„Wenn wir kein Feuer haben und das Bier schal ist, dann wird der Treibstoff nicht brennen!“
Zeitreise mal anders…
Bei „The Langoliers“ aus dem Jahre 1995 handelt es sich um eine weitere TV-Adaption einer Stephen-King-Geschichte, die wie auch „Es“ und „Tommyknockers“ als Zweiteiler angelegt wurde und somit eine beachtliche Spielzeit von drei Stunden aufweist. Die Regie führte Tom Holland, der sich mit Filmen wie „Fright Night“ und „Chucky – Die Mörderpuppe“ einen guten Namen bei Horrorfreunden machte und mit „Thinner“ eine weitere King-Geschichte durchaus gelungen inszenierte.
Dass man mit einer TV-Produktion sehr wohl einen großartigen Film abliefern kann, bewies nicht zuletzt „Es“, der daher als Maßstab für King-Fernsehnfilme herhalten muss. Und daran gemessen fällt das Ergebnis in diesem Falle doch arg durchschnittlich aus, für einen Tom-Holland-Film sogar regelrecht enttäuschend. Schade, denn die Geschichte an sich ist mysteriös, gruselig, spannend und intelligent, was man vom Film nicht immer behaupten kann. Allerdings muss man Holland zugute halten, es allen Umständen zum Trotz geschafft zu haben, den Film gerade so eben über die Laufzeit zu retten, indem er den Spannungsbogen nie ganz erschlaffen lässt und sich so der dauerhaften Aufmerksamkeit des Zuschauers gewiss sein kann. Dass dies nicht ganz einfach gewesen sein dürfte, verdeutlichen teilweise irrsinnige und gemessen an der Situation, in der sich die Protagonisten befinden, absurd langatmige Dialoge und Streckszenen, aber vermutlich musste man ja irgendwie auf Länge kommen. Die soliden, aber ausstrahlungsarmen Darsteller sind zudem recht austauschbar, mit Ausnahme Bronson Pinchots, der den wahnsinnigen Craig Toomey schlicht grandios verkörpert, aus der etwas drögen Masse heraussticht und nicht nur den interessantesten Charakter mimt, sondern auch für die stärksten Momente des Films sorgt. Die anderen Charaktere erscheinen bisweilen stark klischeebehaftet, z.B. der Science-Fiction-Autor, der aufgrund seines beruflichen Umgangs mit der Materie immer viel besser Bescheid weiß als die anderen oder das blinde Mädchen, das – typisch King - mit übersinnlichen Fähigkeiten und leider auch einer supernervigen deutschen Synchronstimme ausgestattet wurde. Die Identifikation mit unseren „Helden“ fällt nicht immer leicht, auch, da sie – insbesondere für King-Verhältnisse - relativ oberflächlich bleiben.
Auf die tatsächliche Ankunft der Langoliers wartet man ebenso sehnsüchtig wie lange, um dann mit den vermutlich lächerlichsten CGI-Effekten konfrontiert zu werden, die die 1990er-Jahre hervorgebracht haben - konnte man zuvor den Film doch noch weitestgehend erstnehmen, ist das spätestens hier vorbei. Anschließend darf man der unfreiwilligen, leicht dezimierten Zweckgemeinschaft noch dabei zusehen, wie sie nach dem Langoliers-Angriff versuchen, in die Gegenwart zurückzukommen, was in einem irgendwie aufgesetzten, kitschigen Happy End mündet.
Darauf, was es mit den Langoliers auf sich hat, wird hingegen verhältnismäßig selten eingegangen, anderes muss sich der Zuschar gar gänzlich selbst zusammenreimen, obwohl Zeit für Erklärungen nun wirklich genug vorhanden gewesen wäre.
Fazit: Atmosphärisch dröger, technisch rückschrittlicher, künstlich in die Länge gezogener und dennoch (zumindest bei Erstsichtung) halbwegs spannender und dadurch unterhaltsamer Low-Budget-Mystery-Thriller für Fernsehen, dessen Optik diesen Umstand zu keiner Sekunde verbergen kann und der vielleicht gern ein ernstzunehmender Horrorfilm wäre. Ist qualitativ leider am unteren Ende King-Verfilmungen-Skala einzuordnen.