Brauchen wir echt noch einen extrateuren Hollywoodactioner, der mittels 100 verpulverter Millionen uns das Märchen vom Kampf zwischen Mensch und Machine noch einmal erklärt – das hat doch „Rocky 4“ nun wirklich gut erledigt.
Anscheinend schon, immerhin gibt’s nicht mehr so oft Filme mit flotten Kampfjets, seit uns die Feindbilder bei Beendigung des kalten Kriegs flöten gegangen sind. Da muß also mal wieder was her, hat man sich gesagt und dann doch tatsächlich Motive aus „Top Gun“, „2001“, „Wargames“ und (in Bezug auf die Ernsthaftigkeit) „Hot Shots“ miteinander verknüpft und frisch aufgekocht.
Das Ergebnis heißt „Stealth“, die Story vom knuffigen vollautomatischen Tarnkappenbomber, der nach akutem Blitzeinschlag mal ein programmtechnisches Eigenleben entwickelt und auf Zielsuche doch dann bitte textlich umgestimmt werden muß, damit er nicht verschiedene Ex-Feindbilder neu auferstehen läßt, indem er die diversen Ziele zerpulvert.
Zuvor jettet (haha!) er noch mit drei fröhlichen Pilotenkumpels um die Wette, einer ist Sonnyboy Josh Lucas, dann versucht sich Schnuckellippe Jessica Biel an einem dicken Knüppel (sorry for that!) und Jamie Foxx war auch noch vertraglich verpflichtet, einen Film nach Start seiner Post-Oscar-Karriere runterzureißen.
Bevor wir aber lernen, daß der menschliche Faktor dann doch das Liebenswerteste am Leben ist, dürfen wir der fulminanten US-Einsatztruppe erstmal bei einigen unmöglichen Einsätzen zuschauen, wie amtliche Terroristen und andere Finsterlinge in Großstädten so zivilopferlos wie möglich in die nächste Welt gebombt werden können, wobei die Physik die Filmemacher mal Podex knutschen darf.
Doch baldigst ist Mißtrauen angesagt und scheinbar hat man ja recht, einer der Heroen spielt das Bauernopfer, das Schnuckelchen plumpst beim Abfangeinsatz punktgenau in der einzigen blütenreinen Kill-Diktatur runter, die Hollywood noch kennt (Die Hölle von Nordkorea, wo jeder Bewohner ein subversiver Informant ist!) und der Held des Tages muß der Welt den Arsch retten.
Ehrlich gesagt: so viel Käse war selten.
Bei so einem schnittigen Film, der offensichtlich nur wegen der orgasmonalen Flugszenen (aus dem PC, aber alle und hallo) zusammengestückelt wurde, mußte der US-Army natürlich schon bei Drehbuchvorlage die Hose aufgehen, gemäß dem Motto: Mit der Technologie von morgen säubern wir schon heute die Welt und hier fangen wir an. Join us tomorrow.
Geradezu löblich, daß den Machern dann auf halbem Weg einfiel, wie gänzlich unoriginell es doch ist, wieder mal eine böse Maschine zu präsentieren und drehten den Plot auf den Schlußmetern doch glatt noch mal um, natürlich stecken da irgendwelche bösen Buben in Uniform hinter den Kulissen, die Hinterlistiges im Schilde führen und die nur Hand in Hand im Wechselstrom durch maschinell-menschliche Zusammenarbeit geplättet werden können.
Ach je, wie verlogen und albern soll es denn noch werden, da keimt dem Kampfjet das Bewußtsein, während man in ein paar Stunden den Planeten umrundet und dann die Holde noch vor den Kommis rettet.
Ausgeflippte Programme kann man wieder mit Moralpredigt gutreden und so eine nette Rakete erledigt den Rest, während unsere Jungs und Mädels in den Füllszenen in ihren Marineuniformen ausgesprochen schnittig aussehen. Hier dreht sich alles ums Design und wenn es nur die Umrisse von Frau Biel umschmeichelt.
Wer schon immer kaum an sich halten konnte, sobald jemand im Raum „Maverick“ sagt und ne Sonnenbrille zückt, wird sicherlich auch hier Schuhe und Söckchen verlieren und die nette PC-Action sieht auf einer Großleinwand sicher auch ganz prima aus, der Rest ist aber nicht nur Stückwerk, sondern auch so albern-naiv an der Grenze zur Zuschauerbeleidigung. Irgendwie fiel das wohl auch dem Publikum auf, weswegen der Film flott bei einem Einspiel von einem Viertel des Budgets strandete. Damit hatte Hollywood wohl nicht gerechnet, aber dafür kann man sich das fertige Projekt jetzt als Musterbeispiel für Fehlkonzeption demnächst häufig als TV-Ramsch einpfeifen und herzlich ablachen. (3/10)