Das große amerikanische Trauma
Ich kenne jemanden, der hat sich doch wirklich dreimal Men in Black im Kino angeschaut, nur um inmitten des Werbeblocks mehrmals in den Genuß des Trailers für Emmerich’s Godzilla zu kommen. Saliva aus seinen Mundwinkeln rinnend, habe er dagesessen, die Finger in die Lehne seines Sessels gekrallt - ein Zustand höchster Erregung. GOOOOODZilla!! Endlich, ein Jahr später, läuft der Film auch in unseren Lichtspielstätten an. Hiobsbotschaften von sehr bescheidenen Einspielergebnissen und heftige Kritikerschelte in den USA machten das Warten nicht unbedingt angenehmer.
Die Story ist ja bekannt, soweit, und wenn nicht doch sicherlich vorhersehbar: Atombombenversuche. Mutation. Hunger. New York. Futschi. Muss ich nicht weiter ausfuehren.
Entschlüsseln wir uns in diesem eng bemessen Platze doch lieber die Gründe für das Floppen „Godzillas“ an den US-Kinokassen. 1. Natürlich: Godzilla ist Japaner. Seit die Japaner den amerikanischen Markt mit ihren Produkten überfluten und die asiatischen Studenten all die schönen Stipendien der Eliteunis abfassen, gärt tief im amerikanischen Herzen ein schreckliches Minderwertigkeitsgefühl, das man bisher mit Witzen über das kleine Equipment der japanischen Männer zu kaschieren suchte. Nun, an Godzilla ist nicht nur alles riesig, nein Godzilla macht sich, ach diese Japaner, die Kinder auch noch selber. 2. Alle Amerikaner in Godzilla sind doof wie Stulle - allen voran der Bürgermeister von New York, dessen Image den Saubermann-Mythos seines real existenten Pendants böse karikiert. Die Hauptdarstellerin ist blond, was ja nicht zwangsläufig heißen muß, sie sei doof – die Puppe hier zählt aber tatsächlich zu jenen Blondinen, die ein Bonbon dafür erwarteten, wenn sie es schaffen, ihren Namen richtig zu buchstabieren. Matthew Broderick ist ebenfalls ein ausgemachter Trottel. 3. Neben dem Japaner Godzilla ist der eigentliche Star dieses Films ein Franzose - Jean „le Profi“ Reno, der unablässig über den American Way of Life abwichst: amerikanischer Kaffee, amerikanischer Kaugummi, kein Croissant, nur Doughnuts - alles Scheiße. Viertens - Konklusion: Das alles ist mehr, als das nationale amerikanische Bewußtsein ertragen konnte. Emmerich, dessen satirische Untertöne in Independence Day schlicht überhört wurden, bläst nun zum Generalangriff - wer hätte auch glauben wollen, daß so ein Nazienkel jemals ein guter Amerikaner werden könne. Einmal Deutscher, immer Deutscher. Das amerikanische Desaster aber ist nicht Pearl Harbor, es heißt Godzilla. Burn, Manhatten, Burn!
Und am Ende haben die US-Kritiker dann doch nur Recht. So richtig rocken tut dieser Godzilla nicht.