Auffrischung tut Not!
„Monkey Shines“ aka „Der Affe im Menschen“ war einer der Filme, die man sich aus der Videothek holte, weil George A. Romero drauf stand und Romero ja eigentlich nichts falsch machen konnte. Was natürlich falsch war.
Heute weiß man, dass Romeros Regiearbeiten im Schnitt eher durchwachsen ausfielen, daran kann auch eine Handvoll Klassiker nicht wirklich etwas ändern.
Damals (so späte 90er) war ich dann auch entsprechend enttäuscht, weder war das Sujet besonders attraktiv, noch folgt der Film den klassischen Revenge-Regeln von Tierhorrorfilmen, wie sie mir bekannt waren.
Der Film erschien mir zäh, überladen, kam viel zu spät zur Sache und sparte dann auch noch wirklich drastische Effekte aus. Er war gut gespielt und hatte Atmosphäre, aber es reichte nur zur Mittelklasse.
Heute komme ich zu dem gleichen Ergebnis, aber aus anderen Gründen.
Der Reiz, sich irgendein Geschlachte anzuschauen, aus Spaßgründen hat mit dem Alter nachgelassen und das Bewusstsein, dass Romero das sowieso nie gemacht hat, ist schon lange angekommen.
Aber hier wird zu viel gewollt und zu wenig strukturiert zuende gedacht und gefilmt, wobei man erwähnen muss, dass das Werk wohl noch im Schneideraum um einiges an Lauflänge gekürzt wurde (angeblich hatte das Skript 240 Seiten und man geht von eine Filmminute pro Drehbuchseite grob aus) und später auch noch vom Orion-Studio verformt wurde, z.B. mit einem positiveren Schluss und einigen Extraschocks.
Hier stapelt sich zu viel: das Schicksal des Extremsportlers, der kein Glied mehr rühren kann und suizidal wird; die Liebesgeschichte mit seiner Affentrainerin, die egozentrische Mama, die mosernde Pflegerin, der eifersüchtige Affe, der telepathische Affe, die Frankensteinbezüge, die Konflikte des Wissenschaftlerkumpels und dessen eigentliche Erfindung, die Ungetreuen aus dem alten Leben, und so weiter…
Obwohl auch in der finalen Fassung 105 Minuten übrig bleiben (recht viel für einen Horrorfilm), ist die Decke an allen Enden zu kurz.
Fangen wir mal bei dem Lahmen und dem Affen an: Allans Unfall und seine Heimkehr sind noch im Rahmen, aber seine Selbstmordallüren kommen dann doch nach ein paar Frustrationen ziemlich überraschend. Dass er und Ella Äffchen dann ein inniges Verhältnis haben, muss der Film auch in einer schnellen Montage klären, denn Allan muss dann sehr schnell ziemlich wütend und frustriert werden.
Was sich dann auf den Affen überträgt.
Oder ist der Affe frustriert und hasserfüllt nach seinen Laborerlebnissen und überträgt auf Allan?
Das wird nie zufriedenstellend geklärt, denn obwohl Allan beteuert, ohne Ella sei er gar nicht hasserfüllt, hätte er bezüglich der späteren Opfer (Ex-Verlobte, Arzt, Mutter) durchaus allen Grund dazu, den Betreffenden ein wenig die Pest an den Hals zu wünschen.
Später dann wechselt der „telepathic link“ und wird zu einem „jealous link“, denn Ella handelt inzwischen wohl nur noch aus Eifersucht, wofür es nun auch wieder keine echte Basis gibt.
Womit wir schon beim Affen wären, der ja eine Serumkur auf der Basis menschlicher Gehirnzellen bekommen hat und von Allans Freund Geoffrey (der auf der Leinwand viel zu selten eingesetzte und immer hervorragende John Pankow) eigentlich nur für die Helfertherapie zur Verfügung gestellt wird, weil er ihn aus der Reichweite seines Chefs bringen will. Was Ella so besonders macht und wie genau sie das Serum wirklich verändert, bleibt der vage Frankensteinfaktor eines Plots rund um die Schöpfung, die man nicht mehr kontrollieren und dann auch nicht mehr töten kann, als man will.
Wo Geoffrey eigentlich mit seinen Forschungen hin will, wird nur angedeutet, viel mehr Zeit verwendet/verschwendet die bekannte Version damit, Konflikte mit seinem Chef Burbage zu schildern, der sich Geoffreys Erfolge einverleiben will. Eigentlich wäre Burbage eine ideale Opferfigur (er ist wirklich schön eklig), doch er verschwindet aus dem Plot, als er den Serumsrest geklaut hat. Später brechen in Geoffreys Labor alle übrigen Affen aus, was auch nebulös erscheint, genauso ungeklärt ist der Verbleib der Testtiere.
Und sein finaler Versuch, den Affen schließlich mit einer Spritze zu töten, ist schon in seinem Ansatz zum Scheitern verurteilt, so ungeschickt und rüpelhaft, wie er Ella stets impft.
Der Rest des Cast ist eher so lala, etwa ein damals noch verschwendeter Stanley Tucci (mit Haaren!) als Allans Arzt, der dann auch noch seine Verlobte klaut (die aber sowieso nichts mit einem Gelähmten zu tun haben wollte). Parallel dazu scheint Joyce van Patten als überfürsorgliche und erdrückende Eifersuchtsmutter in einem ganz anderen Film mitzuspielen, denn diese karikaturenhafte Schmierenkomödie (in der übrigens auch die gequälte Pflegerin mitspielt, die seltsamerweise überlebt), die sie hier bietet (bieten darf), beweist höchstens, dass Romero kein wirklich sicherer Regisseur war.
Von Kate McNeil als Affentrainerin und späterer neuer Geliebter Melanie muss zudem auch einiges auf dem Boden des Schneideraums gelandet sein, denn sie bietet in der Kennenlern- und Annäherungsphase manchmal derartig seltsame Gesichtsausdrücke an, dass man schon Böses ahnt.
Später dann traut sich der Film tatsächlich eine sehr geschmackvolle Sexszene mit eben einem Querschnittsgelähmten zu, die aber auch im Rahmen der überfüllten Handlung eher deplatziert rüberkommt (obwohl sie sehr gut fotografiert ist).
Das Finale hat dann zumindest ordentlich Schmackes, was den Suspense angeht, jedoch muss auch hier dann dem Affen misslingen, was ihm sonst so vortrefflich gelungen ist – und ein bisschen idiotisches Vorgehen aller Beteiligten darf es auch sein.
Dass der Film am Ende sogar auf eine vollständige Heilung bei Allan setzt (der übrigens von Jason Beghe als Clean-Cut-Typ gespielt wird – dreißig Jahre später spielt Beghe jetzt kaum noch erkennbar die sinistre Hauptrolle des Voight in der TV-Serie „Chicago P.D“ mit wettergegerbtem Gesicht und steter Gefahr im Verzug), ist ein bisschen zu optimistisch, aber was den Film wirklich unrund macht, sind die vielen hängenden Storyfäden, die nicht ausreichend zu einem kohärenten Ganzen verknüpft werden konnten.
So bleibt es bei einem unkonventionellen, aber leider nicht voll entwickelten Thrillerdrama mit hervorragender Affendressur. (6/10)