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Der junge Pianist Martijn reist nach Marokko, um dort ein Ernährungsprogramm für Kinder zu organisieren. Doch bereits kurz nach seiner Ankunft werden er und ein Freund, der eigentlich zu seinem Schutz mitgeflogen war, entführt und betäubt. Als sie wieder aufwachen, befinden sie sich in einer großen Lagerhalle, an einen Stuhl gefesselt. Kurz darauf tritt der vermeintliche Entführer Ahmat auf den Plan. Nachdem Martijns Partner in seiner Verzweifelung den Kidnapper beschimpft, wird er vor den Augen des Pianisten erschossen. Danach beginnt das eigentliche Verhör. Doch obwohl anscheinend ein großes Missverständnis vorzuliegen scheint, geht die Prozedur immer weiter. Als Ahmet die Antworten seines Opfers nicht gefallen, bzw. er glaubt, dass Martijn lügt, schneidet er ihm nach und nach einen Finger ab, was für einen Pianisten nun ja besonders ungünstig ist. Doch was soll das Opfer tun? Soll er Ahmet die Wahrheit sagen? Aber welche Wahrheit denn? Oder steckt hier doch mehr dahinter als man zunächst annimmt?

Hierbei entsteht für den Zuschauer eine sehr interessante Situation. Ist man anfangs selbstverständlich auf der Seite des gequälten Pianisten, wandelt sich das Bild mit zunehmender Verhördauer, denn nach Lage der Dinge hat dieser deutlich mehr Dreck am Stecken als zunächst angenommen.

Die Auflösung des Ganzen ist durchaus einigermaßen überraschend, und das Abschlussbild ist das Sahnehäubchen auf dem wirklich gelungenen Ende. Doch jetzt kommt das Aber: Mit zunehmender Verhördauer werden die verschiedenen Wendungen doch etwas zu umfangreich und teils auch abstrus. Wendungen sind ja schon 'ne tolle Sache, doch man sollte es auch nicht übertreiben, was hier eindeutig der Fall ist.

Auch einige Dialoge zwischen den beiden Hauptdarstellern sind weniger gut gelungen. Insbesondere der von Ryan Phillippe verkörperte Charakter scheint es doch irgendwie sehr relaxt zu sehen, dass er gerade mal eben zwei Finger verloren hat und reißt sogar den ein oder anderen witzigen Spruch. Das ist in diesem Film einfach unpassend.

Fishburne spielt den Schurken grandios wie immer (den sollte man eigentlich nur als Bösen besetzen), während Ryan Phillippe an manchen Stellen zu wenig Angst zeigt, wenn man bedenkt, in welcher Situation er sich befindet.

Regisseur Malkin, der uns schon mit „Soul Assasin" einen extrem stylischen, aber inhaltlich blutleeren Thriller kredenzte, macht es hier komplett anders, was aber auch an der Story liegt, denn hier regieren reichlich Dialoge statt schneller Cuts, und vor allem benutzt er keine ständigen Blaufilter, mit denen er es in seinem Debüt maßlos überzog.

Eigentlich ist „Five Fingers" ein durchaus gelungener Thriller. Zum Prädikat „Sehr Gut" fehlt jedoch irgendwie der letzte Kick. Es ist schwer zu erklären, aber irgendwie kann der Film den Zuschauer bei weitem nicht so fesseln wie andere ähnlich gelagerte Produktionen. Woran das konkret liegt, vermag ich allerdings auch nicht zu erklären. Schaut Euch den Film einfach an, dann werdet Ihr das bestimmt auch so empfinden, verlorene Zeit ist der Streifen aber keinesfalls!

7 von 10

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