Für viele Cineasten mag ja Landsmann Uwe Boll der Teufel der Zelluloid-Hölle sein. Aus meiner Sicht trägt besagter Luzifer aber den Namen Rob Cohen (Daylight). Außer dem soliden "The Fast and the Furious" und dem unterhaltsamen "Dragonheart" konnte ich diesem mainstreamorientiertem Mann nichts abgewinnen. "Triple-X" war ein Agenten-Versager und "The Skulls" kann man eh gleich vergessen. Nach dem Möchtegern-Bond für die konsumsüchtige X-Box-Generation erlaubt sich Cohen mit "Stealth" nun eine weitere Frechheit in diese Richtung. Ohnehin kann man das Jahr 2005 in Sachen Action eher dürftig nennen. "xXx²: The Next Level" war passable NoBrain-Unterhaltung und mit "Das Ende - Assault on Precinct 13", "Hostage", "Sin City" und "Doom - Der Film" gab es lediglich vier wirklich erwähnenswerte Action-Produktionen, mit denen sich der Freund unterhaltsamer Action zufrieden geben konnte. Alles andere kann man bis auf ein paar ordentliche Durchschnittprodukte der Marke "Edison" und "Mr. & Mrs. Smith" gleich in die Tonne kloppen. So auch dieses Zelluloid-Konsolenspiel, das sich als ernsthafte Konkurrenz zu "Top Gun" schimpft...
Der neue Stealth-Bomber der US-Streitkräfte benötigt keinen Piloten mehr. Ein Superrechner namens EDI steuert die Flugmaschine. Geschwader-Boss Ben Gannon (Josh Lucas) und seine besten Piloten Kara Wade (Jessica Biel) und Henry Purcell (Jamie Foxx), in deren Formation der Air-Terminator mitfliegen soll, sind noch skeptisch. Dabei leistet sich EDI keinen Fehler. Das ändert sich jedoch, als der Bomber von einem Blitz getroffen wird. Dadurch scheint es, als würde EDI ein Bewusstsein, einen eigenen Willen entwickeln. Trotz niederiger Chancen versuchen Ben, Kara und Henry nun unter Einsatz ihres Lebens den mit Nuklearwaffen bestückten Prototyp aufzuhalten, der bereits unaufhaltbar auf sein Ziel zusteuert...
Mit Josh Lucas (Highway Psychos) und Jamie Foxx (Miami Vice) besetzt Rob Cohen mal wieder seine typischen Parts des dauergrinsenden Sonnyboys und des obercoolen Machos. Was war los? Hatten Paul Walker und Vin Diesel keine Zeit oder war selbst ihnen dieses Projekt zu bescheuert? Wenigstens wird Lucas hier nicht überfordert, weshalb er sich kaum anzustrengen braucht und seinen Part einfach runterrasseln kann. Warum Jamie Foxx hier mitmacht, ist mir nach seinen positiven Beiträgen "Collateral" und "Ray" unverständlich. Hatte man den Vertrag schon vorher abgeschlossen oder konnte man den Oscarpreisträger mit einem fetten Geldscheinbündel ködern? Vielleicht wollte Foxx sich bei einem Filmdreh auch einfach mal nur entspannen und locker durch die Hose spielen, was auch sein frühes Ausscheiden erklären dürfte. Jessica Biel (Final Call) hat sich inzwischen als ernsthafte Konkurrenz für Angelina Jolie, Jennifer Garner und Kate Beckinsale entpuppt, und darf in "Stealth" noch mal die Muskeln nutzen, die sie sich für "Blade: Trinity" antrainiert hat. Ansonsten macht Biel ihren Job recht passabel und hetzt, keucht, schreit, schwitzt, ballert und blutet sich in den Nordkorea-Sequenzen gegen Filmende einen Wolf ab. Hingegen mimt Sam Shepard (Black Hawk Down) den arroganten Militärsack, der über Leichen geht, nur weil es bei seinem Kriegsspielzeug zu einem Kurzschluß gekommen ist, und so nebenbei eine weltweite Katastrophe bzw. einen dritten Weltkrieg mal so locker in Kauf nimmt. Eine eher mäßige Klischee-Performance von Shephard. In Nebenrollen machen noch Joe Morton (Terminator 2) und Richard Roxburgh (M:I - 2) passable Arbeit.
Die Ausrede, dass er mit "Stealth" vor der Gefahr der technologischen Weiterentwicklung und darauffolgender Verselbstständigung von Computerprogrammen warnen will, kann sich Rob Cohen mal getrost dahin stecken, wo keine Sonne scheint. Das hat mein persönlicher Regie-Liebling James Cameron vor etwa zweiundzwanzig und dann noch mal vor circa fünfzehn Jahren mit den beiden "Terminator"-Filmen tausendfach besser gemacht. Auch gegen den etwas schwächeren dritten Teil hat "Stealth" nicht die Bohne einer Chance. Denn dank Arnies Performance und Mostows Inszenierung besitzt auch dieser Teil in einer Sekunde mehr Charme und Innovationen als Cohen in seinem gesamten Film. Zu überfrachtet wurde "Stealth" mit seiner CGI-Orgie, die zugegebenermaßen noch teilweise gut anzuschauen ist. Mehr aber dann auch nicht. Schnelles Popcorn fürs Auge und das war's dann auch. Bei solch einem Film will man ja auch nicht unbedingt vorwerfen, dass Logik und physikalische Gesetzte Fremdwörter während der Produktion waren, doch "Stealth" kommt dermaßen übertrieben, ernst, pseudocool und -intelligent zugleich daher, dass man Cohen am liebsten zu den Wachowski-Brothers und Keenen Ivory Wayans in den Sündenpfuhl der untalentiertesten Regisseure prügeln möchte. Von den logischen Missgeschicken seitens der Handlung will ich erst gar nicht reden, da hiermit verglichen sämtliche Steven Seagal- und Michael Bay-Filme Realismus in Reinkultur wären. Die bescheuerte Idee mit der Lufttankstelle scheint dem Drehbuchautor zudem beim Anschauen einer "Käpt'n Balu und seine tollkühne Crew"-Episode gekommen zu sein. Anders kann ich es mir nicht erklären. Und die Nordkorea-Szenen gestalten sich ebenso klischeehaft und billig wie das ähnlich gelagerte Szenario von "Im Fadenkreuz - Allein gegen alle" mit Owen Wilson. Oberflächlische Dialoge über Primzahlen sollen dann noch von so was wie Intelligenz zeugen, die dem Drehbuchautor und Cohan anscheinend abhanden gekommen war. Bezüglich der Pseudocoolness lässt man EDI einfach knallige MP3-Mucke für Kids runterdudeln. Welchen sinnvollen Zweck diese Funktion EDI's haben soll, fragt man besser nicht. Der Grund dürfte wohl auf der Hand liegen, da Cohen den gesamten Streifen kinderfreundlich und konsumfördernd runtergefilmt hat. Damals hab ich bei so was noch lächelnd drüber hinweggeguckt, doch inzwischen gehen mir diese familienfreundlichen und mainstreamorientierten PG-13-Actioner dermaßen auf die Nerven. Nix gegen gewaltlose Action für Kinder, doch im Vergleich zu Beiträgen wie eben "Stealth" kommen selbst harmlose Bugs Bunny- und Roadrunner-Zeichentrickfilme wie die reinsten Brutalowerke daher. Und dann noch diese aufdringliche Produktplatzierung, die man derzeit in Hollywood anscheinend dringen nötig hat, da man durch Filme allein nicht mehr genügend Kohle einspielt. Hinzu kommt noch, dass sich "Stealth" saumäßig ernst nimmt, dass es schon weh tut. Hohlen Actionvehikels wie "Phantom Kommando" und "City Cobra" kann man das ja noch verzeihen, da solche Filme auch in einer Zeit produziert wurden, in der das keineswegs schlimm war. Doch hirnlose und zugleich bierernste Action in der heutigen Zeit? Vergiss es! Cohan selbst schien das trotz einem nicht ganz so ernsten "Triple-X" entgangen zu sein. Heutzutage benötigt macht noch eine Prise Humor und Selbstironie, wenn hirnlose Action angesagt ist. "xXx²: The Next Level" und "Doom - Der Film" sind hierfür Musterbeispiele. Ansonsten kann man sich gleich die cineastische Kugel geben. Wenns ernst sein soll, dann gehört da schon so was wie Spannung, Abwechslung und etwas Einfallsreichtum dazu, wie "Das Ende - Assault on Precinct 13" und "Hostage" bewießen haben. Fähige Darsteller und eine sichere Regie sowie ein gut geschriebenes Drehbuch darf man natürlich auch nicht vergessen. Doch nun genug des Rumgejammers...
"Stealth" ist ein Paradebeispiel dafür, dass inzwischen Geld und Konsum über Qualität und Anspruch gestellt wurden. Desweiteren ist der Film aber auch ein Beispiel dafür, wie man es als Actionregisseur nicht machen soll. Denn im Fall "Stealth" können nichtmal Optik und passable Darsteller vorm Untergang retten.