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Hochkarätige Mimen wie Michael York und Donald Pleasence führen die namhafte Besetzung an, Pino Donnagio als Komponist und Ruggero Deodato auf dem Regiestuhl dürften jeden Filmfan zu Begeisterungsstürmen veranlassen - doch die hohen Erwartungen, die man an den namhaften Beteiligten vor und hinter der Kamera setzt, kann "Off Balance - Der Tod wartet in Venedig" leider nicht erfüllen.


Deodato mag im Kannibalenfilm-Genre und im Sektor des exploitativen Abenteuerfilms mit Werken wie "Cannibal Holocaust" oder "Cut and Run" zwar keine Meisterwerke abgeliefert, aber zumindest erinnerungswürdige Maßstäbe inder Filmgeschichte gesetzt haben, schafft es hier aber nicht annähernd, im Genre des Thrillers Fuß zu fassen.

Die malerischen Schauplätze Venedigs können nicht über die Schattenseiten der behäbigen Inszenierung hinweg täuschen, mit der hier eine leicht abgewandelte "Dorian Gray"-Thematik im Deckmantel eines Giallo im Schneckentempo voran getrieben wird. 
Das Spannungspotential wird bereits im ersten Viertel durch eine voreilige Enttarnung des Täters zunichte gemacht, sämtliche Giallo-Elemente weichen dem geschwätzigen Psychogramm eines langsam dem Wahnsinn und einer seltenen Krankheit verfallenen Starpianisten, der innerhalb kürzester Zeit vom umjubelten, allseits ge- und beliebten Jüngling zum alten Greis mutiert und sein Schattendasein mit Frauenmorden zu kompensieren versucht.
Das Katz- und Mausspiel zwischen ihm und Inspector Datti ist grob skizziert und kann sich ebenso wenig entfalten wie Donald Pleasence in der Rolle des Ermittlers. So ausdruck- und lustlos Pleasence wirkt, so kraftvoll und engagiert spielt sich Michael York in der Rolle des Frauenmörders die Seele aus dem Leib. Sein Altersverfall ist maskentechnisch als auch darstellerisch mehr als gelungen.

In einer dritten Hauptrolle präsentiert sich Italiens Kultstar und Erotik-Starlet Edwige Fenech befremdlich zugeknöpft und gibt die absurdesten Dialogphrasen mit Hang zur unfreiwilligen Komik von sich. Ihre gern eingesetzten Reize kann der Zuschauer unter den modischen Geschmacksentgleisungen der späten 80er Jahre nur erahnen.

"Off Balance" hat durchaus seine Höhepunkte, allerdings sind diese trotz der relativ kurzen Laufzeit sehr rar gesät. Für eine italienische Produktion eines berühmt-berüchtigten Regisseurs wie Deodato ist das Werk viel zu zahm, stellenweise arg dialoglastig und voller Längen. Selbst das Markenzeichen des Genre - detaillierte und auffällig inszenierte Mordsequenzen - sind zwar blutig, insgesamt aber zu unspektakulär in Szene gesetzt. Der Bodycount beschränkt sich auf vier Todesopfer - zu wenig um den Zuschauer auf Dauer bei der Stange zu halten.

Etwas Sex und malerische Kulissen können das Werk auch nicht retten, auch angesichts eines spannungslosen Finales ist eine Gesamtpunktzahl von 5 Punkten mehr als gnädig.

5/5

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