Bruce Campbell gegen die Armee der Termiten
Grundsätzlich könnte man „Alien Apocalypse“ mit einem Namen definieren, beschreiben und rechtfertigen: Bruce Campbell
Bruce Campell, seit „The Evil Dead“ und „Armee der Finsternis“ Everbodys Darling des Horrogenres, ist sich nämlich nicht zu schade den Hauptdarsteller, in diesem grottenschlechten Thrash Sci-Fi Müll, zu mimen und ist auch der einzige Grund (wenn es überhaupt einen gibt) sich den Film eventuell doch anzusehen.
Regie und Drehbuch bei dieser Billigproduktion des amerikanischen Senders Sci-Fi Channel (der sich auch schon für deutlich bessere Produktionen wie „Sharkman“ und „Frankenfish“ verantwortlich zeichnete) gehen auf das Konto von Josh Becker, der bisher nur fürs Fernsehen tätig war und sich mit dieser äußerst miesen Arbeit eindeutig nicht für einen weiteren Film empfohlen hat.
Seine weibliche Hauptdarstellerin (Renèe O’Connor – „Hercules“) hat er scheinbar bei den Dreharbeiten zu einigen Folgen der TV Serie „Xena: Warrior Princess“, in der sie den Part der Gabrielle übernommen hatte, kennen und schätzen gelernt. Leider beschränken sich ihre schauspielerischen Qualitäten auf das stupide Herunterleiern von Dialogen und ein Minenspiel, das die Teilnehmerinnen von Heidi Klums Model Show wie ausgebildete Schauspielerinnen erscheinen lässt.
An dieser Stelle muss ich aber klarstellen, dass Miss O’Connor sicherlich nicht die schlechteste Schauspielerin am Set war, denn das Schauspiel der übrigen Beteiligten ist so überragend, dass es nicht ohne Folgeschäden zu ertragen ist.
„Alien Apocalypse“ beginnt viel versprechend mit einer pseudointeressanten Geschichte, die in einer pseudoernsten Stimmlage und von markiger Musik unterstütz vorgetragen und von einer witzigen Szene mit einer Termitenhand beendet wird.
Somit wirkt der Film zu Beginn sogar noch wie überdurchschnittlich witziger Trash, den man sich mit einem Lächeln auf den Lippen und ohne seine beiden Gehirnhälften auch nur im Entferntesten zu nutzen, zu Gemüte führen kann. Mit fortlaufender Handlung aber wird die schiere Überflutung an, sich an Lächerlichkeit überbietenden Szenen, schlechten Dialogen, miesesten Effekten und unbeschreiblich schlechtem Schauspiel nahezu unerträglich. Selbst in Anbetracht des oft dürftigen amerikanischen Fernsehniveaus stellt dieser Streifen einen neuen Tiefpunkt dar.
Ich bin sogar versucht Stephan Baldwins Filmen (mit so markigen Titeln wie „Snake King“ oder „Firefight“) mehr Qualität zu zusprechen, als diesem hanebüchenen Sci-Fi Schrott.
Des weiteren bietet der Film all jenen Zuschauern alles was das Herz begehrt, die schon immer davon geträumt haben, die am Schlechtesten animierten Aliens seit es U.F.O Theorien gibt dabei zu beobachten, wie sie hölzern durch miese Kulissen stolzieren, blechern sinnleere Sätze von sich geben, Holzstücke und menschliche Finger verspeisen und nach einem Treffer, mit einem selbst geschnitzten Pfeil, wie nasse Säcke, tot zu Boden gehen. Bei näherer Betrachtung wären diese Wesen jedoch schon fast kultverdächtig, denn die Idee, Termiten in Menschengestalt als Eroberer der Erde zu präsentieren, kann selbst einem kranken Geist erst nach dem Genuss von mindestens einem Dutzend schlechter Magic Mushrooms einfallen und entbehrt somit nicht einer gewissen schrägen Genialität. Jedoch sind die Animationen der Aliens dermaßen schlecht gelungen und so deutlich als solche zu erkennen, dass sich Super Mario ziemlich sicher homogener in den Film eingefügt hätte, als diese außerirdischen Insekten.
Folglich war es sehr mutig, aber auch dumm, von Becker die animierten Monster so inflationär einzusetzen, obwohl er gewusst haben muss, dass ihm das Budget für eine, auch nur annähernd realistische, Darstellung fehlt.
Die Frage, warum man in dieser Situation nicht auf alte Handarbeit zurückgegriffen und auf Animationen, auf diesem billigen Niveau, verzichtet hat, ist somit nicht nur nahe liegend sondern auch legitim. Denn (unter anderem) dadurch wird ein Film, der als lustiger Trash begann, mit der Zeit unerträglich.
Blut fließt in „Alien Apocalypse“ prinzipiell digital, in Maßen und gehört mit hin zum Schlechtesten, dass jemals für einen Film animiert wurde. Dieses Thema betreffend fehlt mir eindeutig das Verständnis, warum deutsche C-Movie Macher, mit viel weniger Budget, bessere Bluteffekte zustande bringen, als der amerikanische Sci-Fi Channel.
Als Draufgabe gibt es noch Dialoge, die so schmerzhaft in den Ohren klingen und wahrscheinlich genau so viele Schäden im zerebralen Nervensystem auslösen, wie das Gekreisch von einer Hundertschaft an Tokio Hotel Fans.
Auch das Niveau dieser Dialoge bewegt sich jenseits der Toleranzgrenze. Sind die infantilen One-liner zu Beginn noch witzig und erfrischend selbstironisch, werden sie mit laufender Spielzeit immer unerträglicher. Aufgesetzte Ironie, Propaganda, kriegsverherrlichende Parolen und miserable Zwiegespräche, die augenscheinlich Gefühle ausdrücken sollen geben den Ton an.
Schon fast nicht mehr erwähnenswert ist dabei, dass alle Charaktere auswechselbar sind und Exekutionen von Freunden so oder so keinerlei Reaktionen bei den anderen Figuren auslösen.
Die Kulissen, die Umgebung und die Kostüme sprengen die Schmerzgrenzen und verdienen keine nähere Erläuterung.
Als Zugabe gibt es zu allem Überfluss auch noch eine miese deutsche Synchronisation.
Fazit:
Effekte, Blut, Darsteller, Dialoge, Drehbuch und Monster sind so schlecht, dass man dafür ein neues Wort erfinden müsste. Für diese Kritik nur über den Film und seine Dialoge nachzudenken bringt mein Hirn schon fast zum implodieren.
Für Campbell ist der Film, nach dem genialen „Bubba Ho-Tep“ eine deutliche Verschlechterung.
Wieder einmal gilt somit: So dermaßen mies, dass man es sich, ohne es zu sehen, gar nicht vorstellen kann.
Alles in allem somit nur für extremste Thrash fans zu ertragen.
Um sich der Tragweite der Dialoge bewusst zu werden ein Zitat aus „Alien Apocalypse“:
Schwarzer Offizier, der vor einem Wesen mit Insektenkopf steht: Wer sind sie?
Grüne lächerlich animierte menschengroße Termite: Der Leiter dieses Bezirks.
Der Schwarze mit wissender Mine: Aber sie sind kein Mensch.
Das Alien mit ausdrucksschwangerer Stimme:Richtig.
Darauf folgt eine kurze Pause (um den Dialog wirken zu lassen) und die Exekution des Offiziers.
Diesen Dialog mit solch einer ernsten Mine und einem dermaßen extremen Overacting (wie in diesem Fall) vorzubringen erfordert viel Können.