Review

Ich sage es ja immer wieder, Videospielverfilmungen taugen nicht viel.
Da kommt in den allermeisten Fällen, gerade aus cineastischer Sicht nur großer Müll raus.
So oder so ähnlich bei der überaus erfolgreichen Mortal Kombat Verfilmung, wo es der Ausdruck „Style over Substance“ mal wieder auf den Punkt bringt.

Verantwortlich für dieses Werk war die Firma Threshold, dieselben Pappnasen die auch mal Duke Nukem verfilmen wollten (ja wo bleibt der Streifen denn nun???)
Deren Name war damals noch sehr klein, die Lizenz dagegen groß, so hat das Budget gerade mal für Christopher Lambert, Cary-Hiroyuki Tagawa und einigen hübschen Kulissen gereicht;
Was den Rest der Darsteller, die Choreographie und vor allem das Drehbuch betrifft, da musste wohl ganz straff gespart werden...

Da bereits die Handlung der Gamevorlage, die eine Antwort auf die Streetfighter Reihe von Capcom mit lediglich besserer Grafik und unwahrscheinlich hohem Splatter Gehalt war, nicht sonderlich kreativ oder gar anspruchsvoll ist, sieht es entsprechend mit der Verfilmung aus.

Da ist also eine böse Welt namens „Outworld“ und die will Herrscher aller Dinge werden.
Dazu muss sie also Kontrolle über andere Welten erlangen, und das soll durch das alle 1000 Jahre stattfindende „Mortal Kombat“ in einem, wie es der Name schon sagt, Todeskampf entschieden werden. Gelingt es Outworld 10 mal in Folge eine Welt zu besiegen, hat es die absolute Kontrolle.
Beim diesjährigen Turnier würde der böse Hexer Shang Tsung (Cary-Hiroyuki Tagawa) nun das 10te mal siegen; Grund genug für den Obermacker und göttlichen Vertreter des Erdenreiches Lord Rayden (Christopher Lambert) sich mal auf der Erde ernsthaft nach guten Kämpfern um zusehen, die also durch ordentliche Tritte in die Fresse die Welt retten sollen...

Und die finden sich in den unterschiedlichsten Teilen der Welt mit den verschiedensten Motiven.
Lou Kang (Robin Shou) will sich für den Mord an seinen Bruder an Shang Tsung rächen, Sonya Blade hat den Auftrag einen Kerl mit Metallvisage festzunehmen und der Filmschauspieler Johnny Cage will einfach nur beweisen, dass er der beste Kämpfer ist.

Das Trio findet sich auf einer Dschunke wieder, und reist zusammen mit Rayden auf eine Insel, dort wo das Turnier von Outworld stattfinden soll und Shang Tsung die Besucherschaft bereits mit diabolischem Grinsen erwartet...

Hmm, das kenne ich doch irgendwoher: 3 Kämpfer auf dem Weg zu einem Turnier auf einer „geheimen“ Insel, davon ein Chinese, der es ganz besonders wissen will, da der „Gastgeber“ dessen Angehörigen auf dem gewissen hat...

Hier wurde ganz klar die Grundhandlung von „Enter the Dragon“ 1:1 kopiert, und in eine Fantasy-Welt verfrachtet.
Nur leider wurde hier im Gegensatz zum großen Vorbild keine Martial Arts Ikone gecastet.
Verglichen mit Bruce Lee ist Robin Shou nur ein plumper Amateur, der gerade mal besser kicken kann als John Saxon, und das will was heißen.
Aber auch die Kollegen Linden Ashby und Bridget Wilson bekleckern sich nicht gerade mit Ruhm, und so werden deren mageres Können von hektischen Schnitten, und wenig fördernden Choreographien auf Power Rangers Niveau begleitet.

Doch weshalb die Kämpfe trotzdem Laune machen, und es ist das, was den ganzen Film meiner Meinung nach auch vor dem Totalausfall rettet, ist das überaus kreative Setdesign.
Hier werden wirklich die ästhetischsten Kulissen geboten, die man sich als Fantasyfan nur wünschen kann.
Da gibt es einen verlassen Wald mit symmetrisch angeordneten Bäumen, einen hübschen Strand, alte Tempelvororte, unterirdische Katakomben mit Skulpturen im Beetlejuice artigen Baustil, unheimliche von donnernden Wolken verdeckte Tiefen und jede Menge in Dunkelheit gehüllter Endzeitszenarien.
Die Vielfalt kennt hier keine Grenzen, und der Regisseur Paul Anderson weiß seine Kulissen auch entsprechend in Szene zu setzen, wenn er es auch mal Herbstblätter regnen lässt, und bei der Präsentation der unheimlichen Bauten und Landschaften auch gerne mal die Kamera lange umherkreisen lässt.
Außerdem gibt es auch eine Vielzahl an seltsamen Kreaturen und Widersachern, alle dem MK-Universum entsprungen, wie der 4 armige Riese mit den Weichteilen (lol), die Ninjas Scorpion und Sub Zero mit ihren interessant dargestellten Fähigkeiten oder der Blechschädel, der mich in seiner Szene am prall gedeckten Esstisch an das Backstreetboys Video „Everybody“ erinnert.

Dazu werden düstere Musikstücke gespielt, die regelrecht eine apokalyptische Stimmung aufbauen.
Der Dank geht hier an die Industrial Rocker Stabbing Westward, die mit ihren Tracks „Lost“ und „Can’t happen here“ wirklich hervorragende Töne produziert haben, die für diesen Film wie die Faust aufs Auge passen.

Aber auch die kultige Mortal Kombat-Theme hat es natürlich in sich, und macht, so doof sie auch ist, verdammt Laune, und kommt vor allem im Finale verdammt cool.

So machen die an sich eher lahmen Kämpfe wieder viel mehr Spass.
Ab und zu geht der Film auch über bodenständige Choreographien hinaus und bietet uns z.b Johnny Cage in feuriger Umgebung, wie er nach einigen akrobatischen Einlagen Scorpion mit einem Schild den Schädel buchstäblich absägt, oder Liu Kang wie er auf einen Badguy quasi im Flug wie wild zutritt.
Das ist Trash vom aller Feinsten; (der im Gegensatz zur Gamevorlage auch ohne blutigem Gemetzel auskommt)

Apropos Trash, das sind die hier gebotenen Computereffekte auch; nicht unbedingt up to date, doch gerade in diesem Film, wo er doch ohnehin einen recht skurilen Look aufweist, passt das nur zu gut zusammen.
Ob zum Leben erweckte Leichen bzw. Statuen oder lustige Donnerblitze von Rayden, das alles ist so ulkig animiert, dass ich den Trick Technikern eigentlich gar keine Vorwürfe machen kann, denn die Computertricks und die sehr eigenwillige Szenerie passen nicht nur gut zusammen, sie verschmelzen ineinander.
Kurz gesagt, auf visueller und akustischer Ebene wurde hier wirklich ganze Arbeit abgeliefert; man kann also durchaus von einem Kunstwerk sprechen.

Für ein Meisterwerk dagegen mangelt es Mortal Kombat an einer vernünftigen Story, wirklich gut choreographierten Fights, sowie überzeugenden Darstellern.
Lambert und Tagawa sind selbstverständlich nicht damit gemeint, die überzeugen beide mit Charisma und Spielfreude; Lambert ist als Rayden ziemlich cool und Tagawa stellt mal wieder den Teufel höchstpersönlich in die Ecke der „Harmlosglotzenden“.
Robin Shou dagegen macht mit seiner Jackie Chan artigen Haarpracht einen eher unsicheren Eindruck, Mrs Wilson bleibt gleich vollkommen blass, und Linden Ashby kann auch nicht mehr als gut aussehen.
Doch bei dem hohlen Drehbuch und den eindimensional angelegten Charakteren ist da sowieso nicht viel zu retten.
Ein Jet Li als Liu Kang wäre hier aber Gold wert gewesen, ebenfalls hätte hier Jean Claude Van Damme als Johnny Cage eine gute Figur gemacht (die Rolle lehnte er ja aber wegen Street Fighter ab), und für Bridget Wilson hätte sich sicher auch ein kampfsportkundigerer Ersatz gefunden, z.b Michelle Yeoh.

Damit hätte der Film auch kampfkunsttechnisch wesentlich besser ausgesehen, und es wäre eine höhere Punktzahl drin gewesen.
Dennoch sei gesagt, dass Mortal Kombat nichts desto trotz ein sehr kurzweiliges Vergnügen darstellt, da das aufregende Setdesign zusammen mit der musikalischen Begleitung eine geniale Atmosphäre aufbaut und somit das gesamte Werk gerade noch über den Durchschnitt hebt.
Doof und vor allem peinlich bleibt der Film aus heutiger Sicht dennoch, aber aktuelle Videogame Verfilmungen sind da auch nicht wirklich besser...

Mortal Kombat kann ich zumindest einen gewissen Kultfaktor zusprechen ;)

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