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Auch 15 Jahre nach der Wiedervereinigung ist das Thema Ossi/Wessi noch nicht ausgeblutet und sorgt immer wieder für neuen Stoff für Film und Fernsehen. „Die Nachrichten“ stellt im Ausschlacht-Prozess dieses Themas eine angenehme Erscheinung dar, wird doch hier nicht ausschließlich auf die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland eingegangen. Nein, es wird ein Thema angesprochen, das latent bei eigentlich jeder Berichterstattung in unseren Medien mitschwingt. Matti Geschonneck legt gemeinsam mit Autor Alexander Osang mehr oder weniger (meist jedoch weniger) schonungslos offen, welche Macht die Medien mit ihren Berichten haben. Wie einfach man das Leben eines einzigen Menschen verändern kann, indem man ein Gerücht in die Welt setzt.

„Aufstieg und Fall des Jan Landers“ – so der Titel des Zeitungsartikels, den Lokalreporter Raschke (Uwe Kockisch) gerade für die NAZ schreibt. Jan Landers ist der Sprecher der Nachrichten im Deutschen Fernsehen. Doch nun wird er beschuldigt, früher für die Stasi gearbeitet zu haben und wird vom Dienst suspendiert. Jetzt muss er beweisen, dass an den Anschuldigungen nichts dran ist…

Osangs Stoff zeigt den Medien mit leicht erhobenem Zeigefinger, welch große Verantwortung sie tragen und wie wichtig gute Recherche ist, um ehrlichen und guten Journalismus zu fördern. Zeitweise gelingt der Transport dieser Botschaft ganz gut, es gibt jedoch auch Abschnitte des Films, in denen der Film seinen selbst gestrickten roten Faden verliert, von der Bahn gerät und es nur schwerfällig wieder in sein eigenes Fahrwasser zurück schafft.

Jan Josef Liefers spielt die Rolle des Nachrichtensprechers Landers wie man es von ihm erwartet. Unspektakulär, aber dennoch gefällig; souverän, aber dennoch nicht über alle Maßen begeisternd. Nina Kunzendorf als Landers’ Lebensgefährtin bleibt ebenfalls eher blass; lediglich Uwe Kockisch als chronisch besoffener Lokalreporter Raschke kann durch seine sympathisch verschrobene Art überzeugen. In den Nebenrollen schimmert da dann noch ab und an das Talent von Herbert Feuerstein hervor, der als der typische Bürokrat ab und an für ein Schmunzeln sorgen kann. Insgesamt hätte man die Besetzung auch beliebig austauschen können, da das Gesamtensemble eher blass bleibt und sich somit nicht beim Zuschauer einprägsam festsetzt.

„Die Nachrichten“ ist ein – für eine deutsche TV-Produktion – recht gelungenes Mediendrama, das mit gezielten Seitenhieben gegen die Medienlandschaft ganz gefällig daherkommt, sich dem Zuschauer aber nicht langfristig einprägt. Ein Film nach dem Motto „Gesehen, gefallen, und schon wieder vergessen“, aus dem sich aber vielleicht doch der eine oder andere Zuschauer eine Moral abstrahiert hat: „Bevor man ein Gerücht in die Welt setzt, sollte man bedenken, welche Auswirkungen dieses Gerücht haben könnte…“ Im ansonsten recht mediokren Feld des deutschen Fernsehfilms weiß „Die Nachrichten“ noch über weite Strecken zu gefallen und erhält somit das Prädikat „etwas mehr als Durchschnitt“: 6,5 von 10 Punkten.

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