Review

Mit "Welcome to Dongmakgol" kommt der zweiterfolgreichste Film des Jahres 2005 daher, über 8 Millionen Zuschauer in Südkorea sprechen eine deutliche Sprache und machten den Debutfilm von Regisseur Park Kwang-Hyun zum Kassenschlager. Die Riege der Schauspieler ist edel und das Thema des Films primär für südkoreanische Verhältnisse polarisierend. Antikriegsfilme sind populär und schwanken zwischen heroischen Dramen bis hin zu ultrabrutalen realistischen Reissern. Eine fast schon märchenhafte und entwaffnend naive Darstellung ist mutig und überhaupt nicht "mainstream". Nahezu alle Klischees werden damit umschifft, die Botschaft dennoch vermittelt ; Krieg ist sinnlos und hilft den direkt Beteiligten am wenigsten, die hinter den Kulissen profitieren und nur für sie wird gehasst, gemordet und gestorben. Diese Perversion macht der Film in vielen kleinen Handlungen deutlich und führt sie praktisch ironisch vor.
Dennoch störten mich die technischen Mängel und auch die Melodramatik droht in der Komik unterzugehen, die intensivste Szene des Films beim vorhersehbaren Tod einer Person packte mich erstaunlicherweise überhaupt nicht. Die Gratwanderung zwischen Komik und Ernsthaftigkeit war damit für mich nicht optimal ausbalanciert und der Film funktionierte in den emotionalen Szenen für mich nicht mehr. Dies ist umso bedauerlicher weil er wunderschön gefilmt und herrlich frisch erzählt wird.

Als die Amerikaner 1950 in den Koreakrieg eingreifen erzielen sie schnell einen vernichtenden Erfolg. Sie reiben die nordkoreanischen Einheiten auf und diese fliehen ins Hochland. Zu Beginn werden wir Zeuge dieses amerikanischen Angriffs auf eine nordkoreanische Einheit. Der nordkoreanische Offizier Lee Su-hwa ( gespielt von Jeong Jae-yeong ) schlägt sich mit zwei seiner Männer in die Berge durch. Dort trifft er mit Seo Taek-ki ( gespielt von Ryu Deok-hwan ) und Jang Young-hee ( gespielt von Lim Ha-ryong ) auf ein junges Mädchen. Die seltsam erscheinende Yeo-il ( zauberhaft gespielt von Kang Hye-jeong ) stammt aus dem Dorf Dongmakgol und kann die Fremden überhaupt nicht einordnen. Sie hat noch niemals zuvor ein Gewehr gesehen und weiss erst recht nichts von einem Krieg bzw. von Soldaten ; sie erscheint wie das gesamte Dorf das später von den Soldaten entdeckt wird, nicht von dieser Welt.
Im weiteren Verlauf werden nun alle Parteien des Krieges in diesem Dorf zusammengeführt. Der abgestürzte amerikanische Pilot Captain Neal Smith ( gespielt von Steve Taschler ) und die beiden südkoreanischen Soldaten Lt. Pyu Hyun-chul ( gespielt von Shin Ha-kyun ) und Moo Sang-sang ( gespielt von Seo Jae-kyeong ) treffen dort ebenfalls auf die Nordkoreaner. Der Argwohn ist gross und die Feindseeligkeiten befremden die unwissenden Dorfbewohner, in einer unglücklichen Aktion wird das Vorratslager des Dorfes in die Luft gesprengt.
Nun beginnt inmitten dieser Insel des Friedens eine ganz eigene Dynamik zu greifen und die Gäste erklären sich bereit, mit den Dorfbewohnern zusammen wieder für ausreichende Vorräte zu sorgen. Der um sie herum tobende Krieg ist fast vergessen als er das Dorf wieder einholt und unbarmherzig zuschlägt.

Der Drehbuchautor Jin Jang hat hier ein herzliches und gut gemeintes, rührseeliges Stück geschrieben. Voller Ironie und mit intelligentem Witz entlarvt er den Krieg als sinnloses und überflüssiges Instrument der Machthaber, ungewollte Interessen durchzusetzen. Der gute Beginn und die freche Umsetzung gleiten aber später recht deutlich in Antiamerikanismus ab, eine sehr typische Tendenz im südkoreanischen Kino. Dennoch bleibt der Film überdurchschnittlich gut und viele Szenen richtig gut gelungen.
Gute und erfahrene Schauspieler auf südkoreanischer Seite lassen den Zuschauer die westlichen B-Stars verschmerzen. Sowohl Jeong Jae-yeong als auch Shin Ha-kyun liefern eine gute und sehr solide Performance ab, die überaus reizende Kang Hye-jeong spielt gewohnt hinreissend. An den Schauspielern lag es somit nicht, dass bei mir nur 8 Punkte für diesen überall gelobten Film herauskommen.
Die technischen Tricks sind natürlich nicht so ausgefeilt wie sie hätten sein sollen. Die CGI-Tricks sind derart comichaft dass sie in dieser Fülle auf mich störend wirkten, entweder ich machs dann vernünftig oder ich verzichte ganz drauf. Daneben verliert der Film für mich durch seine Komik die emotionale Durchschlagskraft eines Antikriegsfilms. Er ist am Ende eher Märchen und Komödie als ein Drama. Der vorhersehbare Tod einer Person geschieht dann auch plötzlich und ohne viel Tragik, er verpufft und der Schmerz erreicht einen nicht wirklich, alles ist etwas zu wirklichkeitsfremd geraten. Die Balance zwischen Comedy/Märchen und Drama/Tragödie ist nicht optimal gelungen. Dadurch verschenkt der Film für mich einiges seines Potentials und landet mit 8 Punkten nur im gehobenen Mittelfeld. Dennoch absolut sehenswert und halt erfrischend anders.

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