Mittelstück eines Ende der Siebziger von Irwin Allen als Initiator, Produzent und zum Teil auch Regisseur gestemmten Katastrophen-Dreiteilers, zwischen Der tödliche Schwarm und dem finalen Todeshieb für das Subgenre, dem Der Tag, an dem die Welt unterging platziert und gleichzeitig aufgrund der stetig selben Wahl der Mittel und der jeweils späten Starttermine im Kinoprogramm und entsprechend an den Kinokassen auch schon wieder deplatziert. Ein Minusgeschäft waren alle Arbeiten, persönlich auch für Allen selber schmerzhaft, welcher auch finanziell mit unter die Arme gegriffen hat und eine kurzzeitig glorreiche Reputation riskiert. Jagd auf die Poseidon dabei als Anschluss zum Startschuss, als Fortsetzung oder doch eher Spinoff zu Die Höllenfahrt der Poseidon, welches den Box Office stürmte und noch heute und ein Remake später als Paradebeispiel und an- und nachhaltiges Vorbild der Szenerie gilt. Problem hier ist, der Vorgänger hat seinen ersten großen Höhepunkt nach einer halben Stunde. Dieser hier hat gar keinen:
Zufällig in der Nähe, als die "S.S. Poseidon" gekentert ist, fährt Kapitän Mike Turner [ Michael Caine ] zusammen mit seinem Freund Wilbur Hubbard [ Karl Malden ] und der kurz zuvor an Land aufgelesenen Celeste Whitman [ Sally Field ] das noch an der Oberfläche treibende Wrack an; wobei kurz darauf auch Kapitän Stefan Svevo [ Telly Savalas ] mit seinem deutlich teueren Boot samt einer Rettungscrew an der Unglücksstelle eintrifft. Der verschuldete Turner, der auf Bergungsrechte pocht, willigt zumindest ein, zusammen durch ein Loch im Rumpf in das Schiff zu steigen, wobei er hofft, in das Büro des Zahlmeisters zu gelangen, um dort ein wenig den 'Haushalt aufzubessern". Auf dem Weg dahin stoßen sie erst auf den agitierten Frank Mazzetti [ Peter Boyle ], der seine Tochter Theresa Mazzetti [ Angela Cartwright ] sucht und bald nicht nur auf das Mädchen, sondern auch ihren neuen Begleiter Larry Simpson [ Mark Harmon ] und deren derzeitge Weggefährten, die Krankenschwester Gina Rowe [ Shirley Jones ], den texanischen Ölmillionär Dewey Hopkins [ Slim Pickens ], sowie das Ehepaar Harold Meredith [ Jack Warden ] und Hannah Meredith [ Shirley Knight ] trifft.
Gestartet wird auch parallel zum Unwetter und dem Unglück des Kreuzfahrtschiffs, die Einblendung der riesigen Welle dort, die die “Poseidon“ überspült und einmal auf den Kopf dreht eröffnet das hiesige Geschehen, indem man von Sekunde Eins an mitsamt seinen hauptsächlichen Protagonisten Caine als Käpn't Pummel, Malden mit Hüftgürtel braun und Field dann auch vereint im Studio bzw. auf dem Aufbau des nachgestellten Schipperkahns ist. Die Effekte werden langsam besser, wird nachfolgend doch vermehrt auf Handwerkliches und Körperliches, also Kraxeleien im Rumpf und dem zerstörten Interieur wie Autodeck, Lagerhalle, Sporthalle und Kombüse Wert gelegt, statt nur Gischt an die Scheibe zu spritzen und sich in den Wackelmodus der Kamera zu legen. Setbauten sind detailreich und oftmals um die Ecken und auch über mehrere Ebenen hinweg, ein großes (im Vergleich zum Original allerdings wiederum kleines) Spielfeld, dass hier dargereicht wird und die Illusion eines undurchdringliches und uneinsehbaren Gefängnisses gleich mit. Mit Norma Rae ist sogar vergleichsweise jemand aktuelles an Bord, ihr sonstiger und auch hierfür angefragter Kompagnon Burt Reynolds (oder der ebenso gewünschte Clint Eastwood) wäre sicherlich mehr das Zugpferd und förderlicher für die Kassen, die trotz eines (vergleichsweise) gemäßigten Budgets von 10 Mio. USD (=etwa zwei Drittel bis die Hälfte der anderen beiden Allen-Produktionen und auch dem von Meteor) nur zu einem Bruchteil davon gefüllt wurden und sowohl das Kritikerlob als auch das Publikum ausblieb.
Und so begab es sich, zu einer Zeit, als auch der Jahreswechsel mit stürmischen Hochwasser angekündigt wurde und erst der Neujahrsmorgen wieder Helligkeit und Sonne in das Leben brachte, dass die Nußschale "Jenny" hier als erste am kieloben treibenden Rumpf des Luxusdampfers ankam und die Bergungsrechte für sich beansprucht. Reingehen in den brodelnden, sprudelnden, explodierenden und implodierenden Sarg als Überbleibsel des ehemals zivilisatorischen Fortschritts will man eingangs nur des Geldes wegen, der Käptn zumindest, und die Mannschaft muss mit. Nachdem man sich von den Rückprojektionen auf Hoher See erholt hat steht nun der Hindernisparcour und der Kampf der Elemente in der schwimmenden Zeitbombe an, alles an Hindernisse und Schlupfwegen ist auf den Kopf gestellt, während die beiden Teams in noch versteckter Feindschaft zur Beute und darum herumscharwenzeln wie die Fliegen um den Scheißehaufen; Allen nutzt sein Katastrophenstück als Action-Abenteuer und Thriller mit bald auch geschwungenen Äxten, Schnellfeuerwaffen und Handgranaten gleich mit.
Links strömt das Wasser rein, rechts zischt das Feuer hervor, Löcher im Boden erfordern gute Flugkünste und aufgerissene Kabel von der 'Decke' verhindern den gesicherten Weg. Entengang, Weitsprung und Sackhüpfen also, wird auch Blinde Kuh und Hoppe Hoppe Reiter gespielt, frei nach dem Motto "Mach's mit, mach's nach, mach's besser." Zwischendurch kracht der Safe vom Zahlmeister durch den Belag, und die Schlottürme der 'Poseidon' aus dem Stock footage vom Original explodieren. Vorteil des Werkes durch seine im Grunde altmodisch solide Erzählweise und die ebensolchen Darsteller ist, dass es damals schon klassisches Hollywoodkintopp war und heute 40 Jahre später immer noch und entsprechend zeitlos, immer wieder aufzuführen und keiner bestimmten Stilepoche zuzuordnen ist. Gejährt ja, verjährt nicht, und v.a. durch Caine als Heroe wider Willen (im unvorteilhaften Outfit von grauer Bundfaltenhose und roten Hemd mit leichtem Bauchansatz) auch präsent und eminent genug, um heute noch erwähnt zu werden. Nachteil ist, dass abseits der technischen Machart und trotz des guten Kniffs mit den geld- und goldgierigen Schatzräubern auf Diebestour nun wirklich rein gar nichts an der Dramaturgie interessiert, also das Personal ist einem entweder unsympathisch oder egal, wobei man nicht weiß, was schlimmer davon ist.