Zwei Männer, einer von ihnen der berühmte Tennisspieler Guy Haines (Farley Granger), sitzen in einem Zugabteil und kommen ins Gespräch, welches Haines entsetzt abbricht, als sein Gegenüber Bruno Anthony (Robert Walker) im einen „Mord über Kreuz“ vorschlägt: Bruno tötet Haines’ Gattin Miriam, dafür soll Haines Brunos verhassten Vater umbringen...
Alleine die Grundidee macht Hitchcocks „Strangers on a Train“ zu einer äußerst reizvollen Angelegenheit, ein Extrembeispiel für gegenseitige Dienste, wobei Haines nicht mitspielen will, sondern durch Brunos Mord an Miriam dazu gezwungen wird. Hitchcock erweist sich erneut als Meister des Suspense und sorgt fortlaufend für Spannung, obwohl auf dem Bildschirm nicht immer spektakuläres geboten ist. Die Ausgangssituation sowie das psychopathische Vorgehen Brunos reichen für nasse Hände beim Zuschauer aus. Dass sein Motiv im Dunkeln bleibt, macht die Sache anfangs noch unheimlicher, denn seine Vorstellung von einem „perfekten Mord“, die er zu Beginn im Zugabteil äußert, kann ebenso wenig eine plausible Erklärung für die Belästigung Haines’ sein wie der Hass auf seinen Vater. Die endgültigen Ursachen für sein Handeln bleiben dann auch unklar, Bruno ist schlichtweg ein Psychopath, der wohl aufgrund seiner überfürsorglichen Mutter zu einem wurde.
Bei aller Begeisterung für die spannende Story, „Der Fremde im Zug“ krankt viel zu sehr an seiner Logik, wofür er sogar von den meisten Hitchcock-Fans kritisiert wird. Das eben angesprochene undurchsichtige Motiv des Mörders fällt da gar nicht so sehr ins Gewicht, andere Sachen leider schon. Man will zum Beispiel nie richtig glauben, dass Haines einfach keine andere Möglichkeit bleibt, als bei Brunos fiesem Spiel mitzumachen. Die Erklärungen für das Nichtinformieren der Polizei sind dafür kaum ausreichend. Manche Storyentwicklung ist wiederum zu sehr vom Zufall abhängig, die in einem anderen Review bereits angesprochene Sache mit dem Einbruch ins Haus Brunos ist selbstverständlich ein Riesenpatzer.
Umso größer muss das Kompliment an Hitchcock ausfallen, dass er trotz dieser inhaltlichen Lücken ein Maximum an Spannung aus dem Film herauskitzeln kann. Musterbeispiel dafür ist das Tennisspiel, das parallel mit dem Fallen eines Feuerzeugs in einen Gullyschacht geschnitten ist. Eine inszenatorische Meisterleistung, die aber der inhaltlichen Logik zufolge gar nicht hätte zustande kommen dürfen, denn Haines hätte locker absagen können.
Sehr spannende Sequenzen sind zudem der Mord an Miriam und natürlich das berühmte Finale auf einem Pferdekarussell, welches für damalige Verhältnisse bemerkenswert rasant vonstatten geht.
Die schauspielerischen Leistungen könnten besser sein, vor allem Farley Granger lässt als Tennisprofi jegliches Charisma vermissen und agiert aalglatt. Dagegen gibt der kurz nach Drehschluss verstorbene Robert Walker einen brauchbaren Psychopathen ab.
„Der Fremde im Zug“ ist nicht Hitchcocks Bester, dazu sind die inhaltlichen Ungereimtheiten zu eklatant. Aufgrund der sehr guten Inszenierung und der reizvollen Ausgangssituation dennoch sehenswert, für Fans des Altmeisters natürlich Pflichtprogramm