Review

Jason will einfach nicht sterben. Egal ob erschossen, erstochen oder in Stücke gerissen, im nächsten Teil der Freitag, der 13.-Reihe steht er wieder unversehrt mit seiner Machete in den Vorgärten seiner Opfer und meuchelt, was das Zeug hält. Auch Jason goes to hell wirkt da auf den ersten Blick wie die x-te Kopie in einem ausgelutschten Franchise. Stimmt der Eindruck?

Jason in pieces
Nacht. Ein verlassenes Haus. Ein dunkler Wald. Eine einsame, gut aussehende Frau, die sich zum Duschen entkleidet hat. Plötzlich geht der Strom aus und komische Knackgeräusche dringen durch das Haus. Die Frau tappt ängstlich im Dunkeln und späht in die Finsternis. Völlig überraschend taucht da aus einer unbeleuchteten Ecke der Massenmörder Jason mit seiner Machete auf und macht Jagd auf die nur mit knapper Not entfliehende, schreiende Frau. Sie rennt so schnell sie nur kann raus in den Wald hinein, während ihr ihr Häscher seelenruhig stämmigen Schrittes folgt. Selbstverständlich resultiert aus der Panik, vermischt mit der körperlichen Erschöpfung, ein plötzlicher Verlust der Bewegungskoordination bei der jungen Dame, mit anderen Worten: Sie fällt hin, bleibt erstmal liegen und keine zehn Sekunden später ist der mordende Dämon auch schon in kürzester Distanz. Soweit, so gewohnt. Doch wider Erwarten schalten sich plötzlich diverse Scheinwerfer ein und erleuchten die Waldlichtung. Aus dem Gebüsch tauchen ringsum schwer bewaffnete Soldaten auf, die sofort das Feuer auf den Machetenschwinger eröffnen. Durchlöchert von Maschinengewehrsalven und schließlich in Stücke gesprengt von Granaten und Raketen, kann Mr. Vorhees nichts Zählbares dagegen setzen und muss sich geschlagen geben. Einzig und allein das pochende Herz kämpft bis zuletzt gegen die Niederlage an, verstummt jedoch dann ebenso. Endlich ist der Massenmörder tot, so freuen sich die Menschen in den gesamten USA.
Doch weit gefehlt. Als die aufgesammelten Körperteile zur Obduktion ins Leichenschauhaus eingeliefert werden, fängt das Herz wieder an, hypnotisch zu schlagen und versetzt damit den untersuchenden Arzt in Trance, sodass dieser damit beginnt, ebenjenes Herz gierig zu verschlingen und dann den „Geist“ Jasons in sich aufzunehmen. Derart dämonisiert, ist der Totgeglaubte in Gestalt des Arztes wieder back on the road und das Morden beginnt von neuem. Dumm nur, dass die Wirtskörper nicht von langer Haltbarkeit sind und Jason immer wieder „umziehen“ muss, bis er die letzten beiden Nachkommen seiner Familie gefunden hat, die ihm gefährlich werden können und seiner Wiedergeburt im Wege stehen…

Jason? Wo?
Logik und Nachvollziehbarkeit war ja in diesem und anderen Slasherfranchises nie Gegenstand. Wie soll man auch sonst an einen sechsten oder siebten Teil einer Filmreihe herangehen, in der am Ende eines jeden Parts der titelgebende Meuchler auf irgendeine Art und Weise umgebracht wird und mit einer solchen Selbstverständlichkeit im nächsten Sequel wieder in voller Montur auf der Matte steht? Plausibilität zu suchen ist daher tunlichst zu vermeiden. Auch im neunten Teil bildet dieses Credo keine Ausnahme, besonders, da der Killer hier schon am Anfang das Zeitliche segnet. Was danach jedoch als Story verkauft wird, grenzt schon wirklich an eine Frechheit. Selten wirkte eine Begründung für die Auferstehung des Antihelden konstruierter und mehr an den Haaren herbeigezogen. War Jason ursprünglich ein stabiler Mann, dem das Überleben immer wieder gelang, ist er mittlerweile eine Art unbesiegbarer Geist, der in andere Menschen einfährt und die Kontrolle über deren Körper übernimmt. Aber okay, wenn die Story auch bescheuert ist, wie sieht es mit den Morden, eigentlich dem einzigen Grund für die riesige Fangemeinde unter den Splatterfans auf dieser Welt, aus? Da von diesem Teil als einem der einzigen beiden eine Unrated-Fassung existiert, kann man dementsprechend schon einiges erwarten, doch auch hier wird der geneigte Gewaltfreak ziemlich enttäuscht. Bis auf ein, zwei derbere Szenen wirkt das alles wie schon mal gesehen oder uninspiriert. Nicht nur die Originalität, auch die letzte Konsequenz in der Ausübung der Taten fehlt hierbei. Dass das Gezeigte nicht nur aufgrund seines Alters und der Machart, sondern vor allem auch aufgrund heutiger etablierter Gewaltstandards wie High Tension oder The Hills Have Eyes niemanden mehr wirklich vom Hocker hauen kann, dürfte da auf der Hand liegen. Die Schauspieler sind beinahe unbewertbar, einzig Steven Williams als Kopfgeldjäger darf schön charismatisch in die Kamera schauen. Eindeutig versuchten die Macher dieses Mal vermehrt Komik in das abgestandene Konzept zu integrieren, doch Ideen wie das Brechen der Fingerknochen als Bezahlung für geheime Informationen oder die vorherige Gesichtsrasur, die Jason einem seiner Opfer verpasst, bevor er in ihn „einfährt“, wirken eher bemüht und peinlich denn lustig oder gar intelligent. Dass der sonst stumme Jason plötzlich röchelt und grunzt wie ein demenzkranker Parkinsonpatient trägt des Weiteren nicht wirklich zur Besserung des Gesamtbildes bei. Das größte Manko dieses Films ist jedoch ganz eindeutig das Fehlen der Hauptfigur. Zwar wird suggeriert, dass Jason in Gestalt von anderen Menschen mordet, doch es ist schon eine ärgerliche Veränderung, wenn statt des massigen Maskenträgers ein Schmächtling im weißen Streifenhemd die Opfer dezimiert. So kann ich mich nicht wirklich damit anfreunden, Jason goes to hell als einen rechtmäßigen Teil der Machetensaga anzuerkennen.

Jason is in hell
Was sich die Drehbuchautoren bei dem Murks gedacht haben, ist für einen Außenstehenden wie mich wohl nicht nachvollziehbar. Alle Tugenden der Vorgänger wurden zugunsten von hanebüchenen Erklärungen und zwanghafter Komik über Bord geworfen, um der Serie endlich ihren lange verdienten Abschluss zu beschaffen. Schade, wenn das wirklich der letzte Teil in der Endlosserie geworden wäre, denn es wäre ein wahrlich trauriger und unbefriedigender. Glücklicherweise kamen mit Jason X und besonders mit Freddy Vs. Jason zwei weit bessere Nachfolger, die Lust auf mehr machen. Für Jason goes to hell gilt das hingegen nicht im Ansatz.

Dialoghighlight: „*grunz* *keuch*“

Fazit: 2 von 10 magischen Dolchen

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