der Gründe dafür, dass er nur wenige Freunde hat (bis auf ein sprechendes Schwein hat er ehrlich gesagt überhaupt keine Freunde). Eines Tages trifft dann der mittlerweile herangewachsene Siegfried die schöne Prinzessin Kriemhild (Dorkas Kiefer) und verliebt sich unsterblich in sie. Da trifft es sich ganz gut, dass ein Turnier veranstaltet wird, nach dem derjenige, der als Sieger heraustritt, die Schönheit heiraten darf. Und wer gewinnt? Genau! Siggi! Und wer ist ganz und gar nicht begeistert von ihrem potentiellen Ehemann und will ihn so schnell wie möglich um die Ecke bringen? Genau! Kriemhild! Und los kann’s gehen mit den Peinlichkeiten der deutschen Humoristik.
Dass man bei einem männlichen Hauptdarsteller namens Tom Gerhardt nicht mit dem tiefgründigsten rechnen darf, das der deutsche Film hergibt, muss man einfach als Grundvoraussetzung ansehen, um den Film überhaupt über die ersten fünf Minuten hinaus auszuhalten. Es ist ja auch in der Regel nicht weiter schlimm, sich hin und wieder einmal mit „leichter“ Unterhaltung die Zeit vertreiben zu wollen. Wenn’s dann nur nicht zu leicht ist. Traurig anzusehen ist, dass Tom Gerhardt auch ein gutes Jahrzehnt nach seinem ersten Kino-Erfolg „Voll Normaaal“ kein innovativerer Zugang zum Humor seines Publikums gelungen ist als die üblich platte „Volle Möhre“-Komik, die zwar Mitte der 90er Jahre die Kinosäle zu enthusiastischen Lachtiraden hochgeschaukelt hat, heutzutage aber irgendwie nur noch peinlich wirkt. Da schaffen es weder die (durchweg allenfalls mittelmäßigen) Gastauftritte von Comedy-„Größen“ wie Mirco Nontschew, Markus Maria Profitlich oder Mirja Boes, noch der „Schweinchen Babe“-Verschnitt, die Karre aus dem rheinischen Uferdreck zu zerren. Es ist in der Tat eine Seltenheit, dass ich bei einem Film, der per Genredefinition eine Komödie darstellen soll, mal nicht lache (irgend etwas Witziges findet sich ja eigentlich immer); aber im Falle von „Siegfried“ ist es mir gelungen, gähnend langweilige 90 Minuten lang nicht den Anflug eines Lächelns zu zeigen. Auch ne Leistung… wenn auch nicht von mir, dann aber doch von den Machern dieses Filmes. Als weitere Glanzleistung ist da sicherlich auch noch erwähnenswert, wie zielsicher es hier gelungen ist, ein dürftiges, dünnes Drehbuch und eine noch dürftigere Umsetzung desselben mit Hilfe von schlecht getimter Comedy zu einem abendfüllenden Spielfilm zu vereinen. Chapeau!
„Tommy, deine Zeit ist leider abgelaufen! Der Proll-Witz, der gemeinsam mit dir groß geworden ist, funktioniert heute nicht mehr! Und wenn du gerade gehst, dann nimm doch bitte diesen Kerl da hinten auf dem Regiestuhl auch direkt mit…“ Das würde man gerne dem verzweifelt um Lacher heischenden Siegfried entgegen schreien, aber leider bringt das wohl doch nix… So lange es so anspruchslose Regisseure wie Sven Unterwaldt gibt, die in jeder auf Toilettentüren dahingekritzelten, präpubertären Litanei einen großen Kino-Comedy-Erfolg sehen, werden wir wohl auch in Zukunft noch mit solch unterirdischer Kost wie „Siegfried“ gequält. Lediglich in einem Punkt hat der Film eine klitzekleine Aufwertung verdient, sodass er an der Höchststrafe (der Niederstbewertung) vorbeigeschrammt ist: Optisch hält „Siegfried“ überraschenderweise den einen oder anderen kurzen Höhepunkt parat, der schon beinahe zu einer euphorischen Hoffnung einlädt, dass Sven Unterwaldt doch etwas von seinem Handwerk versteht. Leider verblassen diese Momente viel zu schnell. 2 von 10 Nibelungen-... ähm... Nerven-Sägen!