Review

Als in den Neunzigern Hollywood glaubte, mit der Gamer-Gemeinde eine neue Klientel ansprechen zu können, schossen die Video-Game-Adaptionen nur so aus dem Boden. „Super Mario Bros.”, „Double Dragon” und „ Street Fighter” hatten alle eines gemeinsam, sie floppten, weil sich niemand so richtig mit den filmgewordenen Spielfiguren warm werden konnte und die Streifen leider auch ein unterdurchschnittliches Niveau besaßen. Etwas besser machte es da Paul W.S. Anderson („Event Horizon“, „Soldier“), dessen „Mortal Kombat“ immerhin eine völlig misslungene Fortsetzung und zwei kurzlebige Serien nach sich zog. Gerüchte um einen dritten Teil mehren sich inzwischen...

Dabei ist Anderson ein maximal durchschnittlicher Regisseur, wie seine sehr mäßigen Filme „Resident Evil“ und „AVP: Alien Vs. Predator“ eindrucksvoll bewiesen, aber er kitzelt aus der ohnehin substanzlosen Vorlage von Kevin Droney („Wing Commander“) eine maximal mögliche Kurzweiligkeit heraus, versetzt sie mit reichlich Trashappeal und kredenzt regelmäßige Kloppereieinlagen, auch wenn die Kohärenz des Plots dafür flöten geht. Damit erreicht er auch schon das Optimum.

Die CGI-Effekte sind, auch für das Jahr 1995 absolut unterirdisch und gekünstelt, dafür darf man sich über soweit detailfreudige und phantasievolle Sets freuen. Unheimliche Tempelanlagen, Kämpfe am Strand, eine düstere Barke die alle Menschen zum Kampfplatz bringt, sowie eine dank minimalistischer Beleuchtung und ausführlichem Einsatz der Nebelmaschine atmosphärische Bildkompositionen kann man im Rahmen des „Mortal Kombat“ begutachten.

Inhaltlich erwartet den Zuschauer, das, was er aus der Spielvorlage, wenn er sie denn gezockt hat, kennt. Die menschlichen Kämpfer müssen unter der Obhut von Lord Raiden (Christopher Lambert, „Highlander“, „Fortress“) gegen die Kämpfer von Outworld, angeleitet vom mächtigen Zauberer Shang Tsung (Cary-Hiroyuki Tagawa, „Showdown in Little Tokyo“, „Rising Sun“) antreten. Entweder gewinnen sie und retten die Erde oder verlieren und stürzen die Erde damit ins Chaos. Freilich ist Tsung ein hinterhältiger Seelendieb, der sich nicht an die Regeln hält und zu betrügen versucht, aber mit Liu Kang (Robin Shou, „Tiger Cage“, „Beverly Hills Ninja“), Sonya Blade (Bridgette Wilson, „Billy Madison“, „House on Haunted Hill“) und Johnny Cage (Linden Ashby, „Wyatt Earp“, „Blast“) haben wir mutige Recken in unseren Reihen, die nach einen paar philosophischen Plattitüden Lord Raidens erst zusammen und dann zu sich selbst finden müssen, da sie ursprünglich doch gar nicht ausgezogen sind, um die Welt zu retten, sondern persönlichen Motiven zu folgen.

Die einzigen Gründe sich den Film anzugucken, sind allerdings die Kämpfe und nicht die Storyauswüchse. Um so enttäuschender dann das, was Anderson auf den Zuschauer loslässt. Ohne die geschickt Arbeit von Cutter Martin Hunter („Full Metal Jacket“, „Underworld“), der recht erfolgreich vertuscht, dass nur wenige der Beteiligten überhaupt über Kampfsporterfahrung verfügen, sähe er nämlich alt aus.
In Nebenrollen tummeln sich zwar kompetente Fighter wie Hakim Alston (Omar aus Isaac Florentines „U.S. Seals II“), Chris Casamassa, François Petit und Keith Cooke, doch die vernachlässigt man sträflich, um bekanntere, dafür mit Unkenntnis beschlagene Gesichter wie Trevor Goddard (der Knallkopf aus „Men of War“) und Talisa Soto („Vampirella“, „Mortal Kombat: Annihilation“) ran zu lassen. Schade eigentlich, zumal das harmlose PG-13-Gekloppe überhaupt nicht zur ultraharten Game-Vorlage passt und Kämpfe gegen Ungetüme wie Goro zur Lachnummer verkommen. Die Specialmoves von Sub Zero und Co sind unter aller CGI-Kanone, Finishing-Moves gibt es auch nur selten und gestorben wird wenn unblutig.

Dank des knüppelnden Mortal Kombat-Themes und des in Bezug auf die Kämpfer hohen Wiedererkennungswerts können interessierte Fans der Spielvorlage zugreifen, sofern sie es nicht ohnehin nach zehn Jahren schon haben. Den damaligen Kinoerfolg erklärt dieser zwar soweit kurzweilige, aber technisch eher auf dem Niveau einer Videoproduktion angesiedelte Fantasytrash jedoch nicht.


Fazit:
Da in den Hauptrollen außer Robin Shou, der über Hongkong (u.a. „Black Cat 2“) seinen Weg nach Hollywood fand, kaum jemand über Martial-Arts-Kenntnisse verfügt, muss man auf ausgefeilte Kämpfe leider verzichten. Das bekannteste Gesicht Christopher Lambert feierte hier seinen Abschied aus der Kinoliga und durfte von da an in B-Movies anheuern. Dank der meist gelungenen, düsteren Fantasyatmosphäre, den abwechslungsreichen Kampfschauplätzen und vor allem in Outworld finsteren Sets reicht es so noch für den Durchschnitt. Eine intelligente Story, einen geregelten Ablauf und gute Schauspieler erwartet hier sowieso niemand. Irgendwie darf eben jeder Mal kämpfen, der andere öfter, der andere seltener, ist ja auch egal.
Auf dem Sektor gab es vorher und nachher Schlimmeres, was nicht heißen soll, dass heute sich noch irgendwer mit so einem Film ins Kino trauen würde. Nicht mal Uwe Boll.. hoffe ich...

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