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Mittwoch, 22. Mai 1985: Rambo - First Blood Part II startet in den nordamerikanischen Lichtspielhäusern mit 2074 Kopien und einem Tagesumsatz von 3760 $ - bis zum Einzug aller Filmrollen sollten noch 150.411.671 $ in den Staaten folgen ( = 42,2 Millionen Zuschauer) - für eine R-rated Freigabe ein mehr als beachtlicher Wert( Platz 44 der All-Time R-rated Charts). Stallone gelang es, den Nerv seiner Landsleute zu treffen, er hatte zum richtigen Zeitpunkt das in der Reagan Ära brisante Thema um den Verbleib der Kriegsgefangenen aus dem Vietnamkrieg storymäßig aufgegriffen und damit einen weltweiten Kinohit geschaffen, sowas nennt man dann wohl optimales Timing...

Bei der Wahl des zeitpolitischen Hintergrunds zu Rambo III blieb ihm dieses goldene Händchen verwehrt, er endschied sich für den afghanischen Bürgerkrieg (Sowjetische Intervention von Afghanistan; 1979 - 1989). Michael Gorbatschow verkündete den Rückzug der russischen Streitkräfte im Februar 1988, Rambo hingegen wurde mit Kinostart zum 25. Mai 1988 losgeschickt, um Afghanistan filmisch von den "bösen Russen" zu befreien und seinen Freund Colonel Trautmann zu retten. In der Realität bröckelten die jahrelang suggerierten Feindbilder des kalten Krieges, aus Gegnern wurden urplötzlich Freunde und diese Entwicklung sollte Rambo III dann auch an den einheimischen Kinokassen spüren, 13,1 Millionen Amerikaner wollten den zum damaligen Zeitpunkt letzten Einsatz von Rambo sehen, was einem Einspiel von nur noch 51 Millionen $ entsprach.

"the wind of change" war bestimmt nicht der alleinige Grund für die rückläufigen US Ergebnisse, Skeptiker bemängeln unter anderem auch die gegenüber den beiden Vorgängern noch dünnere Rahmenhandlung, die mehr oder weniger nur aus der Befreiungsaktion Trautmanns besteht, weitere Kritiker behaupten, dass das oben genannte realpolitische Thema nur als Deckmantel für eine „ausufernde Gewaltorgie“ benutzt wurde, so kam Rambo III in den 90er Jahren als brutalster Film aller Zeiten in das Guinness-Buch der Rekorde mit seinen 221 Gewalttaten und den 108 filmischen Toten. Trotz alledem konnte Rambo auch mit seinem dritten Auftritt außerhalb Amerikas seinen Siegeszug fortsetzen in dem er die ca. 150 Millionen Dollar Einspiel vom Vorgänger annähernd wiederholte, technisch und handwerklich gehört er jedenfalls mit zum Besten, was das Actionkino in der damaligen Zeit zu bieten hatte. Ursprünglich war Russell Mulcahy als Regisseur vorgesehen, wegen kreativer Differenzen wurde er nach 2 Wochen durch Peter MacDonald ersetzt, für die Umsetzung des Projekts stand ein Budget von knapp 63 Millionen Dollar zur Verfügung und neben der Gage an Sylvester Stallone ist wohl auch ein beachtlicher Teil der Summe in die Realisierung der gigantisch wirkenden Actionszenen geflossen. Zu den perfekt inszenierten kriegerischen Rambo einer gegen alle Auseinandersetzungen in Form von knallharten, wuchtig-blutigen Shootout‘s und optisch ansprechend choreographierten Nahkämpfen werden auch eine hohe Anzahl an spektakulären Explosionen geboten, und das, so wie es Ende der 80er Jahre üblich war, handgemacht mit echten Sprengsätzen ohne künstliche Computereffekte, darüber hinaus werden viele atemberaubende Gefechtsdarstellungen mit schwerer Artillerie wie Panzern und Helikoptern präsentiert, außerdem gelingt es MacDonald beachtenswerte, atmosphärische Landschaftsaufnahmen vom orientalischen Wüstensetting Afghanistans einzufangen, diese hinterlegt er mit fernöstlich angehauchten musikalischen Klängen, was dem Gesamtwerk prachtvolle Impressionen mit leicht exotischen Nuancen verleiht.

Ergänzend zu der allgemein als gelungenen zu bezeichnenden optischen Darbietung von Rambo III wird das Handlungsspektrum des Films mit knochentrockenen, humorig angehauchten Onlinern erweitert, die unter Actionfans im Laufe der Zeit zum Kult avancieren sollten, denn das blaue Licht, es leuchtet nun mal blau und Gott kennt Gnade, aber Rambo eben nicht, der aufmerksame Zuschauer kann beim genauen Betrachten des Gesehenen auch dank der angesprochenen Stilmittel eine von den Machern gewollte Überzeichnung der Titelfigur mit teilweise fast schon comicartigen Zügen zu einer unbesiegbaren Kampfmaschine feststellen. Ich persönlich habe die Story und Rambos Entwicklung im dritten Teil  wohlwollend aufgenommen, einzig und allein der selbst für  Action Verhältnisse übertrieben wirkende Showdown, in dem Rambo und Trautmann zusammen mit Hilfe der Rebellen gegen eine ganze Armee von Panzern und Helikoptern antreten muss, war für mich dann des Guten zu viel, hier sehe ich den einzig vorwerfbaren Kritikpunkt an Rambo III.

Darstellerisch überzeugen die beiden Hauptprotagonisten in Ihren angestammten Rollenverteilungen. Rambo wirkt in diesem Teil körperlich und physisch nochmal einen Tick stärker wie bekannt und wird von Stallone gewohnt actionlastig verkörpert, bzw. er zelebriert förmlich sämtliche Eigenschaften der One-Men-Armee John Rambo in vollem Umfang. Richard Crenna bekommt deutlich mehr Screentime als in den beiden Vorgängern und weiß diese auch zu nutzen, nach der Befreiung von Trautmann lassen sich außerdem handlungstechnisch leichte Einflüsse aus dem Buddy-Movie-Genre beobachten. Der Anführer auf russischer Seite, Oberbefehlshaber Zaysen (Marc De Jonge), erfüllt inhaltlich so ziemlich jedes Klischee, welches man von seinem Filmcharakter erwarten darf, mit Leben, eine aus meiner Sicht gute Besetzung. Der weitere Cast wurde ebenfalls passend ausgewählt und trägt zu einem actionorientierten, empfehlenswerten Endprodukt bei, in den knapp 90 Minuten sind auffallend positiv so gut wie keine Längen zu verzeichnen.

Ganz so weit wie die Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) möchte ich bei meinem Fazit nicht gehen, die Rambo III 1988 das Prädikat wertvoll verlieh, ich sage, wir haben mit dem dritten Teil einen sehr guten Actionfilm vorliegen, der sich selbst auch auf Grund der neu eingestreuten ironischen Momente nicht mehr 100 % ernst nimmt und in erster Linie perfekte Actionunterhaltung bieten will, was ihm auch tatsächlich gelingt, 9 von 10 Punkte, Note 1-2. 

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