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In den 1980ern entstanden einige Remakes, die ihre Originale überstrahlten: Ganz prominent die Horrorfilme „Die Fliege“, „Das Ding aus einer anderen Welt“ und „Der Blob“, aber auch Brian De Palmas Gangsterepos „Scarface“ ist mindestens so bekannt wie das Original von Howard Hawks. Im Komödienbereich wäre dann noch „Zwei hinreißend verdorbene Schurken“ zu nennen, das Remake von „Zwei erfolgreiche Verführer“.
Ein erfolgreicher Verführer ist Lawrence Jamieson (Michael Caine) auf jeden Fall. Er residiert in Beaumont-sur-Mer an der französischen Riviera, wo er wohlhabende Damen um den Finger wickelt und/oder auf geschickte Weise ausnimmt, etwa indem er verlauten lässt, dass er ein Prinz sei, der dringend finanzielle Unterstützung in seinem fernen Heimatland braucht. Schon die ersten Szenen, die Lawrence‘ Modus Operandi zeigen, sind im wahrsten Sinne des Wortes ein diebisches Vergnügen, mit nahezu perfektem Comedy-Timining.
Lawrence ist allerdings auch der Meinung, dass er in Beamount-sur-Mer der einzige Hecht im Karpfenteich sein sollte, weshalb bei ihm die Alarmglocken schrillen, als er bei einer Zugfahrt den ungehobelten Betrüger Freddy Benson (Steve Martin) sieht. Mit allen Tricks versucht er Freddy erst von Beamount-sur-Mer fernzuhalten, später ihn von dort zu verscheuchen, was der Auftakt für eine herrliche Parade von Finten und Gemeinheiten ist. Dabei sind Lawrence und Freddy ein wenig wie die gegensätzlichen Paarungen der Buddy Movies jener Ära: Hier der kultivierte Brite, der auf große Summen aus ist, dort der amerikanische Hustler mit der großen Klappe, der auch für Peanuts lügt und betrügt.

Als Freddy schlussendlich dahinterkommt, dass Lawrence ihn nicht nur loswerden will, sondern im gleichen Geschäft ist, geht er bei diesem in die Lehre. Doch bald hat er genug von seiner Rolle als zweite Geige und fordert Lawrence heraus, was in einer Wette gipfelt: Wer die reiche „Seifenkönigin“ Janet Colgate (Glenne Headly) zuerst um 50.000 Dollar erleichtert, der bleibt Platzhirsch, während der Verlierer sich trollen soll…
Im Original heißt der Film „Dirty Rotten Scoundrels“ und das beschreibt die beiden Protagonisten ziemlich gut. Aber das ist auch Teil des Vergnügens, denn die gegenseitigen Gemeinheiten kann man umso besser goutieren, da es jeder der beiden irgendwo verdient hat. Auch die sonstigen Opfer sind meist reiche Snobs, denen die Knete nicht fehlt, die reichlich dumm oder naiv sind und die meist auch nur begrenzt sympathisch daherkommen. Tatsächlich stellt „Zwei hinreißend verdorbene Schurken“ sogar im späteren Verlauf die Frage, ob zumindest einer der Betrüger nicht vielleicht doch sowas wie einen moralischen Kompass hat – ohne dabei jedoch moralinsauer oder thesenhaft daherzukommen. Ja, die Antwort auf das moralische Dilemma ist sogar eine herrlich vergnügliche, die wunderbar mit dem schlitzohrigen Restfilm harmoniert. Auch in Sachen Hauptfiguren ist der Film ausbalanciert: Sicherlich liegen seine Sympathien etwas mehr beim dem kultivierten, maßvolleren, älteren Lawrence, doch der behandelt den rüpeligen, lauten Freddy gern mit einer Arroganz, dass man die Rebellion des amerikanischen Newcomers gegen den britischen Platzhirsch gut verstehen kann.

So schraubt das Script an der Eskalationsschraube, lässt die beiden erst gegen-, dann mit- und schließlich wieder gegeneinander arbeiten, wobei die beiden sich auf köstliche Weise wenig schenken. Wenn Freddy sich als gehbehinderter Veteran ausgibt und damit die Mitleidstour fahren möchte, dann gibt sich Lawrence als exzentrischer Therapeut aus, der dem Veteranen nicht nur helfen kann, sondern diesen dafür auch körperlich und physisch piesacken muss. Der hetzt ihm wiederum bei der ersten Gelegenheit Seeleute auf den Hals, die auf sein Spiel hereinfallen usw. Ebenso köstlich sind auch jene Intermezzi, in denen die beiden zusammenarbeiten und sich Freddy als geistig zurückgebliebener Bruder Lawrence‘ ausgibt, dessen Marotten die Damen in die Flucht schlagen – natürlich erst, nachdem diese dem vermeintlich heiratswilligen Lawrence ordentlich Kohle gegeben haben. Dabei ist „Zwei hinreißend verdorbene Schurken“ hin und wieder etwas episodisch, aber bei so viel Comedy-Timing in Sachen Slapstick und bei so viel Wortwitz kann man darüber einfach hinwegsehen.
Das liegt auch an dem glänzend aufgelegten Hauptdarstellerduo. Michael Caine gibt den süffisanten Gentlemangauner mit britischem Unterstatement, während Steve Martin als Hoppla-da-bin-ich-Hochstapler expressiver ist, mehr Grimassen schneidet, aber so auch mimisch der Kontrast zwischen den beiden Betrügern herausgestellt wird. Glenne Headly schlägt sich gut als Frau zwischen den beiden, die Nebendarsteller sind auch sonst gut aufgelegt, doch dieser Film gehört Caine und Martin.

Insofern ist Frank Oz‘ Komödie vielleicht das Schaulaufen zweier Stars, die sich die Bälle zuspielen müssen, aber ein mit Verve und Witz geschriebenes: Die Freude, mit der die Protagonisten sich und andere in die Pfanne hauen, die pointierten Dialoge und das Timing machen „Zwei hinreißend verdorbene Schurken“ zu einem tollen Vertreter der Komödienzunft der 1980er.

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